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Wo genau wohnt eigentlich Gott…?

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Wo wohnt Gott? Das klingt wie eine Kinderfrage, mit der wir nachsichtig lächelnd umgehen. Die Antwort für Kinder: «Gott wohnt im Himmel» ist für auch Erwachsene beruhigend – beruhigend weit weg. Kaum reicht ja die Zeit, uns um unser eigenes Wohnen zu kümmern. Wohnungen sind eher Parkgaragen für Menschen geworden, in denen sie sich für die knappen Pausen zwischen Arbeit und sonstigen Pflichten abstellen.

Die Advents- und Weihnachtszeit bildet eine Ausnahme: Wir schmücken unsere Wohnungen – ein Adventskranz, ein Windlicht vor der Haustür, Sterne am Fenster, Vogelfutter auf der Fensterbank, ein Weihnachtsbaum, die Krippe, der Duft nach Gebäck, ein feierlich gedeckter Tisch… Unsere Wohnung zieht wieder Aufmerksamkeit auf sich. Das gilt umso mehr, wenn Besuch zu erwarten ist: Unsere Wohnung wird dann zu einer Visitenkarte unserer selbst. Wir selbst sind gespannt zu sehen, wo und wie unsere Freunde wohnen.

Wo wohnt Gott? Davon spricht Weihnachten. Um im Bild zu bleiben: Gott kommt zu Besuch. Er verlässt seine Wohnung «im Himmel» und kommt «auf Erden». Für eine Wohnung reicht es nicht. In der Herberge ist kein Platz. Sein Ort wird die Krippe bei den Tieren. Der Evangelist Johannes beschreibt dieses Geschehen grundsätzlicher: «Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt.» (Joh. 1,14).

Der Satz sagt mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist: Das griechische Wort für «wohnen» heisst eigentlich: «Ein Zelt aufschlagen». Ein Wörterbuch kommentiert: «Im Hause wohnt man dauernd, im Zelt vorübergehend.» Dann ist da noch die Perfekt-Form: Im Deutschen klingt das wie Vergangenheit, wie ein Märchen: Es war einmal… Im Lateinischen hat das Perfekt die Bedeutung: Eine in der Vergangenheit begonnene Handlung dauert bis heute an.

Wo wohnt Gott? Der biblische Text antwortet: Gott hat sein Zelt unter uns aufgeschlagen und wohnt unter uns. Die Welt ist «perfekt» geworden, indem sich Gott mit dem «Vorübergehenden» in ihr identifiziert hat. Ein Widerspruch? Es ist der Widerspruch, den wir Tag für Tag erleben: Wir erstreben das Perfekte, das Vollkommene – und erleben das Vorübergehen, ja das Untergehen unserer Hoffnungen, unserer Sicherheiten, das Scheitern unserer Pläne, die Katastrophen von Krieg, Tod, Bedrohung der Zukunft des ganzen Erdballs.

Das Fleisch, das nun sein Zelt ist, macht diesen Gott verletzlich: hineingeboren in ein besetztes Land, nur knapp dem Kindermord des Herodes entkommen, mit seinen Eltern auf der Flucht nach Ägypten, aufgewachsen im unspektakulären Alltag eines Zimmermanns in Nazareth.

Die ersten Worte, die von dem fleischgewordenen Gott namens Jesus durch Johannes überliefert sind, bilden eine Frage: «Was sucht ihr?» Und die künftigen Jünger antworten ihrerseits mit einer Frage: «Wo wohnst du?» Die Antwort lässt ratlos: «Kommt und seht!» – weder Adresse noch Erfahrungsbericht folgen. Meister Eckhart radikalisiert die Aussage und übersetzt: Im Wo wohnst du. Jedes Wo ist Gottes Zelt auf Erden geworden.

Wo wohnt Gott? Gott hat sein perfektes ewiges Leben preisgegeben, um die Katastrophe seiner Schöpfung zu teilen. Das Alte Testament ahnt die Freude der Weisheit Gottes, unter den Menschen zu sein (Sprichwörter 8,31). Das Neue Testament kennt die schmerzhafte und tödliche Seite dieser Freude. Auch Gottes Pläne scheitern, gehen vorüber im Pascha des Kreuzes. Aber in der Auferstehung wiederholt sich die Zusage: Ich bin bei euch und wohne unter euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Seit Weihnachten ist Gott zu finden im Zelt unseres Fleisches. Seit Weihnachten können wir Gott im Fleisch lieben, indem wir uns einander zuwenden, so vorübergehend, unverständlich und unrettbar das Leben uns auch erscheinen mag. Wie wäre es, wenn wir nicht die Abwesenheit Gottes beklagen, sondern wagen, Gottes unerträgliche Nähe zuzulassen? Wie wäre es, wenn wir die «unter die Räuber gefallene» Welt mit der schlichten, konkreten Liebe umfangen, die Gott ihr an Weihnachten erweist?

Barbara Hallensleben, Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene an der Universität Freiburg.
Charles Ellena/a

Zur Person

Barbara Hallensleben

Barbara Hallensleben ist ordentliche Professorin für Dogmatik und Theologie der Ökumene an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg. Sie ist Konsultorin des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Mitglied im Direktorium des Instituts für Ökumenische Studien sowie Mitglied der Internationalen orthodox-katholischen Dialogkommission. Zwischen 2004 und 2006 war sie Dekanin der Theologischen Fakultät und seither auch Mitglied im Komitee zur Vergabe der «Silbernen Rose des hl. Nikolaus». fca

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