Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Zwei Armeebefürworter debattieren

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) will, dass der Militärdienst künftig freiwillig wird. Am 22. September stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über die Initiative ab.

 

 Olivier Flechtner, Sie sind für die Initiative. Wollen Sie die Armee abschaffen?

Olivier Flechtner:Absolut nicht. Ich bin kein Armeegegner. Die freiwillige Wehrpflicht ist jedoch eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich die Armee reformieren und die Bevölkerung vor den aktuellen Bedrohungslagen beschützen kann.

 

 Die Initiative wurde von der GSoA lanciert–sie trägt die Abschaffung der Armee im Namen. Geht es letztlich nicht doch darum?

Flechtner:Mir nicht. Meiner Meinung nach ist die allgemeine Wehrpflicht ein veraltetes und überholtes Konzept, das die Armee daran hindert, sich zukunftsgerichtet mit der aktuellen Bedrohungslage auseinanderzusetzen.

 

 Emmanuel Kilchenmann, Sie präsidieren das Freiburger Komitee gegen die Initiative. Warum nennen Sie diese die «Unsicherheits-Initiative»?

Emmanuel Kilchenmann:Für uns ist klar: Wer zu dieser Initiative Ja sagt, greift einen der Hauptpfeiler für die Sicherheit der Schweiz an.

Flechtner:Diese Behauptung ist Heimatschutz, nicht Bevölkerungsschutz.

Kilchenmann:Die Aufhebung der allgemeinen Wehrpflicht ist ein Zwischenhalt auf dem Weg hin zur Abschaffung der Armee. Dieses Risiko wollen wir nicht eingehen.

Flechtner:Wir müssen die Initiative objektiv anschauen und uns fragen, was sie bewirkt. Wer sich gegen Veränderungen stellt, verhindert Reformen. Dabei braucht die Armee Reformen. Wir haben ein Verteidigungskonzept, das auf die bewaffnete Verteidigung ausgerichtet ist und immer noch rein terrestrisch ist. Mit der modernen Technologie sind jedoch andere Bedrohungen aktuell geworden.

Kilchenmann:Seit den Armeereformen 95 und 21 ist die Verteidigung nicht mehr rein terrestrisch ausgerichtet. Heute gilt nicht mehr die Bedrohungslage «Rot stösst gegen die Schweiz vor». Vor dreissig Jahren zählte die Armee noch ein stehendes Heer von 625 000 Mann, heute sind 100 000 geplant–wovon jeweils nur 4000 bis 5000 Tag für Tag im Dienst sind. Wir brauchen diese Reserve des stehenden Heers, die nur dank des Milizsystems möglich ist. Das Milizsystem ist ja eigentlich eine linke Idee.

Flechtner:Absolut.

Kilchenmann:Heute sind alle Bevölkerungsschichten in der Armee integriert. Das ist wichtig für unsere Gesellschaft. Die Armee ist sehr demokratisch.

Flechtner:Die Initiative greift in keiner Weise das Milizsystem an. Sie will eine freiwillige Wehrpflicht, keine Berufsarmee.

Kilchenmann:Eine freiwillige Wehrpflicht–das geht doch nicht. Das ist wie eine freiwillige Steuerpflicht.

Flechtner:Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Die Armee kann eine Ausbildung bieten.

Kilchenmann:Da bin ich mir nicht sicher. Die Armee ist nicht attraktiv. Ich hätte wahrscheinlich nie Militärdienst geleistet, wenn ich nicht gemusst hätte.

 

 Sie sind Hauptmann–warum haben Sie diesen Grad erreicht, wenn Sie die Armee nicht attraktiv finden?

Kilchenmann:Ich wurde verpflichtet, die Ausbildung zum Korporal zu machen. Erst da fand ich Gefallen an der Armee. Aber auf einer rein freiwilligen Basis hätte ich nie eine Rekrutenschule begonnen.

 Flechtner:Ich möchte die Bedrohungslage besprechen. Heute sind wir bedroht durch Attacken aus dem Cyberspace und Terrorismus.

 Kilchenmann:Das ist richtig.

Flechtner:Die Initiative kann hier etwas bewegen. Die Armee muss sich überlegen, wie sie ihre neuen Aufgaben wahrnehmen kann–sie muss sich reformieren und komplementär mit der Polizei zusammenarbeiten. Und sie muss ihr Rekrutierungskonzept anpassen: das heisst die Leute ansprechen, die für die Abwehr von Cyberattacken und Terrorismus geeignet sind.

Kilchenmann:Die Armee kümmert sich bereits heute um Cyberattacken. Klar möchte ich auch, dass die Armee attraktiv wird. Doch leider gibt es im Militär viele unattraktive Jobs, so dass eine freiwillige Wehrpflicht nicht möglich ist.

Flechtner:Man könnte den Sold erhöhen.

Kilchenmann:Das wäre mit mehr Kosten verbunden. Und wenn es einen Lohn gäbe, wäre der Militärdienst nicht mehr freiwillig, sondern eine Arbeit.

Flechtner:Wir haben ja jetzt schon einen Kern von Berufssoldaten.

Kilchenmann:Aber das Verhältnis ist so, dass die Mehrheit Milizsoldaten sind. Wären Sie denn freiwillig zur Armee?

Flechtner:Ich habe noch vor der Armeereform 95 Dienst geleistet, wir hatten ein Konzept aus dem Zweiten Weltkrieg. Nein, damals wäre ich nicht freiwillig zur Armee. Heute hat die Armee wieder einen Reformbedarf. Wenn wir die Diskussionen um diese Reform nicht führen, dann wird die Diskussion wieder hin zur Abschaffung der Armee führen.

 

 Emmanuel Kilchenmann, Sie haben das demokratische Element der Wehrpflicht angesprochen. Heute leisten nur Männer Militärdienst, zahlreiche sind dienstuntauglich – es ist also nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung in der Armee. Ist das wirklich demokratisch?

Kilchenmann:Das stimmt. Norwegen hat die Dienstpflicht für Frauen eingeführt. Persönlich kann ich mir vorstellen, dass die Politik in der Schweiz auch hin zu einer allgemeinen Dienstpflicht für Männer und Frauen geht. Dabei wäre die Priorität auf die Rekrutierung für die Armee zu setzen, danach für den Zivildienst und den Zivilschutz.

Flechtner:Dieser Ansatz fehlt mir völlig in der aktuellen Debatte um die Initiative.

 

 Olivier Flechtner, befürchten Sie nicht, dass bei einer freiwilligen Wehrpflicht nur noch Rambos Dienst leisten?

Flechtner:Nein. Rambos gibt es jetzt schon in der Armee, wie überall. Wenn wir eine Armee haben, die sich fragt, wie sie mit Cyberattacken und Terrorismus umgehen muss und dann ihre Leute korrekt rekrutiert, gibt es in der Armee nicht mehr Probleme mit Rambos als heute.

Kilchenmann:Ich befürchte, dass ohne Wehrpflicht nur noch jene Leute zur Armee gehen, welche im Berufsleben keinen Erfolg haben.

 

 Emmanuel Kilchenmann, Sie gehen von wirtschaftlich negativen Folgen für den Kanton Freiburg aus, falls die Initiative angenommen würde. Weshalb?

 Kilchenmann:Freiburg profitiert stark von der Armee, wir haben drei Waffenplätze, die Ausbildungsplätze sind–das bringt Arbeitsplätze und ist gut für die lokale Wirtschaft. Zudem haben wir die Logistikbasis in Grolley, einen der grössten Lehrlingsausbildner im Kanton. Mit der Initiative gäbe es eine Profi-Armee, was eine Zentralisierung bedeuten würde–und damit fielen die Waffenplätze in Freiburg weg.

 

 Die Initiative schliesst eine Profi-Armee aus.

Kilchenmann:Das wird nicht funktionieren–früher oder später entstünde eine Profi-Armee oder die Armee würde komplett abgeschafft.

Flechtner:Die Konsequenzen dieser Initiative wären kleiner als jene der letzten beiden Armeereformen. Auf den Freiburger Waffenplätzen entstünden wahrscheinlich neue Arbeitsplätze–die den neuen Aufgaben dienten. Ich unterstütze Ihr Schreckensszenario nicht. Ich gehe nicht davon aus, dass die Initiative angenommen wird. Falls doch: Wie würden Sie reagieren?

Kilchenmann:«Hier, verstanden» wäre meine Reaktion. Was bliebe auch anderes übrig? Aber ich bin sicher, dass die Initiative nicht durchkommt.

Heute hat die Armee wieder einen Reformbedarf.

Olivier Flechtner

Präsident SP Sense

Die Armee ist nicht attraktiv.

Emmanuel Kilchenmann

Vorstandsmitglied der Grenadier-Offiziere

Zur Person

Olivier Flechtner, SP

Der 43-jährige Olivier Flechtner hat Tiermedizin studiert und ist heute strafrechtlicher Untersuchungsleiter bei Swissmedic in Bern. 2011 trat der SP-Politiker zu den Oberamtswahlen im Sensebezirk an, schaffte die Wahl aber nicht. Seit drei Jahren präsidiert Flechtner die SP Sense. Seit 1994 ist er Mitglied der «Vétérinaires Sans Frontières Suisse». Von 1996 bis 1998 amtete er als Direktor, von 2002 bis 2005 präsidierte er die Organisation. Der Vater dreier Töchter ist ein passionierter Hobbyfotograf und lebt in Schmitten.njb

Zur Person

Emmanuel Kilchenmann, CVP

Der 33-jährige Emmanuel Kilchenmann hat in Freiburg Recht und in Lausanne Wirtschaft studiert und absolviert derzeit sein Anwaltspraktikum in Genf. Der CVP-Politiker präsidierte von 2006 bis 2011 die Freiburger JCVP. Seit 2009 ist er Vize-Präsident der CVP Saane-Land. Kilchenmann sitzt seit 2005 im Vorstand der Freiburgischen Offiziersgesellschaft. Nun engagiert er sich als Präsident des Freiburger Komitees gegen die Initiative der GSoA zur Abschaffung der Wehrpflicht. Er wohnt in Cormagens.njb

Zur Vorlage

«Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht»

Die Initiative will die bestehende Militärdienstpflicht für Männer aufheben. Die Armee soll sich künftig aus Männern und Frauen zusammensetzen, die freiwillig Militärdienst leisten. Die Initiative schliesst eine Berufsarmee aus. Zudem soll der Zivildienst freiwillig werden. Der Bundesrat lehnt die Initiative ab, ebenso CVP, SVP, FDP, GLP. Die SP, die Grünen und die CSP sprechen sich für die Abschaffung der Wehrpflicht aus. Die Initiative war von der Gruppe Schweiz ohne Armee (GSoA) lanciert worden.njb

GSoA: Die Armeeabschaffung und den F/A-18 vor die Urne gebracht

D ie Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) wurde 1982 im «Kreuz» gegründet – zu einer Zeit, in der eine militärische Karriere in viele Berufen vorausgesetzt wurde. Vier Jahre später reichte die GSoA die Initiative «Für eine Schweiz ohne Armee und für eine umfassende Friedenspolitik» ein. Im November 1989 legten 35,6 Prozent der Abstimmenden ein Ja ein – ein überraschend gutes Resultat, das den gesellschaftlichen Wandel aufzeigte. Der Abstimmungserfolg der GSoA beschleunigte die Einführung des Zivildienstes, der 1992 vom Volk mit 82,5 Prozent angenommen wurde.

1992 beschloss das Parlament, 34 Kampfflugzeuge des Typs F/A-18 zu beschaffen. Die GSoA sammelte innert 32 Tagen über 500 000 Unterschriften gegen dieses Vorhaben, wobei aus Zeitgründen nur 181 797 beglaubigt wurden – eine der höchsten je erreichten Unterschriftenzahlen. Am 6. Juni 1993 erreichte der Abstimmungskampf mit einem Open Air auf dem Bundesplatz seinen Höhepunkt. Armeekreise bekämpften die Initiative als «Armeeabschaffung in Raten». Sie wurde abgelehnt – doch sprachen sich 42,9 Prozent der Abstimmenden für einen Verzicht auf die Flugzeuge aus. njb

Meistgelesen

Mehr zum Thema