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Zurück auf Feld 1

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ich hatte im Sinn, über eine Geschichte zu schreiben, die mir zugetragen wurde. Eine Geschichte über die – meiner Meinung nach – Unverhältnismässigkeit der Polizei, die nachts um 1 zwei Jugendliche anhält, weil sie mit etwas Schuss die Meylandstrasse in Richtung Hotel Murten hinuntersausen und auf den Posten mitgenommen werden. Das, wie auch die Angst der Eltern, die daraufhin mitten in der Nacht einen Anruf von der Polizei erhalten, ist jetzt aber nicht mehr wichtig und längst in den Hintergrund gerückt. Anderes beherrscht und beschäftigt seit Wochen unseren Alltag, stellt uns hart auf die Probe. Die Ängste vieler sind gross und mehr als verständlich. Der Gedanke an Tausende Familien, die zu fünft in einer kleinen 3-Zimmer-Wohnung im 10. Stock ausharren müssen, macht bang. Oder an all jene, die in ihrer Existenz bedroht sind. Genauso wie der Blick auf Flüchtlingslager und Slums – unvorstellbar und kaum auszuhalten.

 

Ich persönlich kann dem Ausnahmezustand durchaus auch schöne Seiten abgewinnen. Er gibt mir die innere Erlaubnis, nichts zu tun. Ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen. Eigentlich ruft der Hausputz, aber der soll ruhig noch etwas länger rufen. Bis anhin Alltägliches gewinnt wieder an Bedeutung, die Wertschätzung wird neu definiert. Ich danke der Kassiererin, dass sie noch immer für uns da ist und sehe Tränen in ihren Augen. Und ich frage mich in dem Moment beschämt, warum ich das nicht schon früher gemacht habe: Sie ist doch immer für uns da – nicht erst jetzt!

Unser Leben erfindet sich grad ganz rasant neu. Die Welt wächst auf Distanz zusammen. Eine sms von arabischen Freunden aus Oman, die sich nach uns erkundigen, berührt. Der gemeinsame Gesang in Italiens Gassen von den Balkonen und aus den Fenstern ebenfalls, stimmt auf traurige Weise froh. Das minutenlange Klatschen über den ganzen Hof der Siedlung gibt Kraft und stärkt die Zuversicht. Der Respekt allen und allem gegenüber wächst. Meine Schwester schreibt, es tue gut zu sehen, wie viele Menschen nicht mehr mit einem Ausrufezeichen, sondern mit einem Fragezeichen auf der Stirn herumlaufen. Stimmt. Ein treffendes Bild.

Wir sitzen alle im gleichen Boot. Wir entschleunigen und besinnen uns. Hören genauer hin. Das fröhliche Zwitschern der Amsel erscheint auf einmal viel intensiver und ich frage mich, ob die Vögel wohl Freude haben an der spürbar besseren Luft? Max Frisch schrieb mal: Eine Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen. Wohl wahr, aber nicht für alle. Wie viele haben gar keine Chance, den Beigeschmack loszuwerden? Wenn der Lohn ausfällt oder die Kündigung im Briefkasten liegt. Wenn es kein Entkommen vor der einsetzenden Gewalt gibt. Wenn der Konkurs droht … Das Bewusstwerden der Ungerechtigkeiten ist grausam und ich wünschte mir, mit einem Zauberstab alles ändern zu können.

Sie hat unglaublich viel ausgelöst, diese einzigartige Zeit. Zum Glück nicht nur Negatives. Und ich kann nur hoffen, dass all das wiedergefundene Positive auch Bestand haben wird, nachhaltig bleibt. Auch bei mir. Die schwierigste Zeit in unserem Leben ist die beste Gelegenheit, innere Stärke zu entwickeln. Sagt Dalai Lama und rückt damit in meinem Empfinden direkt auf Feld 10 vor.

Gerti Haymoz ist verheiratet, lebt und arbeitet in Muntelier. Sie ist Mitinhaberin und CEO einer Firma im Broadcastbereich und im Vorstand des Kellertheaters Murten zuständig für die künstlerische Leitung.

 

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