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«Zu Medienkompetenz gehört auch ein Gefühl für Öffentlichkeit»

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In 28 Primarschulklassen kommen die FN seit etwas mehr als einem Monat geflattert. Höchste Zeit, den Sinn und Nutzen des Projekts «Zeitung in der Schule» (ZiSch) einzuordnen. Dabei hilft der Medienpädagoge Patric Raemy von der Universität Freiburg.

Eines der Ziele des Projekts «Zeitung in der Schule» ist die Förderung der Medienkompetenz. Aber was bedeutet dieses sperrige Wort überhaupt?

Es gibt extrem viele Definitionen von Medienkompetenz. Eine der gängigsten, die von Dieter Baacke, unterteilt den Begriff in die vier Aspekte Mediennutzung, Mediengestaltung, Medienkritik und Medienkunde. Diese Aspekte bilden zusammen die Medienkompetenz und sind wichtig, wenn man in einer mediengeprägten Gesellschaft aufwächst und aktiv an der Gesellschaft teilnehmen möchte. Es reicht nicht nur, lesen und schreiben zu können, sondern man muss sich mit den verschiedenen Medien auseinandersetzen können. Medienkompetenz ist nicht nur, Medien nutzen zu können, sondern vor allem verstehen, was man im Umgang mit Medien macht und Medien zielgerichtet anwenden zu können. Das ist Medienkompetenz.

Wie passt das ZiSch-Projekt als medienpädagogisches Projekt in den Unterricht?

Es ist nun so, dass wir seit dem Schuljahr 19/20 den Lehrplan 21 in den deutschsprachigen Schulen des Kantons Freiburg haben. Das heisst, Medien und Informatik ist jetzt ein Schulfach. Dadurch ist festgeschrieben, dass die Medienkompetenz an der Schule gefördert werden sollte. Was es dafür aber noch zu wenig gibt, sind Beispiele und Ideen zur Umsetzung des Lehrplans 21. Es gibt ein paar Sachen, auch richtig gute Lehrmittel, aber die Auswahl ist noch recht begrenzt. Projekte wie ZiSch können Ideen geben, wie man das Thema «Medien» im Unterricht nun angehen kann. Im Lehrplan 21 gibt es zur Medienkompetenz drei verschiedene Kompetenzbereiche, wobei ZiSch am besten auf Kompetenzbereich drei zutrifft, der verlangt, dass Schülerinnen und Schüler Gedanken, Meinungen, Erfahrungen und Wissen in Medienbeiträgen umsetzen und unter der Beachtung der Gesetze und des Wertesystems des Mediums auch veröffentlichen. Das ist nämlich ein Bereich, der nicht so einfach im Unterricht umzusetzen ist. Man kann das simulieren, aber ZiSch ist dafür eine super Sache.

Ist die Vermittlung der Medienkompetenz mit der Printausgabe einer Zeitung, wie es bei ZiSch gemacht wird, denn noch zeitgemäss?

Das habe ich mir auch schon überlegt. Zu Medienkompetenz gehört auch, ein Gefühl für Öffentlichkeit zu bekommen. Bei sozialen Netzwerken ist das schwierig, da fehlt häufig das Gefühl, dass das, was man postet, von ganz vielen Leuten angesehen werden kann. Bei klassischen Medien wie der Zeitung ist dieser Bezug eher da. Denn die Zeitung geht an ganz viele Haushalte. Das habe ich auch als Beispiel genommen, als ich bei Pro Juventute gearbeitet habe. Ich habe die Kinder immer gebeten, zu überlegen, was denn wäre, wenn das Bild, das sie in einem Netzwerk posten, am nächsten Tag in der Zeitung erscheinen würde. Der Vorteil der Zeitung ist, dass sie ganz konkret vorhanden ist, sie ist greifbar.

Muss der Onlineauftritt der Zeitung dennoch in einem solchen medienpädagogischen Projekt eine Rolle spielen?

Das ist kein Müssen, aber es wäre gut. Denn so kann ein Verständnis für die Unterschiede und Ähnlichkeiten der beiden Auftritte der Zeitung geschaffen werden. Beides ist öffentlich, aber es sind unterschiedliche Medien. Der Aufwand ist gleich gross, nur wird die Printausgabe noch gedruckt.

Kann eine solche Projektteilnahme einen langfristigen Effekt auf die Medienkompetenz der Schülerinnen und Schüler haben?

Bei der Medienkompetenz ist es so, dass es darum geht, ein Gefühl für den Umgang mit Medien zu bekommen, und dieses bekommt man, wenn man selbst mit Medienarbeit Erfahrung macht, sich längerfristig damit auseinandersetzt und in variierenden medialen Situationen auf bestimmte gelernte Werte und Selektionskriterien achtet. Da reicht auch die Projektdauer von drei Monaten nicht. Lebenswelten ändern sich, die Medien müssen immer neu kontextualisiert werden. Das ist auch Aufgabe der Schule.

Zur Person

Forscher und Wissensvermittler

Dr. Patric Raemy ist Oberassistent am Departement für Kommunikationswissenschaften und Medienforschung der Universität Freiburg. Er unterrichtet und forscht zu Themen der Medienpädagogik, Medienkompetenz, Journalismusforschung sowie dem Lernen und Arbeiten im Kontext der Digitalisierung.

zvg

Wie können die Schülerinnen und Schüler auf die Recherche und das Schreiben vorbereitet werden? Was könnten sie dabei lernen?

Vorbereiten kann man die Kinder sicherlich, indem man ihnen spezifische Punkte gibt, auf die sie achten sollen. Es kommt aber auch etwas darauf an, was man haben möchte. Wenn das Ziel sein soll, darzustellen, wie die Sache aus Kinderaugen aussieht, dann muss man gar nicht viel machen, denn dann interessiert einen, was die Kinderaugen selektionieren. Es ist wichtig, dass die Kinder erleben, wie ein Medienbeitrag entsteht, dass sie merken, dass sie eine bestimmte Selektion beim Schreiben gemacht haben, ohne dass dadurch der ganze Beitrag «falsch» ist. Gewisse Interpretationen sind sicherlich drin, aber ohne die Absicht, etwas zu verfälschen. Dazu kommen zum Beispiel auch Gesetze: Darf man das schreiben? Darf man diese Person fotografieren und das Bild in der Zeitung veröffentlichen? Was ist fair, was ist unfair? Was ist legal, was ist illegal?

Wie kann die Zeitung als solche kindgerechter gestaltet werden, um den Kindern den Zugang zur Zeitung zu erleichtern? 

Wenn ich dazu eine Antwort wüsste, könnte ich die wohl teuer verkaufen. Das sieht man am Beispiel von Radio SRF Virus, das mit viel finanziellem Aufwand versucht, junge Zuhörende zu gewinnen. Das ist bei den Zeitungen nicht viel anders. Da wiederum denke ich schon, dass die Strategie, auf den neuen Medien Präsenz zu zeigen, nicht schlecht ist. Man sollte auch kürzere Sachen bringen und mit den Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, um ihre Interessen und Lebenswelten zu berücksichtigen.

Was ist ZiSch?

Ein medienpädagogisches Projekt

Seit 2007 führen die «Freiburger Nachrichten» regelmässig «Zeitung in der Schule»-Projekte durch. Vom Gymnasium bis zu Primarschule kommen alle Schulstufen an die Reihe. Das Projekt im Zeitrahmen September bis Dezember 2022 widmet sich den Primarschulen des Kantons. 522 Schülerinnen und Schüler aus 28 Klassen nehmen am Projekt teil. Medienpädagogisch vom deutschen Izop-Institut begleitet und finanziell von der Freiburger Kantonalbank und Groupe E gefördert, bekommen die Klassen täglich die FN, arbeiten im Unterricht je nach Gusto der Lehrperson mit der Zeitung und schreiben eigene Artikel für die FN.

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