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Wirtschaftsförderung aus dem Labor

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In einen weissen Laborkittel gekleidet trifft man Claude Ramseier selten an, und mit Reagenzgläsern hantiert er auch fast nie. Vielmehr ist er häufig im Kanton unterwegs, besucht Restaurants und Gemeindeverwaltungen, trifft Firmenchefs und Bauern. Überhaupt verabschiedet man sich von manchem Klischee, wenn man mit Claude Ramseier über seine Funktion als Freiburger Kantonschemiker spricht, die er seit Anfang Jahr ausübt. «Ich bin kein Polizist. Wo Probleme vorhanden sind, versuche ich einen Weg für eine gemeinsam akzeptable Lösung aufzuzeigen.» Ramseier hatte zuvor im kantonalen Labor von Basel-Stadt und Jura gearbeitet. Dort habe er gelernt, wo immer möglich zu kommunizieren, sagt er. «Ich erachte es als unsere Aufgabe, transparent aufzuzeigen, dass wir weder stören noch unnötige Kosten verursachen wollen, sondern dass wir etwas Sinnvolles tun. Einen Betrieb können wir unterstützten, so dass seine Produkte hygienekonform sind und er auf dem Markt bestehen und sich entwickeln kann.»

Zuerst der Umzug

Der 57-jährige Ramseier, ein Deutschschweizer mit Basler Dialekt, der sich wie ein Romand fühlt, hat die Nachfolge des in den Ruhestand getretenen Jean-Marie Pasquier zu einem Zeitpunkt übernommen, da das Kantonslabor und das Veterinäramt in Givisiez örtlich zusammengelegt wurden. «Diese 2008 durch den Grossen Rat initiierte Fusion ist nun abgeschlossen, und sie ist durch und durch positiv», so Ramseier. «Der gemeinsame Standort bringt Synergien und eine bessere Zusammenarbeit.» Die Lebensmittelsicherheit und das Veterinärwesen teilen sich das Sekretariat, die Buchhaltung, das Personalwesen und die Informatik. Kantonstierarzt Grégoire Seitert führt das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen mit Claude Ramseier als Adjunkt. In ihren Kompetenzbereichen arbeiten er und Seitert zwar täglich zusammen, aber selbstständig in ihren Dossiers.

Wie Ramseier ausführt, erfolgte zeitgleich zur Freiburger Zusammenlegung auch die Einführung eines gemeinsamen Informatiksystems aller Westschweizer Kantone. Auch dadurch gebe es Synergien und Einsparungen. So kommt besser zum Ausdruck, dass die einzelnen Westschweizer Kantonslabors ihre Spezialitäten haben, von denen auch die anderen Labors profitieren. Freiburg sei das spezialisierte Labor für Trinkwasseranalysen, so Ramseier. Mit dem Zusammenspannen auf Westschweizer Ebene profitieren auch Firmen, so der Kantonschemiker. «Unternehmen, die in mehreren Kantonen tätig sind, finden überall die gleichen Prozesse vor.»

Neue Ideen erwünscht

 Fragt man ihn nach seinem Pflichtenheft, so antwortet Ramseier: «Die Geschäfte führen, den Rhythmus vorgeben und auch neue Ideen und Dynamik einbringen.» In seinen ersten Monaten in Givisiez hat er bereits viele Exportzertifikate ausgestellt. Ramseier selber sieht sich im Kanton Freiburg selber noch in einem Lernprozess, der wohl bis Ende Jahr daure. Er suche den Kontakt, um Konflikte zu lösen und gewisse Dinge zu erklären, sagt Ramseier. Bisher habe er bereits viele Deutschfreiburger Gemeinden besucht, den Greyerz- und den Broyebezirk beispielsweise müsse er aber noch besser kennenlernen. Auch einige Grossbetriebe hat er noch auf seiner Liste.

«Auch bei Industriebetrieben mit Fachleuten gibt es Lücken: Manchmal müssen Produkte beanstandet werden», sagt er. «Unternehmen sind aber auch froh um Kontakte. Wir vermitteln, welche Anforderungen der Bund stellt.»

Ramseier sagt, er wolle nicht die Botschaft vermitteln, dass alles cool sei, wenn man nur darüber rede: «Die Gesetze sind gegeben und müssen eingehalten werden. Wir müssen beanstanden, wenn nötig auch verwarnen oder verzeigen. Da gibt es keinen Spielraum. Doch oft können wir durch unsere Arbeit auch Missverständnisse aus dem Weg räumen.» Mit seinem Vorgehen scheint Ramseier in Freiburg gut anzukommen. Beispielsweise hatten die Wirte an ihrer Kantonalversammlung für den neuen Kantonschemiker lobende Worte übrig.

Gutes Trinkwasser

Fragt man den Kantonschemiker nach den Besonderheiten Freiburgs aus seiner Perspektive, so erwähnt er die bedeutende Lebensmittelindustrie: «Nespresso, Cailler, Elsa, Cremo, Micarna, Chocolat Villars und die Gruyère-Produktion, das sind sehr dynamische Betriebe. Da lohnt es sich, gute Kontakte zu pflegen.» Claude Ramseier hat auch festgestellt, dass Freiburg dank seiner Böden in der Regel über gutes Trinkwasser verfügt, aber einen Nachholbedarf sieht er in der Infrastruktur (Text unten). Da das Freiburger Kantonslabor bei Trinkwasseranalysen eine Vorreiterrolle innehat, hat sich der neue Kantonschemiker ein besonderes Ziel gesetzt: «Ich möchte dazu beitragen, dass die Freiburger weniger Flaschenwasser trinken.»

Wasserversorgung grösstenteils aus den 70er-Jahren

 Vor fünf Jahren hat der Grosse Rat ein neues Trinkwassergesetz genehmigt, nun geht es an dessen Umsetzung. Bei einer Bestandesaufnahme zeichnet sich ab, dass grosser Investitionsbedarf herrscht. Dieser dürfte vielerorts einen markant höheren Wasserpreis zur Folge haben.

«Die Freiburger Trinkwasserversorgung wurde in den 1970er-Jahren für 180 000 Einwohner erstellt, sie muss aber heute 300 000 Einwohnern dienen.» Mit dieser Feststellung macht der Kantonschemiker Claude Ramseier darauf aufmerksam, dass auf die Infrastruktur für Trinkwasser grosse Herausforderungen warten. «Die Qualität des Trinkwassers könnte zum Problem werden», sagt er. Die Infrastruktur müsse neuen technischen Standards genügen, was nicht überall der Fall sei.

Nicht ganz dicht

Beispielsweise erwähnt der Kantonschemiker Reservoirs, die oben nicht mit Gitter versehen sind, so dass Tiere ins Wasser geraten könnten. Auch dürfe der Einstieg zu Reservoirs nicht mehr über die Oberfläche des Wassers erfolgen, und auch rostige Zustiegsleitern gingen heute nicht mehr, so Ramseier.

«Es herrscht ein Manko», zieht Ramseier als Fazit. Anhaltspunkte dazu erhält er aus Plänen über die Trinkwasserinfrastruktur, welche die Gemeinden derzeit an den Kanton einreichen. Das 2011 vom Grossen Rat genehmigte Gesetz über Trinkwasser verlangt, dass Gemeinden diese Pläne bis Ende Juni einreichen. Das vom früheren Staatsrat Pascal Corminboeuf eingeführte Gesetz soll dafür sorgen, dass der Kanton seine Einwohner in genügender Menge mit Trinkwasser versorgt, und zwar mit gut geplanten und koordinierten Infrastrukturen. Dazu gehört die Planung der Investitionen und der Tarife.

«Trinkwasser muss selbsttragend sein», ruft Ramseier in Erinnerung. Mit den Trinkwassergebühren hätten Gemeinden Reserven anlegen sollen, was aber nicht immer geschehen sei. Auch hätten vereinzelt Gemeinden mit Geld aus den Trinkwassertarifen andere Aufgaben finanziert. Wie der Kantonschemiker sagt, stützt er sich auf konkret gemachte Beobachtungen.

Der im Kanton herrschende Investitionsbedarf werde wahrscheinlich dazu führen, dass in vielen Gemeinden die Trinkwassergebühren erhöht werden müssen. «Eine Erhöhung um das Vier- oder Fünffache kann schon vorkommen», so Ramseier, wobei zwischen Grund- und Verbrauchsgebühr Varianten möglich seien. Eine Finanzierung von Trinkwasserinfrastruktur durch Steuergelder schliesst das Gesetz aus.

Das Manko in der Infrastruktur gelte aber nicht pauschal: «Es gibt Gemeinden, die vorausgedacht und gemeinsam investiert haben.» Als Beispiel nennt er die Einweihung des Trinkwasserreservoirs in Courtepin (FN vom 20. Mai). 

 Wie viele Gemeinden betroffen sein werden, kann die für die Institutionen zuständige Staatsrätin Marie Garnier (Grüne) noch nicht abschätzen. Mehrere Gemeinden hätten bereits reagiert, und für die anderen werde man pragmatische Lösungen finden.

«Das Gesetz steht»

Nadia Savary, Präsidentin des Freiburgischen Gemeindeverbandes, ist sich bewusst, dass Gemeinden mit der Infrastruktur im Rückstand sind, und dass die Lösung über höhere Gebühren führe. Das Gesetz sei im Verband viel diskutiert worden, als es entstanden sei. Jetzt werde das Thema von den Gemeinden aber kaum diskutiert, «vielleicht aus Sorge, was auf sie zukommt», so Savary. «Sicher ist: Das Gesetz steht, und die Gemeinden müssen sich anpassen.»

Vor Verschmutzung geschützt: das neue Trinkwasser-Reservoir in Courtepin. Bild Charles Ellena

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