Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Zwischen Flamatt und Rumänien

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Starlight-Bar in Flamatt hat die perfekte Lage, um mit Zug oder Bus hinzugelangen. Doch der Besitzer und die Prostituierten, die dort arbeiten, lachen und winken ab: Ihre Kunden kommen nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sondern mit Auto oder Taxi. Sie kommen aus der Region Freiburg und Bern, viele von ihnen sind Stammgäste.

Ende Februar war die Bar mit den sechs Zimmern für Prostituierte in die Schlagzeilen geraten, weil der Sensler Oberamtmann die Räume im ersten Stock provisorisch schliessen liess (die FN berichteten). Die Freiburger Kantonspolizei hatte festgestellt, dass sich zu viele Frauen in den Prostituierten-Zimmern aufhielten und dies zu Problemen bei der Hygiene und der feuerpolizeilichen Sicherheit geführt hatte. Die 22-jährige Maria ist noch immer aufgebracht, wenn sie an diesen Tag zurückdenkt. «Wir hatten vier Stunden Zeit, unsere Sachen zu packen. Aber wo sollten wir denn hin, und wo vor allem konnten wir in der Zwischenzeit unser Geld verdienen?» Maria zieht nervös an ihrer Zigarette, während sie erzählt. Für sie hatte die dreiwöchige Schliessung des Lokals eine Lohneinbusse zur Folge. Sie stammt wie die anderen fünf Frauen der Kontaktbar–so nennen sie ihren Arbeitsplatz, der gleichzeitig ihre Wohnung ist–aus Rumänien.

Des Geldes wegen

Seit acht Monaten arbeitet Maria in der Starlight-Bar in Flamatt. Vor vier Jahren kam sie in die Schweiz, um als Prostituierte Geld für sich und ihre Familie in Rumänien zu verdienen. «Ich habe in Rumänien ein Kind durchzubringen. Was soll ich mit einem Lohn von umgerechnet 150 bis 200 Franken pro Monat machen? Nichts», antwortet sie auf die Frage nach den Beweggründen, in der Schweiz als Prostituierte zu arbeiten. Nun reist sie alle zwei bis drei Monate für drei Wochen zurück zu ihrer Familie.

Miete fällt pro Tag an

Mit den Arbeitsbedingungen und ihrem Einkommen ist Maria zufrieden. In einem Sauna-Club oder in einer Kontaktbar zu arbeiten sei um Welten besser als auf der Strasse, sagt sie. «Hier kannst du waschen, kochen, dich mit den anderen Frauen austauschen und sie notfalls um Hilfe rufen, sollte es Probleme geben.»

Ihr Lohn sei nicht jede Woche gleich, aber die Arbeit zahle sich aus, sagt die Rumänin. Sie bezahlt dem Besitzer des Zimmers eine Miete von 100 Franken pro Tag. Bettwäsche, Handtücher, Strom, Internetanschluss, Geschirr und Präservative sind in der Miete inbegriffen.

Die Einnahmen aus der Sexarbeit mit den Freiern gehen zu 100 Prozent an die Frauen. Der Mindestbetrag für ein Angebot liegt bei 100 Franken. Anderswo liege er bereits bei 30 Franken, sagt Maria. Dass die Preise für sexuelle Dienstleistungen im Kanton Freiburg in den vergangenen Jahren zurückgegangen sind, hat auch ein Bericht der beratenden Kommission zum Gesetz über die Prostitution festgestellt, ohne jedoch Zahlen zu nennen (die FN berichteten).

Nimmt Maria einen Tag frei, muss sie die Miete nicht bezahlen. Bei den Preisen sprechen sich die Frauen untereinander ab. «Wir verstehen uns sehr gut», sagt Maria. Während sie erzählt, diskutiert sie immer wieder mit den anderen jungen Frauen in ihrer Muttersprache. Sie sind zwischen 21 und 27 Jahren alt. Maria spricht als Einzige gut Deutsch.

Vor zwei Jahren eröffnet

Eine kleine Bühne mit einer Tanzstange, Polstersessel und ein Fernseher befinden sich im abgedunkelten Eingangsbereich des Erdgeschosses. Von da gelangt man in die angegliederte Bar oder über die Treppe ins Obergeschoss. Dort sind die Zimmer der Frauen, die sie individuell eingerichtet haben, sowie die Badezimmer. Über den Hintereingang gelangen die Freier ausserhalb der Öffnungszeiten der Bar zu den Zimmer der Prostituierten. Sie müssen klingeln und über eine Kamera sehen die Frauen, wer vor der Türe steht.

 Besitzer der Starlight-Bar ist der 35-jährige Nenad Cvetanovic aus Düdingen. Er hat das Lokal im Mai 2013 übernommen, als Quereinsteiger, wie er sagt. Er habe von Beginn weg Wert darauf gelegt, mit den Behörden zusammenzuarbeiten, sagt der Schweizer mit serbischen Wurzeln, der mittlerweile auch Rumänisch spricht. Aus seiner Sicht wäre die Schliessung der Prostituierten-Zimmer nicht nötig gewesen; die Polizei habe überreagiert. Die Hygienemängel seien auf einen noch nicht behobenen Wasserschaden zurückzuführen gewesen. Diesen habe er nun repariert und deshalb das Lokal Mitte März bereits wieder öffnen können, sagt Cvetanovic. In der Zwischenzeit seien die Frauen bei ihm zu Hause untergebracht gewesen.

«Bin kein Zuhälter»

Cvetanovic stört sich daran, dass er von einer Gratiszeitung als Zuhälter bezeichnet wurde. Es sei nicht so, dass die Frauen in ihren Zimmern eingesperrt seien, betont er. Sie hätten das ganze Haus zur Verfügung und könnten auch einen Tag freinehmen pro Woche. «Dann gehen wir nach Freiburg oder Bern einen Kaffee trinken, oder einfach nur spazieren», erzählt Maria. Wie lange sie dieser Arbeit nachgehen wird, weiss sie nicht. Vorerst will sie wieder genug Geld verdienen, um für einige Wochen nach Rumänien zurückkehren zu können.

Schliessung: Mängel behoben und kontrolliert

Nachdem die Reparaturarbeiten in den Prostituierten-Zimmern der Starlight-Bar in Flamatt vom Bauamt der Gemeinde Wünnewil-Flamatt kontrolliert und angenommen wurden, hat der Sensler Oberamtmann diese am 17. März wieder öffnen lassen. Der Besitzer hatte nach der provisorischen Schliessung Ende Februar zudem eingewilligt, dass pro Zimmer nur noch eine Prostituierte arbeitet. «Wir haben das Lokal überprüft und es gab keinen Grund, es weiterhin geschlossen zu lassen», sagt Vize-Oberamtfrau Sarah Hagi Göksu auf Anfrage. Alle Frauen, die dort arbeiten, seien zudem vorschriftsgemäss angemeldet.

Die Kantonspolizei Freiburg weist den Vorwurf des Besitzers zurück, sie habe mit ihren Kontrollen und den Befunden bezüglich Hygiene und Belegung überreagiert. «Wir konnten die Situation nicht so belassen und mussten reagieren», sagt Polizei-Sprecherin Isabelle Pauchard. Bei der Starlight-Bar in Flamatt handle es sich um das einzige Lokal dieser Art im Sensebezirk, sagt Pau chard. ak

 

Meistgelesen

Mehr zum Thema