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Zweierlei Mass in der Sprachenpolitik

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Autor: walter buchs

freiburg Die beiden an der Universität Freiburg tätigen Historiker Damir Skenderovic und Christina Späti haben im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms «Sprachenvielfalt und Sprachkompetenz in der Schweiz» den Wandel der Sprachpolitik seit den 1960er-Jahren auf Bundesebene sowie in ausgewählten Kantonen wie Freiburg und den Städten Freiburg, Biel und Zürich untersucht (siehe Kasten).

Sprache als ökonomische Ressource unterschätzt

Auf eine wichtige Zäsur in der Sprachenpolitik stiessen die beiden Forscher in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre: Im Zug der Globalisierung fand die englische Sprache Einzug in die traditionell den Landessprachen vorbehaltene offizielle Sprachenpolitik. Dann erhielt die Sprache in der Migrationspolitik einen herausragenden Stellenwert. Im Unterschied zu anderen Ländern wie etwa Kanada würden dabei Sprachkenntnisse von Migranten auch heute nicht als ökonomische Ressource betrachtet, stellte Christina Späti hiezu fest. Demgegenüber werden Kenntnisse der Landessprache als entscheidender Integrationsfaktor angesehen.

Wie die Historikerin Späti im Gespräch mit den FN feststellt, wurde die Bedeutung von Sprachkompetenzen in Freiburg früher erkannt als in anderen Kantonen. Das bedeute aber nicht, dass sich daraus auch Veränderungen ergeben haben. Einen sichtbaren Wandel in der Sprachenpolitik in Freiburg habe insbesondere 1982 die Motion des heutigen Staatsrates Erwin Jutzet gebracht. Mit der 1990 beschlossenen Änderung der Staatsverfassung wurden Französisch und Deutsch als Amtssprachen festgelegt, dies auf der Grundlage des Territorialitätsprinzips. Damit sei für einmal nicht bloss eine punktuelle Frage bezüglich Anwendung der Sprachen, sondern eine echte Grundsatzfrage neu geregelt worden, so Späti.

Territorialität und Sprachengesetz

«Das Territorialitätsprinzip gilt als das wichtigste sprachenrechtliche Prinzip der schweizerischen Sprachenpolitik», wird im kürzlich erschienenen Schlussbericht der Studie festgestellt. Bekanntlich sollen damit räumliche Verschiebungen der Sprachengebiete möglichst verhindert werden. Ansätze zur Lockerung zu Gunsten von Minderheiten seien im Kanton Graubünden festzustellen, nicht aber in Freiburg, stellt die Historikerin Späti hiezu fest.

Die beiden Forscher haben weiter festgestellt, dass der Grad an sprachpolitischen Regelungen in der Schweiz verglichen mit anderen mehrsprachigen Ländern relativ gering ist. Sprachengesetze gibt es derzeit erst auf Bundesebene (seit Anfang dieses Jahres in Kraft) und im Kanton Graubünden.

Die Freiburger Regierung will bekanntlich vorderhand auf ein Sprachengesetz verzichten und einschlägige Fragen in den Spezialgesetzen regeln. Christina Späti fände es schade, wenn dadurch die Diskussion über anstehende Probleme unterbunden würde. Missverständnisse könnten nur überwunden werden, wenn man sich immer wieder neu überlege, welche Bedeutung die Zweisprachigkeit hat und wie diese ausgestaltet werden kann. Die Historikerin ist zudem der Meinung, dass sich der Kanton Freiburg früher oder später ein Sprachengesetz geben wird.

Position der Parteien

Die Frage nach der Positionierung der politischen Parteien in der Sprachenfrage erweise sich als relativ komplex, wird im Schlussbericht weiter festgestellt. Die sprachliche Zugehörigkeit, dabei insbesondere die Zugehörigkeit zur Mehrheit oder Minderheit, spiele dabei meist eine grössere Rolle als die parteipolitische.

Im Ständerat, im Grossen Rat des Kantons Freiburg, im Stadtfreiburger Generalrat sowie im Bieler Stadtrat verliefen die Positionen in der Sprachenpolitik oftmals entlang den Sprachgrenzen. Aber auch hier gebe es immer wieder Ausnahmen.

Im Kanton Graubünden beschäftige hingegen der Schutz des Rätoromanischen als bedrohter Sprache auch Vertreter anderer Sprachgruppen. Im Gegensatz zum Ständerat wird im Nationalrat eine einheitlichere parteipolitische Positionierung beobachtet.

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