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Zuwachs in der Schatzkammer

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Ob Skulpturen aus dem 16. Jahrhundert, eine Reiseapotheke aus dem 18. Jahrhundert oder zeitgenössische Kunstwerke: Der Kunsthistoriker Stephan Gasser weiss zu allem eine Geschichte zu erzählen. 160 solche Geschichten sind derzeit im Museum für Kunst und Geschichte Freiburg zu entdecken, anhand von 160 Objekten, die Konservator Gasser für die aktuelle Sonderausstellung «Quoi de neuf?» ausgewählt hat. Diese zeigt eine Auswahl von Neuzugängen, die in den letzten fünfzehn Jahren die Sammlung des Museums bereichert haben: durch Schenkungen, durch Ankäufe oder auch durch Wiederentdeckungen in den eigenen Beständen.

Die letzte vergleichbare Ausstellung hat im Jahr 1999 stattgefunden. Schenkungen wie jene von Niki de Saint Phalle im Jahr 2001 oder von Rico Weber im Jahr 2004 sind seither dazugekommen, aber auch aufsehenerregende Ankäufe wie das Gemälde «Maria mit Kind und heiligem Joseph» von Hans Fries im Jahr 2014. Rund 45 000 Objekte umfasst die Sammlung heute insgesamt; nur 1000 davon sind ständig ausgestellt.

Spurensuche

Die Ausstellung «Quoi de neuf?» zeige nicht zuletzt, was die Verantwortung für eine Sammlung für ein Museum bedeute, sagt Stephan Gasser. «Es geht nicht nur ums Sammeln, Bewahren und Restaurieren, sondern auch darum, die Objekte zu erforschen und die Ergebnisse dem Publikum zugänglich zu machen.» Darum ist zur Ausstellung ein Katalog erschienen, in dem jedes der 160 Ausstellungsstücke vorgestellt wird. «Erst solche Veröffentlichungen machen unsere Forschungsarbeit bekannt und ermöglichen so weitere Erkenntnisse», so Gasser.

Manchmal sei der Weg aber auch umgekehrt, sagt der Kunsthistoriker und verweist auf ein ausgestelltes Skulpturenpaar, das um 1515 in der Freiburger Werkstatt von Hans Roditzer entstanden ist. Die Figuren der Heiligen Michael (Bild 1) und Georg sind ausserordentlich gut erhalten. Dass die beiden wertvollen Freiburger Skulpturen vor einigen Jahren in den Fokus des Museums gelangten, ist einem Forschungsprojekt zu verdanken, an dem Stephan Gasser selbst beteiligt war. «Ein Kunsthistoriker aus Aachen machte mich auf die beiden Skulpturen aufmerksam, die sich damals in Wiener Privatbesitz befanden», so Gasser. So fanden die Figuren Eingang ins Forschungsprojekt. Als sie später in Wien zum Kauf angeboten wurden, konnte das Museum sie mit der Unterstützung von öffentlichen und privaten Geldgebern erwerben.

Ähnlich verhielt sich der Fall einer Madonna mit Kind und eines Heiligen Sebastian, die ebenfalls um 1515 im Atelier Roditzer entstanden (Bild 2). «Den beiden Skulpturen, die uns zuvor vollkommen unbekannt waren, kamen wir aufgrund einer im Landesmuseum archivierten Fotografie auf die Spur», erinnert sich Gasser. Den Sebastian habe er später im Strigel-Museum im deutschen Memmingen aufgespürt, die Madonna sei ein halbes Jahr später bei einer Versteigerung in Köln aufgetaucht.

Kunst- und Alltagsobjekte

Die 160 ausgestellten Objekte illustrieren in ihrer Vielfalt die ganze Bandbreite der Sammlung. Sie reichen vom Mittelalter bis in die Gegenwart und sie umfassen Kunstwerke verschiedener Genres, aber auch sakrale und weltliche Alltagsgegenstände. «Kunsthistorische und historische Objekte sind für das Museum gleichermassen wichtig», sagt Gasser. Als Beispiel für einen Gegenstand, den das Museum nicht wegen seines künstlerischen Werts, sondern wegen seines historischen Kontextes angekauft hat, nennt Gasser eine hölzerne Reiseapotheke aus dem späten 18. Jahrhundert (Bild 6). Solche tragbaren Apotheken seien damals in der Schweiz und in Deutschland verbreitet gewesen. Das ausgestellte Stück habe gemäss der Familienlegende einem Offizier in Napoleons Dienst gehört.

In einer anderen Vitrine fällt der Blick der Besucher auf eine Pistole aus der Zeit um 1730 und auf einen Revolver von 1858. Die Pistole ist eine von nur zwei bis heute bekannten Waffen aus der Werkstatt des Freiburger Büchsenmachers Claude-François Perriard. Beim Revolver–einer Schenkung aus dem Jahr 2009–habe sich hingegen eine vermeintliche Freiburger Spur in Luft aufgelöst, sagt Gasser. «Aber immerhin handelt es sich um einen echten amerikanischen Colt.»

Zurück ins Spätmittelalter führt eine Gruppe von Werkzeugen (Bild 5). Bemerkenswert sei deren Datierung, erklärt Gasser. «Sie wurden vor über hundert Jahren bei einer Grabung in Romont gefunden–in einer Tiefe von drei Metern. Dies legt die Vermutung nahe, dass sie bei dem grossen Brand von 1434 verschüttet wurden. Sollte dies stimmen, wären es die ältesten bekannten Werkzeuge dieses Typs.» Interessant sei überdies die Bedeutung solcher Werkzeuge für die Datierung von Bauwerken. Die ausgestellte Zange, die beim Heben von Steinen zum Einsatz kam, habe auf diesen deutlich erkennbare Löcher hinterlassen. Solche Zangen habe man etwa ab 1340 genutzt. So sei etwa in der Freiburger Kathedrale klar zu sehen, welche Teile vor und welche nach 1340 gebaut wurden.

Werke der Gegenwart

Ein eigener Saal im Untergeschoss ist der Gegenwartskunst gewidmet. Viele der hier gezeigten Werke stammen aus den Schenkungen von Niki de Saint Phalle (1930–2002) und Rico Weber (1942–2004). Ein Selbstbildnis von Rico Weber, dem langjährigen Assistenten von Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle, fällt ins Auge: Der lebensgrosse Gipsabguss «Ich liege, wo ich liegen möchte» zeigt den Künstler in Arbeitsanzug und Gummistiefeln auf dem Rücken liegend (Bild 4). Auch andere Werke erinnern an das illustre Umfeld Tinguelys: zum Beispiel Daniel Spoerris Fallenbild «Salute Jeannot» (Bild 7) oder zwei Figuren von Tinguelys erster Ehefrau Eva Aeppli (Bild 3). Von einer dieser Figuren hätten nur noch Kopf und Hände existiert, erzählt Stephan Gasser. Körper und Gewand habe man extra für die Ausstellung nachgebildet–in Absprache mit der kurz darauf im Mai 2015 verstorbenen Künstlerin.

Die Ausstellung «Quoi de neuf?» dauert noch bis zum 12. Juni.

 

Zahlen und Fakten

Schenkungen und Ankäufe

Seit seiner Gründung vor bald 200 Jahren sind der Aufbau und die Pflege der Sammlung wesentliche Teile der Arbeit des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg. Die Sammlung umfasst heute rund 45000 Objekte. Durch Schenkungen und Ankäufe wird sie laufend ergänzt. Das jährliche Ankaufsbudget beläuft sich auf 100000 Franken. Aktuell wird die Sammlung im neuen Zentraldepot im Freiburger Daillettes-Quartier zusammengeführt, nachdem sie bisher an über 30 Standorten untergebracht war. Die Zügelaktion dauert bis Anfang 2017.cs

Veranstaltung: Schauspieler Luc Spori zeigt das Werk seines Vaters Pierre

E rgänzend zur Ausstellung «Quoi de neuf?» bietet das Museum für Kunst und Geschichte ein reichhaltiges Rahmenprogramm mit Vorträgen, Führungen und Ateliers. Ein spezieller Anlass in deutscher Sprache findet am kommenden Donnerstag statt: Der Schauspieler Luc Spori lädt zu einem theatralischen Intermezzo rund um das Werk seines Vaters, des Malers Pierre Spori (1923 – 1989).

In der Ausstellung sind drei Lithografien von Pierre Spori aus dem Jahr 1978 zu sehen, die aus einem Konvolut stammen, welches das Museum 2010 erworben hat (Bild). Pierre Spori stammte aus Le Locle. Seinen erlernten Gärtnerberuf übte er nie aus. Stattdessen besuchte er Kurse beim Bildhauer Léon Perrin in La Chaux-de-Fonds und umgab sich mit Künstlern wie Lucien Schwob, André-Jean Evard und Georges Dessouslavy. Auch in Freiburg hatte er viele Freunde wie den Maler Armand Niquille und den Fotografen Jacques Thévoz. Oft war Spori in Bahnhofbuffets anzutreffen, wo er Inspiration fand und mit allem zeichnete, was ihm zwischen die Finger kam, vom Teebeutel bis zur Zigarettenasche. cs

Der öffentliche Anlass findet am Do., 4. Februar, um 18.30 Uhr im Museum für Kunst und Geschichte statt. Weitere Veranstaltungen: www.mahf.ch.

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