Autor: Carole Schneuwly
Während die Menschen die ersten warmen Tage des Jahres geniessen, hat der Frühling auch im Botanischen Garten Einzug gehalten: Die Leberblümchen und die Buschwindröschen blühen, der Bärlauch wächst und gedeiht, die Wildbienen werden aktiv, die Vögel zwitschern.
Natürlicher Lebensraum
Nebst der gezielt angepflanzten Vegetation, die unter freiem Himmel oder in Gewächshäusern gedeiht, gibt es im Botanischen Garten eine vielfältige spontane Flora und zahlreiche Tiere, die sich hier angesiedelt haben. Diese einheimischen Pflanzen und Tiere, die den Garten so selbstverständlich besiedeln, dass viele sie gar nicht wahrnehmen, rücken nun ins Zentrum der Aufmerksamkeit: Am Sonntag eröffnet der Botanische Garten einen Lehrpfad mit rund 40 Posten, an denen Tiere und Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum zu entdecken sind.
«Der Lehrpfad soll aufzeigen, was eigentlich schon immer da war», sagt Susanne Bollinger, Leiterin des Botanischen Gartens. Er richte sich an alle Interessierten, im Besonderen aber an Familien mit Kindern und an Schulklassen.
Der grösste Teil des Pfades befindet sich in dem Waldstück, das zur Saane hin abfällt und so aufgewertet werden soll. Einzelne Posten finden sich auch in anderen Teilen des Gartens. Zweisprachig beschriftete Tafeln vermitteln auf leicht verständliche Weise Wissenswertes über die jeweiligen Pflanzen und Tiere. Die Texte sind in der Ich-Form gehalten. So erzählt zum Beispiel die Wildbiene: «Ich gehöre zu einer der 585 Wildbienenarten, die in der Schweiz vorkommen. Viele meiner Artgenossen sind Einzelgänger wie ich. Einige leben jedoch in einer Staatengemeinschaft.»
Eröffnung zu Saisonbeginn
Unter den Tieren, die es entlang des Pfades zu entdecken gibt, befinden sich weiter etwa zehn Vogelarten, darunter der Waldkauz, die Blaumeise und der Mauersegler. Spezielle Nistkästen dienen dazu, die jeweilige Art anzulocken. Zu sehen sind auch das Winterquartier eines Igels, die Schlupfwinkel von Mauereidechsen oder Molche und Kröten, die sich beim Teich niedergelassen haben. Gross ist die Vielfalt einheimischer Pflanzenarten: «Da hätten wir Hunderte präsentieren können», so Susanne Bollinger. Schliesslich habe man versucht, eine möglichst breite Palette an Bäumen, Sträuchern und Kräutern zu berücksichtigen. Einige stehen bereits in Blüte, bei anderen ist noch nicht so viel zu sehen.
«Wir eröffnen den Lehrpfad bewusst jetzt, zu Saisonbeginn», erklärt Bollinger. So könnten die Besucher immer wieder kommen und die Entwicklung der Natur im Jahresverlauf beobachten.