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Wo sich Pilger zu Hause fühlen

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Pilgervater Klaus Augustiny kennt den Jakobsweg. Zusammen mit seiner Frau ist er in Etappen nach Santiago de Compostela gewandert. «Der Weg ist kulturell sehr interessant. Wir haben so die Vielfalt von Europa kennengelernt», sagt Augustiny. Die alten Kirchen in Frankreich, das Massiv Central, die Gesänge der Basken, die Geschichten der anderen Pilger–all das ist Klaus Augustiny in bester Erinnerung.

 Auf einer der Wanderungen entstand auch die Idee, eine Pilgerherberge zu eröffnen (siehe Kasten). Diese gibt es nun seit 2010 in Heitenried, in der ehemaligen Käserei. Geöffnet ist die Herberge von April bis September täglich ab 16 Uhr. «Wenn es so heiss ist, wie jetzt, begrüsse ich die Pilger mit einem selbst gemachten kühlen Sirup», erzählt Augustiny. Auch im Eingang ist es angenehm kühl. Über der Rezeption thront, wie könnte es anders sein, der heilige Jakob–sitzend. «Es ist ein Bild aus Spanien. Dass der heilige Jakob sitzend abgebildet ist, ist sehr selten, meistens ist er als Pilger zu sehen», sagt Augustiny.

Er öffnet die angrenzende Tür, welche in den Schlafraum mit vier doppelstöckigen Betten führt. Die Betten tragen alle Namen: Die unteren sind nach einer Stadt, die auf dem Jakobsweg liegt, benannt, die oberen nach dem dazugehörigen Pass.

Mara und das weisse Pferd

Im Schlafraum steht auch eine Bibliothek mit Literatur zum Jakobsweg. Und hier erzählt Klaus Augustiny die erste Geschichte, jene von Mara. «Mara kam auf einem weissen Pferd bei uns an», berichtet er. Verschiedene Pilger begegneten der jungen Frau; Augustiny erhielt Postkarten, in denen die Absender von einem Treffen mit Mara schrieben. «Und sie kommt sogar im Buch von Anne Butterfield vor.» Butterfield wanderte zusammen mit dem deutschen Entertainer Hape Kerkeling–ohne zu wissen, dass dieser berühmt ist–und verfasste nach einer erneuten Reise zehn Jahre später selbst ein Buch zum Jakobsweg.

Mit Essen verwöhnen

So geht es weiter auf dem Rundgang durch die geräumige, gemütliche Herberge:Klaus Augustiny fallen immer wieder Anekdoten ein. «Das ist das Faszinierende, die Menschen bringen ihre Geschichten hierher», sagt er.

Einen Ort für diese Geschichten bildet der Esstisch im Ess- und Kochsaal. Klaus Augustiny bereitet ein Drei-Gang-Menü zu, das er und seine Frau normalerweise zusammen mit den Pilgern einnehmen.

«Wir haben mittlerweile schon einen ganzen Ordner mit Pilgermenüs», sagt er. Ihm ist es wichtig, die Gäste zu verwöhnen. «Im Sommer mache ich als Vorspeise häufig einen Gazpacho, ein kalte spanische Tomatensuppe, und wenn es kälter ist, backe ich zum Dessert eine «Tarta de Santiago», einen Pilgerkuchen, mit Mandeln gefüllt.» Seine Kochkünste sind so gut, dass niemandwiderstehen kann. «Einmal waren Gäste da, die sagten, sie seien Vegetarier. Als sie das Vitello tonnato sahen, das ich für die anderen zubereitet hatte,änderten sie ihre Meinungplötzlich», sagt Augustiny mit einem Augenzwinkern.

Ein Führer auf Reisen

Die Pilger in der Herberge in Heitenried profitieren auch vom Wissen Augustinys. «Ich gebe Tipps zum Jakobsweg und zu Übernachtungsmöglichkeiten.» Er verkauft einen Führer für einen Teil der Strecke in Frankreich, über den es nur wenige Informationen gibt. Und auch da gibt es eine Geschichte zu erzählen: Einen der Führer hat Augustiny jetzt zum dritten Mal zurückerhalten: «Ein Pilger hat den Führer gekauft, auf der Wanderung mit Hinweisen versehen und dann zurückgeschickt.» Augustiny hat den Führer einem nächsten Pilger gegeben, dem die Hinweise nützlich waren, selbst welche hinzufügte und den Führer wieder zurückschickte. «Nun ist das Buch zum vierten Mal unterwegs nach Le Puy.»

Jedes Jahr eine Prüfung

Auf die Frage, ob es ihmmanchmal schwerfalle, freund lich zu bleiben, antwortetAugustiny: «Der heilige Jakob schickt uns jedes Jahr eine Prüfung.» Bei einigen, jedoch sehr wenigen Gästen seien er und seine Frau tatsächlich froh, dass sie am nächsten Tag wieder gehen würden.

Einige Pilger erzählen ihm auch von ihren Sorgen. Ihm, der pensionierter Psychologe ist und lange in der Psychiatrie arbeitete. «Manchmal habe ich schon das Gefühl, ich sei wieder in der Klinik», sagt Augustiny und lacht.

Die allermeisten Begegnungen seien aber positiv. Dass dies auch die Pilger so erleben, davon zeugen die Postkarten, die der Pilgervater regelmässig von Gästen erhält, die an ihrem Ziel angekommen sind.

Besucher: Zwei bis drei Pilger pro Tag

V or vier Jahren haben Klaus Augustiny und seine Frau die ehemalige Käserei in Heitenried gekauft und umgebaut. Heute ist sie bestens eingerichtet für Pilger, die Wände sind beispielsweise aus Lehm, weil diese Feuchtigkeit und Geruch gut absorbieren und somit ein angenehmes Raumklima schaffen.

Die Übernachtung in der Herberge kostet 20, das Abendessen 17 und das Frühstück sieben Franken. Im Schnitt besuchen die Herberge pro Saison 350 bis 450 Pilger. «Zwei bis drei Pilger pro Tag», sagt Augustiny. In diesem Jahr habe es bisher wenige Besucher gehabt, weil es lange kalt und nass war. Rund 60 Prozent der Gäste kommen aus Deutschland, 30 Prozent aus der Schweiz, einige aus Öster reich und aus den USA, Frankreich, Polen, Tsche chien, den Niederlanden und sogar aus Brasilien. Mit der Herberge verdient Augustiny kein Geld. «Ich bin froh, wenn ich Ende Jahr eine schwarze Null schreibe», sagt er. «Aber ich mache es auch nicht deswegen. Ich will den Pilgern eine gute Unterkunft bieten und mein Rentnerdasein sinnvoll gestalten.» mir

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