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Zwei Anwärter haben Kurs aufs Stöckli genommen

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Sowohl Isabelle Chassot als auch Carl-Alex Ridoré erheben Anspruch auf den zweiten Freiburger Ständeratssitz. Chassot will der Mitte ihren vor zwei Jahren verlorenen Sitz zurückholen, Ridoré möchten den Sitz der Linken verteidigen.

Am 26. September entscheidet sich, wer den frei werdenden Freiburger Ständeratssitz von Christian Levrat (SP) erringt. Isabelle Chassot (Die Mitte) und Carl-Alex Ridoré (SP) legen im Gespräch mit den FN ihre Ambitionen dar.

Was hat Sie in den letzten Tagen gefreut, und was hat Sie geärgert?

Isabelle Chassot: Mich hat gefreut, dass wir jetzt endlich Debatten führen können für diese Ständeratswahl-Kampagne. So können wir auch Meinungen, Visionen und Projekte austauschen und diskutieren. Was mich am meisten geärgert hat, ist das, was mit den Wahlplakaten von Carl-Alex Ridoré passiert ist. Das ist einer Demokratie nicht würdig.

Plakate von Ihnen wurden rassistisch verunstaltet. Wie wirkt so etwas auf Sie, Herr Ridoré?

Carl-Alex Ridoré: Was mit den Plakaten passiert ist, hat mich schon getroffen. Aber ich ärgere mich nicht so schnell. Ich habe mir vorgenommen, mich vorerst wirklich auf die Debatten und die verschiedenen Dossiers zu konzentrieren. Es gibt viele wichtige Fragen, die grössere Priorität haben. Ich werde erst anschliessend prüfen, offiziell etwas dagegen zu unternehmen. Nicht für mich, aber einfach aus Prinzip. Aber für mich haben diese Akte keinen Einfluss auf den Ausgang der Wahl.

Ist so etwas neu für Sie oder wurden Sie in der Vergangenheit auch schon Opfer rassistischer Beleidigungen?

Ridoré: Hier in Freiburg eher weniger, weil ich hier geboren bin und die Leute mich kennen.

Wenn ich aber andernorts unterwegs bin, kommen rassistische Vorfälle häufiger vor.

Carl-Alex Ridoré

Gab es auch für Sie zuletzt einen Aufsteller?

Ridoré: Es ist der Kontakt mit den Wählerinnen und Wähler. Die Leute sind aus den Ferien zurück und nun mitten in der Kampagne. Es gibt viel mehr Meinungsaustausch, das macht Freude.

Sie sind derzeit viel unterwegs für Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Konsultativabstimmung zur Fusion Grossfreiburgs: Haben Sie überhaupt Zeit für den Ständerats-Wahlkampf ?

Ridoré: Ja, die habe ich. Aber es braucht viel Voraussicht, Planung und Organisation. Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich diese beiden Kampagnen nicht gleichzeitig führen müsste. Auf der anderen Seite ist es auch eine Möglichkeit, mit den Leuten in Kontakt zu kommen, und mit ihnen darüber zu sprechen und zu wissen, was sie bewegt.

Haben Sie, Frau Chassot, neben ihrem Job als Direktorin eines Bundesamts Zeit für diesen Wahlkampf?

Chassot: Man muss vieles im Voraus organisieren und planen. Die Session in Bern beginnt nun und ich habe im Vorfeld schwierige Kommissionssitzungen gehabt. Es ist zweischneidig, dass die Abstimmung schon am 26. September ist. Als der Staatsrat das Datum fixiert hat, dachte ich, das seien unmögliche Fristen. Aber die Sommerpause gab die Möglichkeit, die Dokumente, die Website und die Auftritte in den sozialen Medien vorzubereiten. Die Ferien habe ich auch für etwas ungezwungenere Begegnungen genutzt. Viele Leute sind nämlich in den Ferien in Freiburg geblieben. Im Moment pendle ich wieder zwischen Freiburg und Bern, ich versuche aber, mit Homeoffice etwas Zeit zu gewinnen.

Isabelle Chassot will wieder zurück in die Politik.

Aldo Ellena

Hätten Sie auch ein späteres Datum gewollt?

Ridoré: Es gibt wohl kein optimales Datum. Es gibt immer noch etwas anderes zu erledigen. Wir haben Jobs, die an sich schon sehr anstrengend sind.

Chassot: Bei einem späteren Zeitpunkt wäre es kollidiert mit den kantonalen Wahlen. Für viele Leute sind Staatsrat und Ständerat schwer zu unterscheiden.

Ridoré: Für die Stimmbürgerinnen und -bürger ist die Unterscheidung mit der jetzigen Agenda klarer: zuerst die eidgenössischen Wahlen und die kantonalen Wahlen später.

Sind Sie überrascht, dass der Wahlkampf bisher ruhig war?

Ridoré: Überrascht nicht. Alles passierte in den Ferien. Die Leute, die hierblieben, wollten an etwas anderes denken. Sie hatten etwas genug von Politik, Covid und anderem. Ich habe den Eindruck, dass sie sich nun wieder der Aktualität widmen.

Chassot: Ich war etwas enttäuscht. Beim Wahlauftakt sagte ich, ich würde mich auf Debatten freuen. Sie helfen auch für das Verständnis der Demokratie. Es ist etwas eine verpasste Chance, wenn es keine solche Debatte gibt. Nun spielen halt die Medien ihre Rolle für den Service public.

Ridoré: Für mich ist es etwas anders, weil ich mit dieser Fusionsabstimmung fast jeden Abend eine Begegnung mit der Bevölkerung habe und dabei auch viele Fragen beantworte.

Optisch stechen bei der Kampagne die Plakate von Carl-Alex Ridoré und die Videos von Isabelle Chassot hervor. Was sind die Konzepte hinter Ihren Kampagnen?

Ridoré: Ich wollte einen Mix aus traditionellen Wahlmitteln: Für Personen, die weniger elektronische Medien nutzen, aber auch Internet und soziale Netzwerke für die neue Art, mit der Bevölkerung zu kommunizieren.

Frau Chassot, Sie hatten betont, Sie wollen kein wildes Plakatieren…

Chassot: Wir haben das wilde Plakatieren auch mit dem Lager von Carl-Alex Ridoré thematisiert. Jeder von uns ist gefragt, was er für die Umwelt und Nachhaltigkeit tun kann. Sie haben es nicht so gesehen, und wir haben es versucht, anders zu machen. Es ist auch ein Wahlkampf in Covid-Zeiten. Wir wussten nicht, ob und wie Anlässe stattfinden können. Deshalb machen wir es schon seit dem Sommer in kleinen Gruppen. Jeder, der mich treffen möchte, kann sich an mich wenden. Das und die sozialen Medien waren bei meinem letzten Wahlkampf noch nicht so gewesen. Es ist spannend, zu sehen, wie man anders mit Leuten kommunizieren kann.

War Nachhaltigkeit bei Ihrer Kampagne auch ein Thema?

Ridoré: Ja, nicht nur bei dieser Wahlkampagne, sondern schon seit Jahren. Bei der SP sammeln wir immer unsere Plakate wieder ein und benützen sie später für anderes, beispielsweise, um daraus Spielzeuge zu machen. Im Sommer, als es diesen Hagel gab, benutzten wir die Plakate von Christian Levrat von 2015, um mit ihnen Dachfenster zu reparieren.

Wie gut kennt man Sie als Oberamtmann ausserhalb des Saanebezirks?

Ridoré: Die Leute im Saanebezirk kennen mich wohl besser, aber ich hatte trotzdem Gelegenheiten, auch mit der Bevölkerung anderer Bezirke in Kontakt zu treten. Die Oberamtmännerkonferenz trifft sich jeden Monat in einem anderen Bezirk, beziehungsweise in einer anderen Gemeinde.

Aber diese Sitzungen sind ja intern…

Ridoré: Nein, wir besuchen dabei auch Unternehmen und haben Kontakte mit den Gemeindebehörden. Ich habe so in den letzten Jahren viele Orte kennengelernt. Das ist ein Reichtum, den ich mitbringen werde, wenn ich Ende des Jahres mein Oberamtsmandat abgebe.

Sie, Frau Chassot, waren die letzten acht Jahre hauptsächlich in Bern tätig. Sind Sie bei der Freiburger Bevölkerung nicht in Vergessenheit geraten?

Chassot: Tatsächlich kannte man mich vor allem als Isabelle Chassot, die Staatsrätin sowie Erziehungs-, Kultur-und Sportdirektorin. Man kennt aber weniger die Aufgaben, die ich jetzt wahrnehme. Ich war viel in der Schweiz unterwegs, die meiste Zeit hielt ich mich trotzdem im Kanton Freiburg auf. Leute fragen mich oft, was ich jetzt mache, und sie fragen auch viel über Covid: Wie geht es weiter? Was heisst das nicht nur die Kulturschaffenden, sondern auch für die Allgemeinheit?

Ridoré: Ich war während der Covid-Zeit in der Pandemieorganisation tätig und da für sozialmedizinische Bereiche verantwortlich. Dies gab mir die Gelegenheit, mit Verantwortlichen der Spitex, der Pflegeheime und anderer Institutionen in allen Bezirken zusammenzuarbeiten. Es war so eine schwierige, aber auch bereichernde Zeit.

Abgesehen von der politischen Konstellation: Was ist ihre ganz persönliche Motivation, für den Ständerat zu kandidieren?

Ridoré: Ich habe beruflich mit nationalen und internationalen Themen angefangen und mich in europarechtlichen Fragen und völkerrechtlichen Fragen spezialisiert. Ich war im Bundesamt für Justiz tätig und hatte irgendwann den Wunsch, wieder mehr auf dem Terrain zu arbeiten. Da hatte ich die Gelegenheit, in Bulle ein Anwaltspatent zu machen. Dann wurde ich zum Oberamtmann gewählt. Auch dieses Amt hat mir das gegeben, was ich suchte: den Kontakt mit den Menschen. Jetzt möchte ich diese Erfahrung wieder in den Dienst des ganzen Landes stellen. Doch wieso Ständerat und nicht Nationalrat? Ich glaube, der Ständerat entspricht mehr meiner Persönlichkeit.

Chassot: Man wird nicht Ständerätin, wenn man sich nicht für die ‘res publica‘, für die Öffentlichkeit und die Gesellschaft engagieren möchte. Man muss die Politik und somit den Kontakt mit den Menschen lieben. Das war schon so, als ich in Freiburg politisch aktiv war. Als ich die Chance hatte, im Bundesamt für Kultur die Direktion zu übernehmen, ging es mir darum, ein vollwertiges Berufsleben erleben zu können. Ich dachte damals, dass ein Zurück in die Politik fast nicht mehr möglich sei. Aber die Covid-Krise hat mir aufgezeigt, dass wir wirklich alles hinterfragen müssen. Es hat in mir den Willen geweckt, wieder aktiver mitgestalten zu können. Aber hätte Christian Levrat nicht vorzeitig demissioniert, wäre ich wohl nicht gleich auf diese Idee gekommen.

Man hört nun oft, das Land ist gespalten: Nehmen Sie das auch so wahr?

Ridoré: Vor allem hat diese Krise die Armut vieler Leute ins Licht der Öffentlichkeit gebracht. Deswegen ist es jetzt nötig, das Land mit mehr Gerechtigkeit und Solidarität wieder zusammenzubringen. Die Krise hat auch gezeigt, dass Solidaritätsnetze sehr wichtig sind für das Zusammenleben. Es gibt aber weitere Themen, zum Beispiel die Umwelt oder Rentenfragen, wo wir jetzt grundsätzliche Entscheidungen treffen müssen, aber dafür keine Mehrheiten vor dem Volk finden. Ein wichtiger Grund dafür ist dieser Stadt-Land-Graben.

 Carl-Alex Ridoré kennt den Graben zwischen Stadt und Land.

Aldo Ellena

Sehen Sie dies gleich wie die SVP?

Ridoré: Genau umgekehrt. Die Schlussfolgerung ist zwar dieselbe: Es gibt ein Gefälle. Aber man darf diesen Graben nicht noch tiefer graben, sondern muss die Kontakte zwischen Stadt und Land wieder fördern. Das ist genau das, was ich in 13 Jahren als Oberamtmann gemacht habe zwischen einer Stadt wie Freiburg und den kleineren Gemeinden des Bezirks. Es ist schwierig, Brücken zu schaffen, aber für das Land und unseren Kanton sehr wichtig.

Sehen Sie die Gräben auch in diesem Bereich?

Chassot: Sie greifen noch tiefer in der heutigen Gesellschaft. Man hat immer vom Graben zwischen der deutsch- und der französischsprachigen Schweiz gesprochen. Die Frage des Zusammenhalts ist sehr wichtig, und der Kanton Freiburg zeigt vor, dass wir immer versuchen müssen, uns noch besser zu verständigen. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land zeigten sich bei verschiedenen Abstimmungen. Oft wurden die Landkantone überstimmt. Mit Sorge erfüllt mich, dass die Covid-Krise auch so eine Art Graben geschaffen hat, den wir aber kaum bemerkt haben. Da gibt es nun eine ganz gespaltene Gesellschaft rund um das Covid und insbesondere um das Impfen. Woran liegt es, dass es plötzlich Gruppierungen gibt, die sich da zusammentun? Da haben wir noch keine richtige Antwort. Wenn die Politiker sich jetzt nicht die Zeit nehmen, wieder bei den Leuten zu sein und mit ihnen zu sprechen, dann sehe ich grössere Probleme auf unsere Demokratie zukommen.

Wenn Sie mit einer impfskeptischen Person zusammenkommen, wie versuchen Sie, diese davon zu überzeugen, sich impfen zu lassen?

Chassot: Zuerst müssen wir als Beispiel vorangehen und sagen: Ja, ich habe mich impfen lassen und finde es wichtig. Dann muss man mit wissenschaftlichen Fakten kommen. Wenn eine Person sagt, das Impfen sei gefährlich, hat man mit den Fakten gute Argumente, um zu zeigen, dass es nicht der Fall ist. Bei Personen, die sagen, sie brauchen die Impfung nicht, weil sie kaum mit Leuten in Kontakt kommen, appelliere ich an die Solidarität. Ich sage ihnen, sie impfen sich nicht nur für sich selber, sondern auch für alle anderen. Bei wiederum anderen ist es wichtig, zu sagen, wenn wir aus dieser Krise rauskommen und nicht aufs Spiel setzen wollen, was wir in den letzten 18 Monaten erreicht haben, dann ist die Lösung Impfen.

Auch Sie müssen sicher manchmal für die Impfung argumentieren?

Ridoré: Es ist wie bei den Masken: Sie sind nicht in erster Linie dazu da, sich selber, sondern die anderen zu schützen. Das haben die Leute letztes und auch dieses Jahr getan, indem sie Masken trugen. Wenn man diesen Vergleich zieht, kann man vielleicht die Leute davon überzeugen, dass es mit der Impfung etwa das Gleiche ist. Und ich gehe davon aus, dass alle Leute in der ersten Welle grosse Angst hatten. Sei es für sich und ihre Gesundheit, sei es für Verwandte. Wenn man sie daran erinnert, was sie in der ersten Welle empfunden haben, so ist es oft einfacher, auch den Weg zu dieser Impfung zu finden.

Als Ständerätin oder Ständerat werden Sie Freiburg vertreten. Was ist typisch freiburgisch an Ihnen?

Chassot: Ich bin ein Produkt der Freiburger Erziehung, welche etwas damit zu tun hat, das Gesellschaftliche zu mögen. Man befindet sich zwischen Tradition und Modernität. Die Freiburger Gesellschaft ist geprägt dadurch, dass sie keine sozialen Schichten kennt, sondern breit gemischte Freundeskreise, die schon in der Schule entstehen. Dieses zweisprachige typisch Freiburgische habe ich auch. Meine Mutter kommt aus Österreich, das hat uns ein gewisses Verständnis füreinander gegeben, und das haben die Freiburger in ihrer DNA. Deshalb sind die Freiburger auch sehr geschätzt in Bern. 

Deutschfreiburg wird weiterhin keinen eigenen Ständerat haben. Inwiefern kann sich Deutschfreiburg durch Sie vertreten fühlen?

Chassot: Die Rolle eines Ständerates ist es, den ganzen Kanton zu vertreten. Die Fragen, die sich im Ständerat stellen, betreffen den ganzen Kanton und auch die ganze Schweiz. Der Deutschfreiburger ist im Kanton in der Minderheit, wir Welschfreiburger sind in der Schweiz in der Minderheit. Würde ich gewählt, wäre ich eine französischsprachige Ständerätin eines zweisprachigen Kantons, in einem mehrheitlich deutschsprachigen Rat. Das Verständnis, was es bedeutet, in einer Minderheit zu sein und was wichtig ist für eine Minderheit, ist entscheidend. So kann Deutschfreiburg von einer welschfreiburger Person im Ständerat auch gut vertreten sein.

Was ist bei Ihnen typisch freiburgisch?

Ridoré: Dieses Vergnügen, mit anderen Leuten zusammen zu sein, sei es etwa Chören, für die ich schon gesungen, sei es bei den Pfadfindern, im Basketball- oder Fussballclub nach den Proben oder dem Training.

Und wie vertreten Sie die Interessen Deutschfreiburgs?

Ridoré: Ich bin in Villars-sur-Glâne geboren, habe mein ganzes Leben hier auf der Sprachgrenze gewohnt und bin daran gewöhnt, dass immer irgendeine Minderheit mit an einem Tisch sitzt. Manchmal bin ich selber als Französischsprachiger in der Minderheit, etwa als ich im Bundesamt für Justiz arbeitete. Diese Durchmischung zwischen Deutsch- und Französischsprachigen ist das, was den Unterschied etwa zwischen einem Genfer und einem Freiburger ausmacht. Ein französischsprachiger oder ein deutschsprachiger Freiburger Ständerat ist sich immer bewusst, dass es irgendjemanden gibt, der eine andere Sprache spricht, und das ist wichtig für das Miteinander.

Für die politische Zusammensetzung der Freiburger Ständerats-Deputation gibt es zwei Möglichkeiten: links-bürgerlich oder bürgerlich-bürgerlich. Bei links-bürgerlich würden sich diese beiden Stimmen gegenseitig neutralisieren…

Ridoré: Wenn Freiburger Interessen auf dem Tisch sind, ist es absolut wichtig, dass es für einen Kompromiss, den wir zusammen erarbeiten, einen Vertreter auf der linken und einen auf der rechten Seite gibt. Damit wir eine Mehrheit im Parlament und dann in der Bevölkerung erreichen.

Mit Ihrer Wahl, Frau Chassot, wären die Freiburger Bürgerlichen übervertreten…

Chassot: Diese Unterteilung von links und bürgerlich entspricht nicht der Realität der politischen Landschaft. Es gibt die Linken von ganz links bis zur Sozialdemokratie, dann gibt es die Rechte von den Liberalen bis zu den Nationalrechten. Und es gibt einen grossen Teil, ein Drittel, in der Mitte.

Die SVP teilt Sie ins linke Lager ein…

Chassot: Nein, ich bin in der Mitte, was sich auch durch meine Visionen und Engagements zeigt.

Es geht nicht nur um das rechte und das linke Bein, wie von der SP propagiert, sondern auch darum zu wissen, wo der Kopf steht. Und der steht in der Mitte.

Isabelle Chassot

Es geht nicht nur um das rechte und das linke Bein, wie von der SP propagiert, sondern auch darum zu wissen, wo der Kopf steht. Und der steht in der Mitte.

Sie würden mit Johanna Gapany (FDP) arbeiten. Wo haben Sie gemeinsame Ansichten, wo sind die Unterschiede?

Ridoré: Wenn es um die Interessen des Kantons Freiburg geht, haben wir die gleichen Ansichten. Das wird von den Ständeräten erwartet, und das war immer schon so. Die Unterschiede liegen wohl in der Gleichberechtigung und in den Rentenfragen.

Chassot: Geht es um Freiburger Interessen, dürfen die Stimmen nicht geteilt werden. Wir werden mehr Gemeinsamkeiten haben bei Entscheiden, wo es um die KMU-Politik geht und auch um Finanzpolitik. Johanna Gapany ist etwas liberaler. Der grösste Unterschied hat auch mit Lebenserfahrung zu tun: Ich engagiere mich mehr für die Gleichstellung und die Position der Frau in der Gesellschaft. Ich gehöre zur Generation, die von frühen Kämpferinnen etwas übernommen hat. Für sie ist Gleichberechtigung selbstverständlicher.

Ridoré: Was gesellschaftliche Fragen anbetrifft, sind SP und FDP häufiger auf der gleichen Linie, anders als die Mitte, die da oft konservativ stimmt.

Aktuelle Politik

Unterschiedliche Ansichten zur 99-Prozent-Initiative

Am 26. September finden auch zwei nationale Abstimmungen statt. Wie werden Sie abstimmen?

Chassot: Ich werde Ja stimmen zur Heirat für alle. Wäre ich aber Ständerätin gewesen, als das Gesetz behandelt wurde, hätte ich Nein zum Artikel über den Zugang zur Fortpflanzungsmedizin für homosexuelle Paare gesagt. Das Parlament hat anders entschieden. Das Resultat entspricht zwar nicht in allen Punkten meinen Vorstellungen, aber wenn ich sehe, welche Ungleichheiten und Diskriminierung es noch gibt für homosexuelle Paare, dann werde ich mit Überzeugung Ja stimmen.

Ridoré: Bei der Ehe für alle werde ich auch Ja stimmen. Wäre ich Ständerat gewesen, hätte ich zur assistierten Reproduktion auch schon Ja gestimmt. Es ist für mich eine Frage der Gleichberechtigung.

Chassot: Zur 99-Prozent-Initiative werde ich klar Nein stimmen. Sie ist gefährlich. Ich denke dabei vor allem an die Familienunternehmen: Diese werden doppelt bestraft, weil sie eigentlich zwei Mal Steuern bezahlen würden. Zuerst für das Unternehmen, und dann als Teil ihres Lohnes. Es würde die Nachfolgeregelung für Firmen noch schwieriger machen. Man sollte Familienunternehmen das Leben nicht schwieriger machen, als es jetzt schon ist.

Ridoré: Was die 99-Prozent-Initiative betrifft, werde ich Ja stimmen. Sie ist wohl nicht perfekt, gibt aber eine Grundantwort auf eine wichtige Frage. Die finanzielle Schere zwischen den Reichen im Land und den meisten anderen hat sich weiter geöffnet. Es braucht eine Lösung dafür.

Damit machen Sie den Bürgerlichen Angst.

Ridoré: Ja. Das kann ich verstehen. Aber die Initiative stellt eine grundsätzliche Frage, und die kann man nicht einfach vom Tisch wischen. Ich gehe davon aus, dass die ganz grosse Mehrheit dieser Familienunternehmen nicht davon betroffen ist. Bis jetzt habe ich noch von keiner besseren Lösung gehört oder gelesen. Es braucht ein Zeichen.

Chassot: Diese Meinung teile ich überhaupt nicht. Die Initiative nennt keine Höhe des Einkommens, ab wann sie zur Anwendung kommen würde. Die Initianten nennen die Zahl von 100‘000 Franken. Das ist für ein KMU ein eher tiefer Wert: Es müsste für jeden verdienten Franken 1.50 Franken Steuern bezahlen. Die Initiative lässt auch ausser Acht, dass bei der direkten Bundessteuer die Progression schon sehr hoch ist. Wer die steuerliche Last grösstenteils trägt, finanziert auch die reduzierte Besteuerung. Das sollte man nicht aufs Spiel setzen, nur um ein Zeichen zu setzen. Ich habe immer Sorgen, wenn man mit einer Initiative Zeichen setzen will. Weil wenn sie angenommen wird, muss sie auch umgesetzt werden.

Ridoré: Ich habe Vertrauen, dass das Parlament eine gute Umsetzung findet. Vor allem braucht es eine Lösung, um das heutige Gleichgewicht mit einem progressiven Steuersatz zu behalten. Nicht einfach nichts machen, sondern Korrekturmassnahmen finden, damit die Verhältnisse zwischen Arm und Reich stabil bleiben.

Chassot: Ich habe Mühe mit dem Argument, das Parlament werde es richten. Wenn es die Initiative nicht so umsetzt, wie der Text vorsieht, dann heisst es, der Volkswille werde missachtet. Die Initianten, müssten die Initiative so gestalten, wie sie sie haben möchten, nicht wie sie denken, das Parlament werde es dann umsetzen.

Ridoré: Ich bin dagegen, in der Bundesverfassung ein ganzes Gesetz zu integrieren. Sie muss Grundideen geben, und es ist dann die Aufgabe des Parlaments, diese umzusetzen. uh

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