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«Wirklich gute Bilder sind selten»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Wirklich gute Bilder sind selten»

Autor: Carole Schneuwly

Als erster Fotograf wurde Michel Roggo am Freitag mit dem Kulturpreis der Deutschfreiburgischen Arbeitsgemeinschaft (DFAG) ausgezeichnet. Insgesamt hat der Verein den Preis seit seiner Gründung 1959 neun Mal verliehen.

Michel Roggo, nur alle paar Jahre vergibt die DFAG ihren Kulturpreis. Was bedeutet es Ihnen, dass Sie zu den neun bisherigen Preisträgern gehören?

Als ich von dem Preis erfuhr, war meine erste, spontane Überlegung: Bin ich wirklich schon so alt? Preise erhält man schliesslich oft, wenn man lange an etwas gearbeitet hat … Der DFAG-Preis ist für mich eine besondere Freude, weil er aus der Region kommt, in der ich lebe. Er ist eine Anerkennung meiner Arbeit und eine Motivation zum Weitermachen – gerade auch, was meine freien Arbeiten angeht, die ich nicht primär wegen des Geldes mache. Diese schrägen Sachen, die ich vielleicht nie verkaufen kann, sind mir wichtig.

Sie sind der erste Fotograf, der den Kulturpreis der DFAG erhalten hat …

Ja, und das ist wichtig für die Fotografie, die damit als kulturelle und künstlerische Tätigkeit anerkannt wird – eine Einsicht, die sich zunehmend auch beim breiten Publikum durchsetzt.

Haben solche Überlegungen Ihren Werdegang als Fotograf beeinflusst?

Als ich mich mit 40 Jahren selbständig gemacht habe, habe ich nicht so viel überlegt. Es war ein langer Weg bis zu dem Punkt, an dem ich heute bin, ein Weg, auf dem es auch Rückschläge und Misserfolge gab. Ich bin ein neugieriger Mensch, der immer gerne Sachen ausprobiert hat, auch ohne viel nachzudenken und ohne zu wissen, ob etwas funktionieren wird. Dies kann ich heute umso mehr tun, je mehr Erfolg ich habe.

Ihre Neugier war es letztlich auch, die Sie überhaupt erst aus der Schulstube zur Fotografie gebracht hat.

Einige meiner Lehrerkollegen an der OS Düdingen fotografierten, und ich fand anfangs, ich müsse das ja nicht auch noch machen. Dann lieh mir eines Tages ein Kollege seine Ausrüstung aus, die ich noch am gleichen Abend ausprobierte. Nur ein paar Monate später kaufte ich mir eine eigene Ausrüstung und ging völlig unvorbereitet nach Kenia, um Löwen zu fotografieren. Etwas später reiste ich nach Alaska, um Fotos von Bären und Elchen zu machen. Dort entdeckte ich Lachse auf dem Laichzug. Um sie fotografieren zu können, liess ich ein wasserdichtes Gehäuse für meine Kamera bauen – ein Gehäuse, das ich heute noch brauche.

So wurden Sie zum Spezialisten für Fisch- und Unterwasserfotografie …

Ich war immer viel draussen, habe die Natur und das Wasser gekannt. Trotzdem betrachte ich mich nicht unbedingt als Naturfotograf. Ich verfolge eher einen ästhetischen Ansatz, den ich auch anderswo finden könnte. Das hat sich allmählich entwickelt. Anfangs wollte ich einfach Fische fotografieren und suchte dafür einen schönen Hintergrund. Mit den Jahren entdeckte ich, dass hier ein grosses, nahezu ungenutztes Potenzial schlummerte. Die Unterwasserwelt eröffnete sich mir als komplexes Milieu mit zahllosen Akteuren. Nirgends ist das Licht mit seinen Reflexionen und Brechungen so schön wie hier. Es ist ein Tummelfeld, in dem ich Bilder kreieren kann, die man sonst nie zu sehen bekäme.

Wie viel ist bei solchen Bildern Planung, wie viel Zufall?

Es ist von beidem etwas. Ein Überraschungsfaktor ist immer dabei, aber dank meiner Erfahrung kann ich mir heute ein bestimmtes Bild vorstellen und mir überlegen, wo ich es machen könnte. Das braucht Zeit und Musse. Ich muss an einem bestimmten Ort auf gute Bedingungen warten und in Ruhe arbeiten können. Das geht oft am besten im Ausland, wo ich weniger abgelenkt bin.

Der Aufwand bleibt aber gross …

Ja, der Aufwand ist gross, und wirklich gute Bilder sind selten. Man sucht immer die Perfektion, aber die gibt es nicht. Man kann nur nahe an die Grenze kommen, wo man den eigenen Ansprüchen genügt. Das wichtigste Werkzeug des Fotografen bleibt der Papierkorb; da muss man gnadenlos sein. Die digitale Entwicklung ist diesbezüglich ein grosser Vorteil. Dank ihr kann man viel mehr Experimente machen. Früher hat jeder Versuch 50 Rappen gekostet …

Welche Projekte und Experimente stehen denn als nächstes an?

Dieses Jahr ist mit Dingen wie Ausstellungen und Publikationen sehr viel gelaufen. Jetzt möchte ich wieder mehr zum Fotografieren kommen. Ich möchte bald nach Alaska zurückkehren und plane kleine Reisen nach Slowenien, Kroatien und Schweden. Und dann habe ich immer noch den Amazonas im Hinterkopf, wo ich Anfang der Neunzigerjahre erste Unterwasserversuche unternommen habe und nach mehreren Monaten mit zwei oder drei brauchbaren Bildern zurückgekommen bin. Menschlich habe ich damals viel gelernt, aber mein Unterwasser-Eldorado habe ich noch nicht gefunden …

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