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Zweisprachigkeit und die Wirtschaft

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Gastkolumne

Zweisprachigkeit und die Wirtschaft

Autor: Boris Boller

In Freiburg wird regelmässig darauf hingewiesen, dass die deutsch-französische Zweisprachigkeit vieler Bewohner auch einen wirtschaftlichen Standortvorteil darstelle. Nicht viel weiter östlich und westlich von hier wird hingegen häufiger auf der ökonomischen Notwendigkeit von guten Englischkenntnissen beharrt – und erste Kurse für Frühchinesisch werden bereits erfolgreich beworben.

Für die Kenntnis mehrerer Sprachen scheint jedenfalls gerne mit ökonomischen Argumenten geworben zu werden. Nun ist mir nicht bekannt, dass der (potenzielle) ökonomische Nutzen der Zweisprachigkeit für Freiburg jemals in konkrete Zahlen umgerechnet wurde – ganz auszuschliessen ist es sicher nicht. Im nur sehr beschränkt mit der hiesigen Situation vergleichbaren Elsass werden jedenfalls sehr konkrete Zahlen zum Zusammenhang von Zweisprachigkeit und Wirtschaft verbreitet: So lancierten die zwei elsässischen Departements eine Kampagne, wonach sich für Zweisprachige die Chance auf einen Arbeitsplatz genau verdoppele und Deutsch darüber hinaus eine ausgesprochen coole Sprache sei.

Eine Studie der «Fondation entente franco-allemande» wurde ähnlich präzise: Falls nicht schnell etwas zugunsten der Zweisprachigkeit unternommen werde, verliere das Elsass in den nächsten zehn Jahren über 50000 Arbeitsplätze von elsässischen Grenzgängern in Deutschland und der Schweiz. Auf eine kurze Formel gebracht, besagt die Studie, dass parallel zu abnehmenden Deutschkenntnissen die Arbeitslosigkeit im Elsass zunehme.

Die regionale Schulbehörde geht aber offensichtlich einen anderen Weg: Der Anteil des deutschsprachigen Unterrichts in den paritätischen Klassen, die den gesamten Unterricht je zur Hälfte in Deutsch und Französisch hielten, soll in Zukunft von zwölf auf acht Stunden gesenkt werden. In erster Linie wird der Plan mit Spardruck aus Paris begründet. Sparvorgaben und aus ökonomischer Sicht Wünschbares können sich offensichtlich auch hier nicht immer sinnvoll ergänzen.

Nicht ohne Gedanken an wirtschaftliche Effekte dürften auch viele Eintragungen in die Liste der immateriellen Kulturgüter erfolgt sein. Analog zu den Eintragungen zum Weltkultur- und Naturerbe, die in erster Linie Bau- und Naturdenkmäler erfassen – und wie die Berner Altstadt auch einen touristischen Trumpf darstellen – erfasst die Unesco seit einigen Jahren auch das sogenannte immaterielle Kulturerbe. Die Unterzeichner des Übereinkommens verpflichten sich, die «lebendigen Traditionen» ihres Landes zu inventarisieren, in der Schweiz koordinierte das Bundesamt für Kultur die kulturelle Buchhaltung der Kantone. Auf einer ersten Liste meldeten die Kantone noch fast 400 mehr oder weniger traditionelle oder auch eher folkloristische Ereignisse, die mittlerweile bereinigt wurden. Auf der überarbeiteten Liste stehen für Freiburg etwa die Kilbi/la bénichon oder der Ranz-de-vaches, währenddem Fondueessen neu nun nicht mehr als exklusiv Freiburger Genuss gilt. Die bundesrätliche Zauberformel überlebte hingegen eine erste Prüfung als immaterielles Kulturgut nicht – die Betonung lag schliesslich auf «lebendige Traditionen». Weiterhin auf der Liste findet sich hingegen die gelebte Zweisprachigkeit – in Biel/Bienne.

Boris Bollerist im Thurgau geboren, besuchte die Schulen in Bern und lebt heute in Freiburg. Er studierte und arbeitete an deutsch- und französischsprachigen Abteilungen der Universität und überquert zur Zeit praktisch täglich die Sprachgrenze, um zur Arbeit zu fahren. Boris Boller ist Mitglied einer FN-Autoren-Gruppe, die im Monatsrhythmus frei gewählte Themen zur Zweisprachigkeit bearbeitet.

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