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Wo nur das Hier und Jetzt zählt

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Autor: Carolin Foehr

Dass in der Demokratischen Republik Kongo andere Sitten als in der Schweiz herrschen, hat Veronique Isenmann Ghrandi während ihres Aufenthalts in Goma schnell erfahren müssen. «Eines Tages sagte mir unser Aufseher, seinem Bruder habe man während eines Streits den Arm abgeschlagen», erzählt die 52-Jährige, noch immer betroffen. Abends seien sie und ihr Mann Moez nie ausgegangen – zu gefährlich, als Weisser durch die Gassen der Stadt nahe der östlichen Grenze zu spazieren.

Nicht nur an den brutalen Alltag musste sich das Ehepaar in den ersten 15 Monaten ihrer Arbeit gewöhnen. Besonders lange habe sie gebraucht, zu akzeptieren, dass sie zu niemandem volles Vertrauen haben könne, gesteht Veronique Isenmann Ghrandi. «Die Menschen zeigen sich an einem Tag von ihrer besten, am nächsten Tag von ihrer schlimmsten Seite. Für uns war das ein herber Rückschlag.»

Vergeben und vergessen

Der ernste Unterton in ihrer Stimme lässt erahnen, was diese Erfahrung für die Theologin und Friedensarbeiterin bedeutet haben muss. «Eine Zeit lang dachte ich: So kann es nicht weitergehen.» Bis sie begriff, dass für die Menschen in Goma nur das Hier und Jetzt zählt – und dass jedes Mittel recht ist, um darin zu überleben.

Heute sieht die Bibelspezialistin und Entwicklungshelferin auch die positive Seite dieser Eigenschaft: «Ich kenne kein anderes Land, in dem die Menschen so vergeben und vergessen können wie im Kongo.» Der Bruder des Aufsehers, dem seit dem Streit ein Arm fehlt, arbeitet heute als Bauer auf dem Land seines früheren Angreifers.

Enge bedrückend

Die im Elsass geborene Bibelspezialistin ist viel gereist, hat nach ihrem Informatik- und Theologie-Studium in Freiburg, Nigeria und Kanada gearbeitet. «Mein Zuhause ist die Erde», sagt sie lächelnd. Manchmal habe sie im Kongo Heimweh nach den Freunden gehabt, oft bedrücke sie die Enge und das Elend in den afrikanischen Gassen. Trotzdem sieht sie im Kongo nicht nur die Armut der Bevölkerung, sondern auch deren Reichtum. «Der Trumpf der Afrikaner sind ihre Lebensfreude und ihr Optimismus», weiss sie.

Ab November will das Ehepaar wieder in Goma zuhause sein. Dann sollen während zwei weiteren Jahren verschiedene Hilfsprojekte umgesetzt werden (siehe Kasten). Die Entwicklungshilfe der Ghrandis wird von der Westschweizer Organisation «Eirene» getragen.

Ethische Konflikte

Statt finanziellen Mitteln wollen sie der Bevölkerung vor allem «Hilfe zur Selbsthilfe» bieten, zum Beispiel beim Aufbau lokaler Geschäfte und Familienunternehmen, erklärt Moez Ghrandi.

In einem Pilotprojekt werden sie sechs kongolesische NOG unterstützen , ihre verschiedenen Programme zusammenzuschliessen – trotz ethnischer Differenzen und Konflikte. «Wir wissen nicht, ob es funktionieren wird», gibt Moez Ghrandi zu. Hoffnung mache ihm aber, dass die Organisationen selbst um die Zusammenarbeit gebeten haben.

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