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Zweitwohnungsabstimmung lässt die Freiburger Gemeinden ratlos zurück

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Autor: Fahrettin Calislar

Über einen Punkt sind sich alle Ammänner der vier befragten Gemeinden mit hohem Zweitwohnungsanteil einig: Man müsse das Verdikt respektieren, dass nur noch 20 Prozent der Wohnungen in einer Gemeinde Zweitwohnungen sein dürfen. Über weitere Konsequenzen der Entscheidung herrscht aber Uneinigkeit bis hin zu blanker Ratlosigkeit. «Unter Umständen kann das verheerende Auswirkungen haben und das Tal entvölkern», befürchtet Otto Lötscher, Ammann von Plaffeien.

Das Problem beginnt schon bei der Definition einer Zweitwohnung. Die Statistiken seien zweifelhaft, betont Lötscher. Nun warte man auf das Ausführungsgesetz. Am Parlament sei es, die Detailbestimmungen zu formulieren.

Entwicklung nicht möglich

Erst wenn diese bekannt seien, sei der Schaden abschätzbar, sagt Jean-Claude Schuwey, Syndic von Jaun. Möglich, dass die Gemeinden und das Baugewerbe sich umorientieren, zum Beispiel Richtung Mietwohnungen. Doch da müsse der Markt mitspielen.

«Es ist nicht die grosse Panik ausgebrochen, aber Befürchtungen sind da», fasst Lötscher zusammen. Wenn Auswärtige in Schwarzsee nicht mehr bauen dürfen, sei die Entwicklung neuer Quartiere nicht mehr möglich. «Denn dann ist die Nachfrage nicht mehr da.» Die Bauvorhaben der Einheimischen reichten nicht, um aufwendige Erschliessungen anzustossen.

Keine voreiligen Sorgen

Jean-Philippe Noyer, Ammann von Oberwistenlach, hat das Ergebnis der Abstimmung gefasst aufgenommen. Der Anteil der Zweitwohnungen in seiner Gemeinde habe in der letzten Zeit zugunsten von dauerhaft bewohnten Einheiten abgenommen. Zudem sei gar nicht mehr so viel Boden übrig, um neue Wohnungen bauen zu können. «Das Ganze betrifft uns deshalb kaum.»

Félix Grossrieder, Syndic von Charmey, verweist auf die laufenden Raum- und Zonenplanungen in der Gemeinde. Darin werde das Thema Zweitwohnungen zurzeit behandelt. «Zudem haben wir kein grosses Ungleichgewicht zwischen Erst- und Zweitwohnungen», hält er fest. Es sei zu früh, um Aussagen über Konsequenzen der Initiative zu machen.

Umgehen leicht gemacht

Es komme hinzu, sagt Lötscher, dass in anderen Tourismusgegenden die Orte austauschbar seien. «Wer in einem Dorf im Oberwallis nicht bauen kann, geht ins Nachbardorf. Aber wer am Schwarzsee bauen will und nicht darf, verzichtet ganz darauf.» Schuwey bestätigt: «Es gibt immer eine Hintertüre, wenn man will.»

Ein weiteres Problem ist die Leichtigkeit, die Bestimmungen zu umgehen. So könnte man seinen offiziellen Wohnsitz ins Dorf verlagern und als Einheimischer mit dem Bauen beginnen, sagt Schuwey, Zimmermeister und Verwaltungsrat einer Chaletbaufirma. Zwei oder drei Jahre danach ziehe man einfach weiter, befürchtet er. Schliesslich sei die Frage der Kontrolle nicht geklärt. «Der Verwaltungsapparat wird aufgebläht» – und die Steuerzahler müssten das bezahlen. Wie viele andere Politiker ging Schuwey von einer Ablehnung der Vorlage aus. Die Stimmbürger hätten wohl nicht gewusst, was sie mit ihrem Ja bewirkten, vermutet Schuwey. Wären sie sich dessen bewusst gewesen, hätten sie anders gestimmt. «Aber irgendwie muss es nun weitergehen.»

Die Bautätigkeit in den Tourismusorten – hier in Charmey – hat durch die Annahme der Zweitwohnungsinitiative am letzten Sonntag einen argen Dämpfer erlitten, befürchten die Verantwortlichen in den betroffenen Gemeinden.Bild Vincent Murith/a

Zweitwohnungen: Neun Stimmen entschieden im Greyerzbezirk

Der Rekordhalter ist Crésuz, gegenüber von Charmey am Lac de Montsalvens gelegen: Im 300-Seelen-Dorf sind über die Hälfte der total rund 280 Einheiten Zweitwohnungen im Sinn der Initiative. Insgesamt haben 15 Gemeinden im Kanton Anteile von über 20 Prozent, wobei eine Massierung im Raum Greyerz–Charmey auffällig ist.

Dennoch: Das Abstimmungsergebnis zeigt kein deutliches Bild. Gemeinden wie Charmey (51 Prozent Ja), Jaun (52 Prozent) und Châtillon (60 Prozent) hatten trotz eines hohen Zweitwohnungsanteils Ja-Mehrheiten – wenn auch knappe –, während andere Gemeinden wie Plaffeien (55 Prozent Nein) und Delley-Portalban (53 Prozent) die Vorlage – auch knapper als erwartet – ablehnten. Einen besonderen Fall bildete dabei Crésuz, das mit dem knappstmöglichen Ergebnis – einer Stimme Unterschied (69 zu 68) – der Initiative zustimmte.

Überhaupt war im Greyerzbezirk mit vielen Zweitwohnungen ein hoher Nein-Anteil zu erwarten,doch am Schluss entschieden neun Stimmen: Der Nein-Anteil betrug 50,03 Prozent. 7470 Bürger sagten Nein, 7461 sagten Ja. fca

«Es ist nicht die grosse Panik ausgebrochen, aber Befürchtungen sind da.»

Autor: Otto Lötscher

Autor: Gemeindeammann von Plaffeien

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