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Zwischen Macht und Hilflosigkeit

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Zwischen Macht und Hilflosigkeit

Giuseppe Verdis Musikdrama Nabucco in Avenches

Mit der diesjährigen Nabucco-Produktion gelang es den Festivalveranstaltern, die hohen Erwartungen, die sich mittlerweile an das Festival knüpfen, zu übertreffen. Seit der denkwürdigen Wilhelm-Tell-Aufführung unter der Leitung von Nello Santi 2002 kann auch die an der diesjährigen Premiere dargebotene Produktion als Sternstunde gelten.

Von HUGO SCHALLER

Entstanden in einer extrem schwierigen Zeit familiären Unglücks schuf Giuseppe Verdi den zeitlosen Nabucco. Das Musikdrama von Machtbesessenheit, Gewalt, Unterdrückung, Aufstieg und Fall berührt unvermindert. Eine heutige Denkweise kann den blutigen Konkurrenzkampf zwischen dem altjüdischen Gottesbild und den heidnisch westsemitischen Gottheiten wohl kaum mehr nachvollziehen. Die Geschichte der nach Babylon verschleppten Juden nach der Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar und des gewaltlosen Sieges der Gefangenen über die Unterdrücker wurde schon zur Zeit Verdis nicht als historische Handlung, sondern eher als allgemein gültige symbolische Darstellung von der gerechten Hilfe des Schicksals gegen Arroganz und Willkür der Mächtigen wahrgenommen.

Leo Nucci und Paoletta Marrocu

Die Rollen des Nabucco und der Abigail stellen an die Interpreten unerhörte künstlerische und vokaltechnische Anforderungen. Während Leo Nucci als Nabucco in stolzer Machtpose ebenso wie in seiner Hilflosigkeit als Gefangener seiner Tochter Abigail mit innerstem Ausdruck überzeugte, brillierte eine fulminante Paoletta Marrocu als Abigail in den zahllosen hochvirtuosen dramatischen Koloraturen mit klangfarbenreicher Stimme. «Chi del perduto incanto . . ., wer bringt mir einen einzigen Tag des verlorenen Zaubers zurück?»

Paoletta Marrocu brachte in dieser und in der Arie von Abigails Reue in der letzten Szene die ganze Zerrissenheit der Person mit ergreifendster Musikalität zum Ausdruck.

Ebenso unter die Haut ging die Arie der Fenena (Annamaria Chiuri) in der Trauermarschszene. Und die Weisheit des abgeklärten Zaccaria kam in der elastischen, fast monumentalen Bassstimme von Alfredo Zanazzo eindrücklich zum Tragen.

Sinneszauber für Ohr und Auge

Mit minimaler Gestik und maximaler Wirkung sorgte ein meisterhafter Giorgio Paganini vom ersten bis zum letzten Ton für eine extrem energievolle, aber klanglich reich nuancierte Musik.

Das in diesem Jahr zum zweiten Mal spielende, eigens gegründete Festivalorchester bestand hiermit souverän seine Feuerprobe. So spannte sich der musikalische Bogen von der temperamentgeladenen Ouvertüre, über die grandiosen Chor- und Orchesterpartien in der Tempelzerstörung, den rhythmisch gehämmerten «maledetto» Stellen bis hin zu der Innigkeit des kleinen Streichorchesters in der Geheimversammlung der Leviten. Verdi stellt auch an den Chor extreme Anforderungen: Zahlreiche schnelle Synkopen und Staccatostellen bedeuten für die Koordination von Chor und Orchester extreme Schwierigkeiten. Die ganze Farbenmagie der Inszenierung und die fast unerschöpfliche Vielseitigkeit der Musik vereinen sich so zu einem Gesamterlebnis und finden einen ihrer Höhepunkte – wie könnte es anders sein? – im Gefangenenchor, wo die Chorsängerinnen und -sänger in nachtblaue Tücher gehüllt die ganze Verdische Wehmut und hoffnungsvolle Kraft zum Leben erwecken.

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