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«Würden Sie das Licht ausschalten?»

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Beim Nachwuchswettbewerb des Theaters Drachengasse in Wien haben Gesa Bering und Stephan Dorn im Juni abgeräumt und sowohl den Jury- als auch den Publikumspreis gewonnen. Sie überzeugten mit ihrem Stück «Der Anti-Storch», einer witzigen, hintersinnigen und philosophischen Performance über den Waldrapp, eine stark gefährdete Vogelart, die heute in der freien Natur nur noch an der Atlantikküste Marokkos lebt. Am Mittwoch und Donnerstag haben sie den rasanten Zwanzig-Minüter am Bollwerkfestival in Freiburg gezeigt, ergänzt mit dem eigens für das Festival entstandenen Stück «Acht Jahre» über den ausgestorbenen Riesenalk, eine Vogelart, die im 19. Jahrhundert ausgerottet wurde.

Der Letzte seiner Art

Es ist eine von sieben Arbeiten, die im Rahmen des Projektwettbewerbs zum Thema «Einsamkeit» in Freiburg realisiert wurden. Die Grundidee hätten sie schon länger gehabt, so die beiden jungen Künstler im Gespräch mit den FN. Aber das Wettbewerbsthema habe geholfen, die Idee zu konkretisieren. Der Fokus von «Acht Jahre» liegt auf den acht Jahren zwischen 1844 und 1852: Ab 1844 galt der Riesenalk als ausgestorben, doch gibt es Hinweise auf einen einzigen Riesenalk, der noch bis 1852 vor Neufundland lebte.

Wie hat dieser Vogel diese acht Jahre verbracht, ganz alleine auf der Welt, als letzter seiner Art? Dieser Frage nähert sich das Solostück an, in dem Stephan Dorn den Riesenalk verkörpert, der auf sein einsames Dasein zurückblickt und sich selbst einen würdigen Abschied zwischen E-Gitarre und Discokugeln bereitet. Eigentlich sei der Riesenalk kein besonders interessanter Vogel, heisst es im Stück, aber eine gute Metapher für Abschied und Verlust. Nur: «Ihm bringt es nichts, eine Metapher zu sein, er ist doch nur ein Vögelchen.»

Sehr hässlich und sehr lecker

Das Spiel mit Vordergründigem und Hintergründigem, mit Spezifischem und Grundsätzlichem gelingt Bering und Dorn in beiden Stücken hervorragend. Mit ihrem Gespür für Sprache, Rhythmus und Präzision bescheren sie dem Publikum ein Wechselbad der Gefühle. Mal lacht man mit ihnen über den Storch, der im Gegensatz zum Waldrapp «alles richtig gemacht hat», weil er es geschafft hat, zum Symbol der Fruchtbarkeit zu werden und den Menschen jedes Jahr mit seiner Rückkehr aus dem Süden Freude zu bereiten. «Wenn Sie jemanden ausrotten müssten, dann doch nicht den Storch», so Gesa Bering im Stück. Mal trauert man um den verschwundenen Riesenalk, der einem im Laufe des Abends so sympathisch wird. Dann wieder zwingt einen das Duo, sich selber unangenehme Fragen zu stellen: Der Waldrapp verschwand in Mitteleuropa im 17. Jahrhundert vor allem darum, weil die Menschen ihn gerne assen und darum intensiv bejagten. Er war sehr hässlich und sehr lecker, lernt man im Stück – und fragt sich, ob man ihn nicht selber auch gegessen hätte, vor allem, wenn einem doch keiner sagte, dass es sich womöglich um den allerletzten handelte.

«Ein toller Ort»

Während «Der Anti-Storch» aus der Perspektive des Menschen erzählt, nimmt «Acht Jahre» den Blickwinkel des Vogels ein. Den Perspektivenwechsel akzentuierten die Künstler im Freiburger Bollwerk, indem sie die Bühne zwischen den Stücken kurzerhand auf die andere Seite des Raums verlegten. Die mittelalterliche Festung wurde damit Teil der Inszenierung. «Wir haben sogar den Text gekürzt, um den Raum besser wirken zu lassen», sagt Stephan Dorn. Es sei eine Herausforderung gewesen, ergänzt Gesa Bering. «Aber wir wurden dafür mit einem tollen Ort beschenkt.»

Die Zuschauerinnen und Zuschauer beschenkten das deutsche Duo zudem mit begeistertem Applaus, ehe sie sich mit der letzten Frage von Stephan Dorn auf den Heimweg machten: «Stellen Sie sich vor, dass Sie ganz alleine sind, der Allerletzte auf der Welt. Würden Sie das Licht ausschalten?»

Das Festival dauert noch bis Samstag. Details: siehe Seite 9.

Zu den Personen

Seit dem Studium als Duo unterwegs

Die 28-jährige Gesa Bering und der 31-jährige Stephan Dorn lernten sich während ihres Studiums der Angewandten Theaterwissenschaft in Giessen kennen. Sie kreierten gemeinsam ihre Abschlussarbeiten sowie drei weitere Stücke. Beide sind auch in anderen Projekten engagiert, sie arbeiten aber regelmässig zusammen. Derzeit entwickeln sie für das Theater Drachengasse in Wien eine abendfüllende Version von «Der Anti-Storch». Zudem wollen sie die Vogel-Reihe mit einem dritten Teil über eine Vogelplage ergänzen.

cs

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