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Zur Verständlichkeit von Indianersprachen

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Gastkolumne

Autor: Raphael Berthele

Zur Verständlichkeit von Indianersprachen

Am Montag haben wir in Freiburg unser neues Institut für Mehrsprachigkeit eröffnet. Als Festrednerin war die Bundeskanzlerin der Eidgenossenschaft, Corina Casanova, eingeladen. Wir hatten an sie gedacht, weil sie als Rätoromanin einen persönlichen Bezug zu Fragen der sprachlich-kulturellen Diversität und der Minorisierung hat. Ein Punkt in ihrer Rede vom Montag ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Es ging um die «Sprachenkultur» in der Bundeskanzlei:

«Il nous tient particulièrement à coeur que les textes publiés […] soient formulés dans une langue claire et compréhensible: les citoyens doivent les comprendre sans peine.»

Sie fuhr weiter, dass in diesem Zusammenhang besonders das «français fédéral» systematisch ausgemerzt werden soll – offenbar führt dieses immer wieder zu Missverständnissen. Oder zu Abwehrreflexen.

Die Viersprachigkeit unseres Landes verursacht in der Verwaltung einen beträchtlichen Mehraufwand. Und trotz aller Sorgfalt sind übersetzte Dokumente qualitativ oft nicht vergleichbar mit den Originalen. Aber das Übersetzen hat auch einen Vorteil: Wer übersetzt, muss verstanden haben. Und beim Übersetzen wird oft deutlich, was im Original nicht verstehbar ist.

Die Bemerkung der Bundeskanzlerin hat mich an eine (umstrittene) Idee aus der Kreolistik, also der Erforschung von Kontaktsprachen, erinnert. Eine Theorie besagt, dass Kreolsprachen notwendigerweise einfacher gestrickt sind, da sie sich vom historischen Ballast alter Kultursprachen befreit haben, etwa im Bereich von grammatischen Unregelmässigkeiten.

Könnte es sein, dass gerade die Tatsache, dass bei uns die Sprachen seit Jahrhunderten in Kontakt treten, dazu geführt hat, dass – zumindest im Hinblick auf amtssprachliche Textproduktion – auch die textuelle Umständlichkeit begrenzt oder gar reduziert wurde zugunsten der sprachlichen Verständlichkeit?

Wer Texte und Formulare aus Amtsstuben in Deutschland, Frankreich oder Italien kennt, kann ein Lied davon singen, dass diese trotz guten Kenntnissen der jeweiligen Sprachen oft unverständlich bleiben.

Am Ende wäre dann die von bildungsbürgerlicher Seite oft angeprangerte mangelnde Eloquenz von uns Alpen-Indianern – unsere Parlamentsreden und Sätze sind kürzer, unsere Wortwahl klobiger und unsere Aussprache akzentgeladen – auch ein Resultat des Sprachkontakts? Still ein mögliches Forschungsprojekt skizzierend hing ich einen Moment lang solchen Gedanken nach und verpasste den Rest der Rede von Frau Casanova. Zum Glück kann man diese im Internet nachlesen. (www.admin.ch)

Raphael Berthele wohnt in Bürglen und ist Präsident des Departements für Mehrsprachigkeits- und Fremdsprachenforschung an der Universität Freiburg. Der gebürtige Aargauer kam fürs Germanistik-Studium nach Freiburg und ist dem Üechtland trotz Forschungsaufenthalten in Deutschland, Kalifornien und den Niederlanden treu geblieben. Als Gastkolumnist macht sich Raphael Berthele in den FN regelmässig Gedanken zur Zwei- und Mehrsprachigkeit.

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