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Wo der Röstigraben über den Esstisch geht

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Vor knapp 40 Jahren ist die Deutschschweizerin Nadja Gaillet von Bern ins welschsprachige Mur auf den Mont Vully gezogen. «Ich war entsetzt, wie die Toleranz gefehlt hat», erzählt sie. «Ici on parle français», sei bei vielen Vuillerains die Devise gewesen. Als Konsequenz setzten sie und ihr Mann Willy in ihrem Bed and Breakfast Eulenhof konsequent auf die Zweisprachigkeit. Einer ihrer Lieblingssätze ist: «Der Röstigraben geht über unsern Esstisch.» Das Menu stellten sie jeden Tag auf Deutsch und Französisch vor, erzählt sie.

Nicht nur zwei Sprachen

Für ihren zweisprachig geführten Betrieb sind Gaillets gestern Abend im Museum Murten vom Verein Murten Morat Bilingue mit dem Zweisprachigkeitspreis ausgezeichnet worden. Es mache sie «sprachlos», sagte Nadja Gaillet, worauf ihr Mann übernahm, der welsch aufgewachsen ist: An den Gästetischen sage er zuerst einmal «Bonjour». «Und wenn niemand reagiert, sage ich‹Grüezi›». Obwohl Gaillets Ende Jahr aufhören, ist auf dem Eulenhof auch künftig dafür gesorgt, dass in zwei oder sogar in noch mehr Sprachen kommuniziert wird. Sohn Laurent führt den Gastbetrieb weiter. Als gelernter Flight Attendant spricht er nicht nur Deutsch und Französisch, sondern auch Englisch und Spanisch.

Neben einem Check von 1000 Franken verlieh der Verein den Eulenhof-Betreibern gestern ein Anerkennungsdiplom. Dasselbe Geschenk erhielt das Museum Murten. Als er per Telefon über den Preis informiert worden sei, habe er mit seinen Mitarbeitern gerade den zweisprachigen Text für das nächste Bild des Monats vorbereitet, sagte Museumsleiter Ivan Mariano.

Wie es sich für eine zweisprachige Institution gehört, hat das Museum ein zweisprachiges Logo: Darauf machte Jurymitglied Claudine Brohy bei der Preisübergabe aufmerksam. Was vielen Murtnern selbstverständlich erscheint, war Brohy–die an der Universität und damit in der Kantonshauptstadt arbeitet–wohl eine besondere Erwähnung wert.

Eine Führung für alle

Das Museum Murten wolle die Zweisprachigkeit künftig noch stärker fördern, sagte Mariano. Im Oktober soll erstmals eine theatralische Führung stattfinden, bei der die Schauspieler Deutsch und Französisch sprechen. Neben Schauplätzen in der Stadt Murten wird das Publikum im Museum herumgeführt. Die Herausforderung dabei: Deutschschweizer, die nicht gut Französisch verstehen, und umgekehrt, sollen bei den Erzählungen der Schauspieler mitkommen. «Das wird schwierig sein», so Mariano. Die Erfahrung mit den zweisprachigen Vorträgen, die das Museum neuerdings organisiert, stimmt ihn aber optimistisch. «Zuerst hatte ich Angst, weil an den Vorträgen teilweise schwierige Themen behandelt werden. Aber die Leute sind begeistert.»

Region zieht Auswärtige an

Dass die zweisprachige Region rund um den Murtensee auch Auswärtige anspricht, machte die neue Murtner Gemeinderätin Etel Keller in ihrer Ansprache klar. Vor einigen Jahren sei sie geschäftlich am Murtensee gewesen, sagte sie in ihrer ersten offiziellen Rede in ihrer neuen Funktion als Repräsentantin der Gemeinde Murten und als Mitglied des Vereins Murten Morat Bilingue. Gegessen habe sie damals im Eulenhof in Mur. «Da habe ich mich entschlossen, mit meiner Familie nach Murten zu ziehen.»

Verein: Ein Schild spielte eine gewisse Rolle

Der Verein Murten Morat Bilingue ist noch jung. Er wurde 2011 gegründet – nicht zuletzt, um der SBB Druck zu machen, den Bahnhof Murten zweisprachig zu beschriften. Im letzten Sommer hat der Verein den Zweisprachigkeitspreis zum ersten Mal übergeben. Neben dem Monatszeitschrift Le Lac wurde der Verein Ferienpass Murten ausgezeichnet.

Die Vorschläge für den Zweisprachigkeitspreis kommen von den rund 100 Mitgliedern des Vereins. Auch Facebook-Benutzer können Institutionen oder Vereine vorschlagen. Die beiden Preisträger wählt eine Jury mit vier – selbstverständlich zweisprachigen – Mitgliedern: Maïta Dessibourg, Gymnasiastin aus Murten; Murten-Tourismus-Geschäftsleiter Stephane Moret; Guido Bachmann, Berufsmann aus Cressier, und Claudine Brohy, Sprachwissenschaftlerin an der Universität Freiburg. hs

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