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Wohnen in einer Zivilschutzanlage

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Imelda Ruffieux (Text) und Corinne Aeberhard (Bilder)

Zuerst geht es eine breite Betonrampe hinab, bevor man zum Eingang der Zivilschutzanlage kommt: dicke Türen, graue Mauern, zweckmässige Installationen. Nichts lässt vermuten, dass sich dahinter für die nächsten zwölf Monate das Übergangszuhause von höchstens 50 Asylbewerbern befindet. Hinter der Eingangstüre öffnet sich der Blick in einen grossen Raum. Die Decke ist durchzogen von grossen Lüftungsrohren, teilweise sind Holzpaletten befestigt, die den Beton etwas überdecken.

Viel Platz, kein Tageslicht

An einer Seite befindet sich eine Wohnecke mit grossen, um einen Fernseher gruppierten Polstermöbeln. Der Rest des Raums ist mit Stühlen und Tischen und einer Ausschank-Theke vor der Tür zur Küche ausgefüllt. An den grün und orange gestrichenen Wänden hängen ein paar Bilder, und ein paar Töpfe mit Plastikpflanzen geben den Anschein von Wohnlichkeit. Da der Raum sehr gross ist, wirkt er nicht beengend. Doch lassen die zahlreichen Neonlampen das fehlende Tageslicht nicht vergessen.

Seit letztem Mittwoch sind in der Zivilschutzanlage Wünnewil neun Männer zwischen 20 und 30 Jahren aus Marokko, Libyen, Guinea-Bissau, Senegal, Ghana, Nigeria und Togo untergebracht; weitere folgen in den nächsten Tagen. Die Zuweisung erfolgt vom Bundesamt für Migration jeweils je nach Bedarf. Die Verantwortlichen der für die Betreuung zuständigen Firma ORS und Vertreter der Gesundheits- und Sozialdirektion haben den Medien am Mittwoch einen ersten Einblick in den Alltag in einer Asylunterkunft gewährt.

Mahlzeiten von ausserhalb

Einiges an Wohnungseinrichtung war in der Zivilschutzanlage bereits vorhanden: Betten, sanitäre Einrichtungen sowie eine Küche. Anderes musste die ORS, die seit 2008 für den Kanton Freiburg Aufnahme, Betreuung und Unterbringung von Asylbewerbern organisiert, erst noch beschaffen: Waschmaschine und Tumbler etwa, Steamer zum Aufwärmen der Mahlzeiten, die zweimal täglich von zwei Restaurants geliefert werden, aber auch Geschirr, ein paar Lampen, Bilder, Bettwäsche und die Möbel für die Wohnzimmer-Ecke.

Sprache und Werte

In den nächsten Tagen findet der erste Unterricht statt, der von einer Migrationsfachfrau erteilt wird. Gemäss Roman Della Rossa von der ORS werden die Asylsuchenden nicht nur Deutsch lernen, sondern erhalten auch nützliche Informationen für den Alltag, zum Beispiel, wo sie etwas einkaufen können. Man versuche, ihnen auch einige der hiesigen Werte mitzugeben. «Zum Beispiel, was es bei uns heisst, pünktlich zu sein.» Dazu gehören auch Regeln, die für das Zusammenleben in einer bis zu 50 Personen umfassenden Gruppe wichtig sind, und allgemeine Informationen über das Leben in der Schweiz.

«Wir sprechen nicht von Integration, da die Verfahren über die Asylanträge noch laufen», sagt Roman Della Rossa. Die Asylbewerber werden zwischen zwei und vier Monate in Wünnewil bleiben. «Im Vordergrund steht die menschliche Betreuung.» Die Betreuer kennen deshalb den Weg der Leute nicht im Detail. «Sie bekommen nebenbei mit, warum ein Mensch aus seiner Heimat geflüchtet ist. Aber es ist nicht ihre zentrale Aufgabe, sie auf diesem Weg zu betreuen», sagt der ORS-Vertreter. «Die Betreuer versuchen, den Menschen als solchen anzuerkennen und seiner schwierigen persönlichen Situation Rechnung zu tragen.» Es brauche sehr viel Gespür und Erfahrung für einen menschlich korrekten Umgang mit diesen Personen. Dies bestätigt auch Michel Jungo, Leiter der Asylunterkunft in Wünnewil und bis vor kurzem stellvertretender Leiter der Unterkunft auf dem Jaunpass. «Die grösste Arbeit der Betreuer ist, stets da zu sein für die Bewohner und ihre Anliegen.»

Wenig Fragen

Die 24-Stunden-Hotline, die der Kanton seit rund drei Wochen in Betrieb hat, ist bis jetzt wenig benutzt worden. «Jemand bot an, ein Sofa vorbeizubringen. Ein anderer wollte wissen, ob Bedarf an Kinderspielzeug vorhanden sei», sagt Michel Jungo. Das Zentrum nimmt die Hilfsangebote aus der Bevölkerung gerne an. «Momentan fehlt es uns an Winterkleidern für die Bewohner», sagt Roman Della Rossa. Die Asylbewerber erhalten pro Tag vier Franken: zwei Franken als Sackgeld und je einen Franken für Kleider und Hygieneartikel.

Die meisten Bewohner haben den Rummel gemieden. Mohamed Libyen hilft einem Betreuer bei der Arbeit in der Küche.

Das Wohnzimmer in einer Ecke der Zivilschutzanlage.

Viel Platz im Ess- und Aufenthaltsbereich.

Gemeinde:Begleitgruppe hat sich gebildet

Die Gemeinde Wünnewil-Flamatt hatte keine grosse Wahl, als der Kanton die Zivilschutzanlage als geeignete Unterkunft für Asylsuchende aussuchte. Und der Kanton seinerseits war in Zugzwang, weil der Bund darauf pochte, dass Freiburg seiner Verpflichtung, 3,3 Prozent der Asylsuchenden in der Schweiz aufzunehmen, nachkomme. Bisher sei alles gut gelaufen, sagt Gemeindepräsidentin Doris Bucheli-Betschart in einer ersten Bilanz. «Der Informationsabend hat viel dazu beigetragen.» Niemand könne sagen, wie es sich in den nächsten zwölf Monaten entwickle. «Wir sind aber zuversichtlich, dass es gut verläuft.» Der Gemeinderat sei froh, dass er vom Kanton und der ORS laufend über die aktuelle Situation informiert werde. Das war eine der Bedingungen der Gemeindebehörde.

Bereits hat sich eine Begleitgruppe von 15 Personen gebildet und erstmals getroffen. «Wir haben kein Programm, wir schauen mit dem Zentrumsleiter, was es braucht.» Sie könnten sich beispielsweise vorstellen, einen Sportanlass zu organisieren oder auch einen Anlass mit der Schule. «Uns ist es wichtig, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und so allenfalls auch Rückmeldung aus der Bevölkerung weiterzuleiten», sagt Doris Bucheli-Betschart. Die Leute im Dorf seien interessiert, was in der Zivilschutzanlage geschehe. Deshalb werde man später vielleicht einmal so etwas wie einen Tag der offenen Tür veranstalten. im

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