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Zwischen Leben und Tod

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Diagnose Hirntod – für die Angehörigen eines Patienten ist dies meist nicht richtig fassbar. Da liegt ihre Mutter, ihr Vater oder Kind im Spitalbett, an Maschinen angeschlossen, die lebenswichtige Funktionen wie das Atmen übernehmen. Doch die Familie sieht keinen toten Menschen – sondern einen schlafenden. Seine Hand fühlt sich warm und lebendig an.

Tatsächlich ist der Körper eines hirntoten Menschen noch am Leben. Er verdaut Nahrung, kann Wunden heilen, und sogar einem anderen Menschen das Leben schenken: Letztes Jahr hielten polnische Ärzte den Körper einer schwangeren, aber hirntoten Frau 55 Tage lang am Leben, damit der Fötus weiter wachsen konnte. Erst als sie ein gesundes Baby per Kaiserschnitt entbunden hatten, schalteten die Ärzte die Beatmungsmaschine aus.

Der Tod hat also keine klare Grenze. Der Grund dafür liegt in der unterschiedlichen Empfindlichkeit verschiedener Organe gegenüber Sauerstoffmangel. Am sensibelsten reagiert das Gehirn. Kurz nachdem die Blutzirkulation im Körper ausfällt, nimmt es irreversiblen Schaden (siehe Grafik): Der Hirntod tritt ein. «Die Persönlichkeit eines Menschen ist nach wenigen Minuten ausgelöscht», sagt der Rechtsmediziner Christian Jackowski von der Universität Bern. «Von hier kehrt der Mensch, wie ihn seine Angehörigen kannten, nicht mehr zurück.»

Jackowski untersucht am Institut für Rechtsmedizin jedes Jahr über 1000 Leichname. Darunter auch solche, die bereits Tage oder Wochen hirntot waren, aber noch künstlich beatmet wurden. Diese Körper sähen bei der Autopsie aus, als wären sie eben erst gestorben. Öffnet der Rechtsmediziner jedoch den Schädel, zeigt sich der Tod: Im Gehirn haben längst die Abbauprozesse begonnen – es ist zu einer breiigen Masse geworden. «So wird mir als Arzt deutlich: Das Individuum, die Persönlichkeit dieses Menschen war längst tot», sagt Jackowski. Darum hat die Medizin für den Hirntod auch einen weit treffenderen Namen: Individualtod.

Hoffnungslos bewusstlos

Noch vor 70 Jahren gab es keinen Anlass für eine solche Definition. Entweder schlug das Herz eines Menschen – also war er lebendig – oder es schlug nicht, und er war tot. Das änderte sich im Jahr 1947, als der amerikanische Arzt Claude Beck erstmals das stehengebliebene Herz eines Menschen mittels elek­trischer Defibrillation wieder zum Schlagen brachte. Plötzlich wurde der Tod umkehrbar. Doch nicht immer: Als man in den fünfziger Jahren damit begann, Patienten in Spitälern künstlich zu beatmen, wachten einige trotzdem nicht wieder auf – sie blieben gefangen, irgendwo zwischen Leben und Tod. Diesen Zustand bezeichneten die Ärzte damals als «hoffnungslos bewusstlos». Das Konzept «Hirntod» kannten sie noch nicht.

Heute weiss die Medizin, dass auf dem Weg vom Leben in den Tod nach und nach Areale im Gehirn absterben. Und es ist klar, ab welchem Punkt es kein Zurück mehr gibt. Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) bezeichnet einen Menschen als tot, wenn «die Funktionen seines Gehirns einschliesslich des Hirnstamms irreversibel ausgefallen sind». Dies können Ärzte anhand fehlender Reflexe auf bestimmte Reize feststellen. Sie prüfen beispielsweise die Reaktion der Pupillen auf Licht. Oder sie versuchen, den Schluckreflex auszulösen, indem sie den Rachen berühren. Insgesamt sieben Kriterien müssen durch zwei unabhängige Ärzte getestet werden. Zeigt der Patient keine Reaktionen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass der Hirnstamm nicht mehr durchblutet ist. Der Patient wird für hirntot erklärt.

Erst diese exakte Definition hat eines der revolutionärsten Gebiete der modernen Medizin überhaupt ermöglicht: die Organtransplantation. «Der Hirntod ist die zentrale Voraussetzung für eine Spende», sagt Franz Immer, CEO von Swisstransplant. Doch auch wenn das Kriterium «Hirntod» für eine Organspende eigentlich klar definiert ist – oft verstreicht die Zeitspanne zwischen Leben und Tod ungenutzt. Heute stammt ein Grossteil der Spenderorgane von Menschen, die einen sogenannten «primären Hirntod» erlitten haben, also direkt an der Folge einer Hirnverletzung oder eines Hirnschlages gestorben sind. In diese Kategorie fielen letztes Jahr schweizweit insgesamt 96 Spender. Es könnten aber auch Menschen Organe spenden, die die Kriterien für den Hirntod nur teilweise erfüllen, jedoch so starke Hirnschäden aufweisen, dass ihre Persönlichkeit längst verloren ist. Die Zahl von Organspenden aus solchen Fällen stieg dieses Jahr bereits deutlich an, sagt Swisstransplant-CEO Franz Immer. Die Angehörigen dieser Patienten würden sich immer häufiger entscheiden, die Organe nach einem Therapieabbruch zu spenden. «Das gibt den 1500 Menschen auf der Warteliste für Organspenden Hoffnung.»

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