Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Zurück aus der Türkei: «Ich habe einmal mehr realisiert, wie klein unsere Probleme sind.»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Murtnerin Anna Geissbühler war während sieben Tagen im Erdbebengebiet in der Türkei im Einsatz. Die Tierärztin war um das Wohlergehen der Rettungshunde besorgt. Den FN erzählte sie von ihren Eindrücken. 

Innert zwei Stunden hatte die Murtnerin Anna Geissbühler ihre Sachen gepackt und sich von ihren Liebsten verabschiedet, um für Redog als Tierärztin in das Erdbebengebiet in die Türkei zu reisen. Der Veterinär-Koffer liege immer bereit. «Ich hatte eine halbe Stunde Zeit, mich mit meinem Mann abzusprechen», erzählt Anna Geissbühler in ihrer Kleintierpraxis in Ins. Eine ihrer beiden Töchter im Teenageralter habe sie leider nicht mehr sehen, aber noch per Telefon mit ihr sprechen können. 

Anna Geissbühler ist seit Montag zurück in der Schweiz. 
Etelka Müller

Am Dienstag, 7. Februar, kam die Murtnerin mitten in der Nacht in der Türkei an, bei Tagesanbruch stand sie bereits in der Hafenstadt Iskenderun im Einsatz. «Es war beeindruckend, wie gut die lokale Partnerorganisation GEA organisiert ist.» Es habe alles gut geklappt und sei äusserst effizient abgelaufen. «Auch der Zusammenhalt in dieser Gruppe war toll.» Geschlafen hat die Redog-Hundestaffel wie auch die Partnerorganisation GEA in Zelten auf einem Militärareal, «dort waren wir gut geschützt». Zu viel Schlaf bekamen sowohl Mensch als auch Hund aber nicht in den ersten Tagen: Die Ruhezeit betrug nur rund fünf Stunden. Für zwei Tage hätten sie selber Verpflegung mitgenommen und sich während der Rettungsaktionen aus dem Rucksack ernährt. «Die lokale Bevölkerung hat uns aber immer grosszügig Snacks und Tee gebracht.» Im Basecamp habe die NGO GEA für warme Mahlzeiten für die Retter zu jeder Tages- und Nachtzeit gesorgt. 

Grad beim ersten Sucheinsatz hatten die Hunde eine Anzeige gemacht, wo später zwei Personen lebend geborgen werden konnten. «Das ist natürlich extrem motivierend.» Sie habe die Menschen in der Türkei sehr gefasst erlebt, aber auch Trauer, Verzweiflung und viele Tränen gesehen, «wenn jemandem eröffnet wird, dass die Angehörigen nicht mehr am Leben sind». Aggressionen habe sie keine erlebt: «Ein Mann hat uns gebeten, an einem bestimmten Ort zu suchen, weil dort seine Töchter, sein Sohn und seine Frau sein müssten. Er hat diese Bitte gefasst vorgebracht.»

Damit ein Hund in ein solches Loch geht, braucht es absolutes Vertrauen zu seinem Menschen. 
zvg

Abgeschirmt an der Arbeit

Die Kommunikation mit der Bevölkerung habe aber grundsätzlich die lokale Partnerorganisation übernommen, das ergebe sprachlich wie auch kulturell Sinn: «Sie konnten sehr gut deeskalieren». Die Retterinnen und Retter aus der Schweiz seien mit den Menschen meist nicht gross in Kontakt gekommen. Ihre Gruppe habe zehn Personen umfasst, auch Übersetzer seien dabei gewesen. «Wir waren mit einem Minibus unterwegs, und zwei Personen haben jeweils die Lage abgeklärt.» Die Hund-Mensch-Teams hätten sich so voll auf die Arbeit konzentrieren können, «wir waren abgeschirmt und hatten mehr Distanz». 

Trotzdem sind die Eindrücke gewaltig, wenn zehnstöckige Häuser in Schutt und Asche liegen und davon auszugehen ist, dass viele der Bewohnerinnen und Bewohner ihr Leben lassen mussten. Wie gehen die Redog-Teams damit um? «Wir kennen einander aus der langjährigen Ausbildung und Übungen, das hilft extrem», sagt die 55-Jährige, die bereits 2003 bei einem Erdbeben im Iran im Einsatz war. Sie hätten sich gegenseitig unterstützt. «Natürlich weiss man nicht genau, was auf einen zukommt.» Viele seien im Zivilleben in Berufen tätig, in denen es ebenfalls notwendig ist, Emotionen aufzufangen. «Auch konnten wir uns über die Hunde austauschen, zu den Hunden schauen und auch mal über etwas anderes sprechen.» 

Die Zerstörung ist gewaltig. 
zvg

Ohne Zwang

Sieben Tage lang waren die Hunde im Einsatz: «Es war ein Riesenjob.» Und dazu gehöre auch die Reise, einige Hunde seien das erste Mal geflogen. «Es beginnt schon mit dem Packen in der Schweiz, die Tiere spüren die Aufregung.» Im Erdbebengebiet seien Staub und Lärm an der Tagesordnung gestanden, sagt Anna Geissbühler. 

Nach Sirenen kamen in den letzten Tagen vermehrt Bagger und Presslufthammer zum Einsatz, es befanden sich bis zu hundert Menschen an einem Einsatzort.

Die Hunde hätten sich nicht ablenken lassen und auf ihren Menschen gehört: «Es war ein ruhiges, stetiges und hoch konzentriertes Arbeiten.» Die Hunde täten diesen Job freiwillig, nicht mit Zwang:

Es braucht absolutes Vertrauen in ihren Menschen, es ist eine extreme Verbindung, sonst gehen die Hunde nicht auf Befehl in ein Loch.

Ein Stopp müsse ein Stopp sein und die Handzeichen für links und rechts bestens eingespielt.

Im Camp hätten sich die Hunde jeweils sofort hingelegt und tief geschlafen. «Es war sehr anstrengend für sie.» Jede Hundeführerin und jeder Hundeführer habe das Futter für sein Tier für zehn Tage selber mitgenommen, wie auch rund acht Liter Wasser. «Von den 25 Kilogramm Gepäck waren mehr als die Hälfte für den Hund.» 

Im Iran war Anna Geissbühler mit ihrem damaligen Hund im Erdbebengebiet. Sie habe jetzt zwar auch wieder einen jungen Hund, «aber er ist von der Art her nicht der Richtige für diese Arbeit, er ist sehr ungestüm», sagt sie lachend. Einen Vierbeiner als Rettungshund auszubilden, sei ein sehr aufwendiges Hobby. «Es ist tagtägliche Arbeit und es braucht zwei bis vier Jahre, bis ein Hund so weit ist.» Im Idealfall seien die Hunde dann vier bis fünf Jahre lang im Einsatz, und mit zehn Jahren werden sie befreit von dem harten Job. 

Die Redog-Hundestaffel mit Anna Geissbühler war mit der türkischen Partnerorganisation GEA im Einsatz. 
zvg

Direkte Hilfe

Was bleibt von dem freiwilligen Engagement? «Der schale Beigeschmack, dass es uns gut geht – es dort aber noch lange viel zu tun gibt und das Leid gross ist», sagt die Tierärztin.

Ich habe einmal mehr realisiert, wie klein unsere Probleme doch sind. Der Einsatz gibt einem schon Relationen.

Die Freiwilligenarbeit bei Redog sei ihr Beitrag an die Gesellschaft über all die Jahre, «und so kommt meine Hilfe auch direkt an die Stelle, wo es sie braucht». 

Nur einen Tag hatte Anna Geissbühler nach der Ankunft in der Schweiz frei, am Mittwoch stand sie bereits wieder in ihrer Kleintierpraxis. Braucht es nicht Zeit, um die Eindrücke zu verarbeiten? «Es hilft, wieder aufgenommen zu werden, Bewunderung und Dankbarkeit zu spüren, und darüber zu sprechen.» Alleine zu Hause wäre es schwieriger, sagt die Tierärztin, die jederzeit wieder einen Anruf für einen nächsten Einsatz erhalten kann. 

Lärm und Staub gehörten zur Tagesordnung für Mensch und Hund beim Rettungseinsatz. 
zvg

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema