Zufriedenstellend, aber unter den Erwartungen
Die Freiburger Nachrichten bekommen die schwache Konjunktur auch im Jahr 2005 zu spüren
Mit einem Gewinn von 51 990 Franken blieb das Ergebnis der Freiburger Nachrichten im Jahre 2004 unter den Erwartungen. Angesichts des schwierigen Umfelds wertete es FN-Verwaltungsratspräsident Felix Bürdel an der Aktionärsversammlung dennoch als zufriedenstellend.
Von ARTHUR ZURKINDEN (Texte)
und CHARLES ELLENA (Bilder)
«Der eisige Wind weht uns auch im Jahr 2005 direkt ins Gesicht», meinte Felix Bürdel am Freitag anlässlich der 140. Generalversammlung in Überstorf. Der FN-Verwaltungsratspräsident gab so zu verstehen, dass sich die immer wieder nach unten korrigierten Wachstumsprognosen negativ auf die Konsumentenstimmung auswirken, was die Zeitungen in Form von Umsatzeinbrüchen im Inseratenbereich zu spüren bekommen.
FN als echtes Bedürfnis
Nach Worten von Felix Bürdel besitzt Freiburg als Brückenkanton aber reelle Chancen, seine solide wirtschaftliche Situation zu verbessern. Dass ihm aber nichts geschenkt werde, zeige die Diskussionen um Galmiz. Er empfindet die Zweisprachigkeit nicht als Belastung, sondern als Chance.
«Als deutschsprachige Tageszeitung wollen wir auch in Zukunft am Weiteraufbau unseres Kantons mithelfen und die gegenseitige Verständigung beider Sprachkulturen konstruktiv fördern», sagte er und gab sich überzeugt, dass die FN auch künftig einem echten Bedürfnis entsprechen.
«Für die FN wird es künftig entscheidend sein, unser Potenzial in unserem Einzugsgebiet effizient auszuschöpfen und unsere Leserinnen und Leser, unsere Inserenten durch qualitativ hochstehende Dienstleistungen zu überzeugen, uns die Treue zu halten», betonte er.
Verlagsdirektor Paul Stritt zeigte auf, dass die kleinen Tageszeitungen im heutigen harten Verteilungskampf auf dem schrumpfenden Werbemarkt nicht unbedingt als Sieger hervorgehen. So ist die Anzahl Inseratenseiten im Jahre 2004 um 168 Seiten zurückgegangen, was Mindereinnahmen von über 400 000 Franken bewirkte.
Dafür konnte er mitteilen, dass die Anzahl Abonnemente um 92 auf 16 423 Exemplare gesteigert werden konnte. Die Grossauflage am Donnerstag umfasst 36 309 Exemplare. Als erfolgreiche Leseraktion erwähnte er das erste FN-Podium mit Ulrich Tilgner, dem Kriegsberichterstatter aus dem Irak.
Neu ein grafisches Atelier
Paul Stritt konnte auch auf andere Neuheiten hinweisen. So wurde ein grafisches Atelier eingerichtet, das die Kunden bei der Gestaltung der Inserate fachmännisch beraten kann. Im Abonnentenbereich wurde mit der «La Liberté» und «La Gruyère» eine gemeinsame Software-Lösung eingeführt. Für die Verwaltung der Inserate wurde eine Zusammenarbeit mit der Berner Zeitung eingegangen.
Der Verlagsdirektor wies auch auf die neue Zeitungslogistik der Post hin, welche zur Folge hat, dass die FN nun an allen Tagen vor der «Liberté» gedruckt werden und der Redaktionsschluss dadurch auf 23.30 Uhr, für die Grossauflage am Donnerstag gar auf 23 Uhr vorverlegt werden musste.
FN gehen mit der Zeit
Nach Worten von Paul Stritt dürfen die FN nicht hoffen, dass die Inseratenvolumen früherer Jahre wieder zurückkommen. Ausbaupläne und Investitionen müssten sich deshalb nach den vorhandenen Mitteln richten. So werde es FN-Ausgaben mit 16 Seiten Umfang, die in besseren Zeiten als unerwünscht bezeichnet wurden, weiterhin geben.
Dennoch gelte es, zurückgestellte und neue Bedürfnisse wie Ausbau der redaktionellen Inhalte, Leser-Dienste, Frühzustellung, Internet-Dienste usw. zu verwirklichen. «Nur Freiburger Nachrichten, die mithalten können mit den Entwicklungen auf dem Markt, geben uns die Voraussetzungen für steigende Abonnenten- und gute Abdeckungszahlen für Inserenten», führte er aus. In diesem Sinne sei auch die Zusammenarbeit mit dem Medienpartner Berner Zeitung und der «La Liberté» zu intensivieren.
Solide Bilanz
Das Geschäftsjahr 2004 wurde von Gilbert Jenny, stv. Verlagsdirektor, ausführlich kommentiert. Er konnte dabei festhalten, dass die FN über eine solide Bilanz verfügen. Dies beweise u.a. der Selbstfinanzierungsgrad von 34 Prozent. Er konnte auch mitteilen, dass die FN im Abonnement frei Haus geliefert pro Tag 92 Rappen kosten.
Die FN-Familie war am Freitagabend in Überstorf gut aufgehoben. Sie konnte dabei von den Infrastrukturen profitieren, welche die Raiffeisenbank für ihr 100-Jahr-Jubiläum geschaffen hat. Ammann Franz Gnos stellte den FN-Aktionären die Gemeinde Überstorf auf sympathische Weise vor. Die Grüsse der Freiburger Regierung überbrachte Staatsrat Beat Vonlanthen, der in seiner Ansprache die Thema «Vierte Gewalt im Staat und das Öffentlichkeitsprinzip» anschnitt. Grossrat Rudolf Rudolf gratulierte dem neuen Chefredaktor Christoph Nussbaumer und wünschte ihm eine glückliche Hand, was er seinem Vorgänger nicht attestierte.
FN – Beispiel einer Regionalzeitung von morgen
Regionalzeitungen sind nicht umzubringen. Mit dieser Botschaft wartete Hanspeter Lebrument als Gastreferent an der Aktionärsversammlung der FN auf.
Der Verleger der «Südostschweiz» und Präsident des Verbandes Schweizer Presse machte mit diesem Zitat des Chefs des deutschen Medienkonzerns Holtzbrinck den FN-Aktionären viel Mut. Lebrument zeigte in der Folge auch auf, weshalb die Regionalzeitungen das Fundament des nationalen Pressewesens bilden, wie er sein Referat überschrieb.
Ein Schmetterling,
der Lust auf Leben hat
Lebrument verglich die Regionalzeitungen mit Schmetterlingen, die mit ihrer Lust, im selbstgegebenen Rahmen zu leben, immer noch existieren. Dies im Gegensatz zu den Dinosauriern, die in ihrem Drang nach noch mehr Grösse ausgestorben sind. Deshalb könne die These, wonach den Schmetterlingen der Raum immer enger und die Luft immer dünner gemacht werde, falscher nicht sein. «Die Kleinen sind resistenter als Riesen», hielt er fest.
Jede Zeitung vereinigt Tausende
von Lesern hinter sich
Der Gastreferent stellte fest, dass die Zeit des Fusionierens und des Einstellens von Zeitungen vorbei sei und ganz andere Rezepte an deren Stelle getreten seien. «Die grossen Verlage spüren plötzlich, dass die Regional- und Lokalzeitungen für sie interessant sind», meinte er. Und diese Zeitungen würden nicht gekauft, um sie einzustellen oder zu fusionieren, sondern um sie weiterzuführen. «Wir haben gemerkt, dass jede Zeitung Tausende von Leserinnen und Lesern hinter sich vereinigt. In den meisten Fällen sind diese Leserschaften bereit, für das Gebotene einen angemessenen Abonnementspreis zu bezahlen. Früher zerstörte man sie und hat ihnen etwas angeboten, dass nur ein Teil der Leserschaft annahm, nämlich eine andere, eine grössere Zeitung, und vor allem eine, in der es vielen Lesern nicht wohl war.»
Für Lebrument ist es enorm wichtig, dass der regionale Teil der Zeitung von einer unabhängigen Redaktion betreut wird. Um eine erstklassige Redaktion in genügender Breite zu bilden, brauche es heute dringend die Kooperation mit andern Verlagen, um in allen Bereichen des Zeitungswesens Synergien zu nutzen. Nach seinen Worten sind gerade die FN ein gutes Beispiel einer Vielzahl von Kooperationen: Einkauf der überregionalen Seiten bei der Berner Zeit