Das Badminton Swiss Open ist ein Turnier der weltweit zweithöchsten Leistungsstufe (Grand Prix Gold), wo es neben 120 000 US-Dollar Preisgeld vor allem wertvolle Qualifikationspunkte für die Olympischen Sommerspiele 2016 zu holen gibt. Wer in Rio de Janeiro dabei sein will, erhält in Basel eine der letzten Chancen, um noch auf den Olympia-Zug aufzuspringen. Entsprechend kommen die führenden Athleten aus 39 Nationen nach Basel.
Zwar hat der Superstar schlechthin, der Malaysier Lee Chong Wei, seine Teilnahme in Basel kurzfristig abgesagt. Der 33-jährige Roger Federer des Badmintons ist nach seinem überraschenden 1.-Runden-Out an den All England Championships vom vergangenen Wochenende frustriert in seine Heimat Kuala Lumpur zurückgereist. Das Teilnehmerfeld ist aber nach wie vor sehr prominent besetzt und wird von der Weltnummer 7, Chou Tien Chen aus Taiwan, angeführt. Im Fraueneinzel sind vier Top-10-Spielerinnen gemeldet, in den Doppelkonkurrenzen sind die jeweiligen Weltmeister am Start.
Zwei Freiburger wollen profitieren
Für die ambitionierten Spielerinnen und Spieler wird sich in Basel alles um Olympia drehen. Für die einen ist es bereits die Hauptprobe für Rio, andere wollen sich am Swiss Open die Qualifikation noch verdienen.
Für Oliver Schaller und Tiffany Girona ist Brasilien ausser Reichweite. Für sie ist das Turnier am Rheinknie in erster Linie eine seltene und attraktive Gelegenheit, um sich mit der internationalen Spitze zu messen. Jährlich nehmen die beiden Nationalspieler der Union Tafers-Freiburg an rund 15 internationalen Turnieren teil, auf die besten asiatischen Badminton-Cracks treffen sie dabei allerdings kaum einmal. «Spielerisch bringt mich ein Duell gegen die Weltbesten nicht wirklich weiter, dazu ist der Niveau-Unterschied zu gross», sagt der 21-jährige Oliver Schaller. Persönlich könne er von einem solchen Turnier dennoch viel profitieren. «Es zeigte mir, wie weit ich von der internationalen Spitze noch entfernt bin und was ich noch alles zu lernen habe.»
Im Doppel tritt der Schmittner an der Seite von Pierrick Deschenaux (BC Yverdon-les-Bains) an, im Mixed steht er zusammen mit seiner 20-jährigen Freundin Céline Burkart (Trogen-Speicher) auf dem Court. Auf nationalem Niveau gehört Oliver Schaller zu den besten Doppelspielern–sowohl mit Deschenaux als auch mit Burkart wurde er 2016 Schweizer Vizemeister. Für die Swiss Open reicht es dennoch nicht, um Aufnahme im 32er-Hauptfeld zu finden. Zu stark ist die Konkurrenz, die angeführt wird von den aktuellen Weltmeistern Mohammad Ahsan/Hendra Setiawan aus Indonesien. Auch Tan Boon Heong und Kien Keat Koo sind in Basel am Start. Der Malaysier Heong gilt im Umgang mit Shuttle und Racket als schnellster Mann der Welt. Im August 2013 beschleunigte er einen Smash auf bemerkenswerte 493 km/h.
Schaller zwischen König und Nobody
Im Mixed ist Oliver Schaller wegen einiger Absagen ins Haupttableau gerutscht, im Männerdoppel muss er heute zur Qualifikation antreten. Der Vorfreude über seine vierte Turnierteilnahme tut dies indes keinen Abbruch. «Normalerweise kennt man die grossen Stars nur aus dem Fernsehen, in Basel sitzt man neben ihnen in der Playerslounge oder fährt mit ihnen zusammen im Lift. Das ist immer wieder eine spannende Erfahrung.»
Die Ambiance am Swiss Open ist auch für die Zuschauer speziell. Die Weltstars trifft man beim Flanieren durch die Gänge der St.-Jakob-Halle ebenso an wie beim Essen an einem der zahlreichen Verpflegungsstände, wo die Badminton-Cracks am Tisch nebenan sitzen. Berührungsängste? Fehlanzeige! «In Asien ist so etwas undenkbar», weiss Oliver Schaller zu berichten. Im chinesischen Dongguan hat er beim Sudirman Cup 2015, der WM für gemischte Teams, miterlebt, wie badmintonverrückt die Asiaten sind. «Badminton ist in Asien Volkssport, jedes Spiel wird live im Fernsehen übertragen. Wir mussten mit Security umherlaufen, weil uns die Leute ständig umarmen und fotografieren wollten.» Der Manager eines Restaurants habe dem Schweizer Team einmal ein Dessert offeriert, als Gegenleistung habe er um ein Foto und ein Autogramm gebeten, erinnert sich Schaller. «Es ist schon speziell: In Asien waren wir absolute Nobodies, wurden aber wie Könige behandelt. In der Schweiz hingegen werden wir Badmintonspieler kaum wahrgenommen.»
Weltweit werden die Swiss Open in rund 300 Millionen Haushalte live im TV übertragen–das Schweizer Fernsehen widmet dem Anlass am Sonntag eine einstündige Teilaufzeichnung der Finals. Zum Vergleich: Von den Swiss Open im Tennis, die auch jedes Jahr in der St.-Jakob-Halle ausgetragen werden, sendet SRF jeden Abend ein Live-Spiel und überträgt ab den Halbfinals sämtliche Partien komplett. «Natürlich wäre es cool, mehr Aufmerksamkeit zu erhalten», sagt Schaller. «Als Randsportart hat man hierzulande aber einen schweren Stand, das gilt nicht nur fürs Badminton.»
Gironas Aufwärtstrend
Wie für Oliver Schaller gehören die Swiss Open auch für Tiffany Girona zum Vorbereitungsprogramm auf die Europameisterschaften Ende April. «Es ist ein Privileg, in Basel mit den Besten der Besten mitspielen zu dürfen», sagt die 28-Jährige aus Grolley. «Das Turnier ist eine gute Möglichkeit, um Erfahrungen auf Top-Niveau zu sammeln, was mich in Hinblick auf die EM weiterbringen wird.»
Wegen Rückenschmerzen musste Girona diese Saison sechs Wochen pausieren, sportlich lief es in der NLA-Meisterschaft mit Union Tafers-Freiburg auch nicht wunschgemäss. Inzwischen geht es aber wieder aufwärts. Bei den Austrian Open schaffte sie es Anfang März in den Viertelfinal, am letzten Wochenende stand sie in Portugal im Doppel und im Mixed im Achtelfinal. In Basel gehört Girona an der Seite von Céline Burkart und Pierrick Deschenaux dennoch zu den Aussenseitern.
Swiss Open
Das Programm
Heute Dienstag:Qualifikationen (ab 12 Uhr), 1. Runde Männer- Einzel (ab 18 Uhr).Mittwoch:Sechzehntelfinals (ab 9 Uhr).Donnerstag:Achtelfinals (ab 12 Uhr).Freitag:Viertelfinals (ab 13 Uhr).Samstag:Halbfinals (ab 13 Uhr).Sonntag:Finals (ab 12 Uhr).