Die Metzgerei Papaux ist weit über die Grenzen von Marly hinaus bekannt – entsprechend stark fallen die Reaktionen auf die Konkursmeldung vom Dienstag aus. Die FN hat sich bei zwei Metzgermeistern aus Deutschfreiburg umgehört und festgestellt: Die Stimmung in der Branche ist angespannt.
Kevin Jenny steht in seinem Betrieb in St. Ursen und bereitet an diesem Vormittag gerade Bratspeck zu. Mit raschen und sicheren Handgriffen werden hier Schweinebäuche in ihre Einzelteile zerlegt. Sein Tag hat schon um 6 Uhr früh angefangen. Pausen gibt es für den Verantwortlichen der Fleisch und Brau AG nur selten. Die Firma beschäftigt rund 15 Angestellte und ist mit einer zusätzlichen Filiale auch in Düdingen sowie einer Brauerei in Plaffeien vertreten. Damit ist die Fleisch und Brau AG der grösste Metzgereibetrieb im Sensebezirk.

Sarah Neuhaus
Dass sich sein Berufskollege Laurent Papaux in Marly dazu gezwungen sah, den Konkurs anzumelden, hat auch Jenny nicht erwartet.
Im ersten Moment war ich schockiert – der Konkurs in Marly kam auch für uns überraschend.
Er habe nicht damit gerechnet, denn man habe immer Gutes von Papaux gehört, und er sei sehr innovativ unterwegs gewesen.
Den Konkurs hat auch Christian Pauli in Murten mitbekommen. Der Mitinhaber der dortigen Paulimetzg zeigt sich im Gespräch mit den FN ebenfalls betroffen. «Es ist enorm schade, wenn ein kleiner Metzgereibetrieb Konkurs anmelden muss – da geht immer auch ein Stück Einkaufskultur verloren.» Und man frage sich natürlich auch, was die Hintergründe sind. «Man überlegt, ob das auch einem selbst passieren könnte», sagt Christian Pauli nachdenklich.
Harte Zeiten für die Branche
David Blanc, Präsident des Metzgermeisterverbands des Kantons Freiburg, bedauert den Konkurs in Marly. «Der Betrieb war ein wichtiges Mitglied der regionalen Wirtschaft. Hier verschwinden jetzt Arbeits- und Ausbildungsplätze, und viel Know-how geht verloren.» Allgemein seien die Freiburger Metzger nicht gut ins aktuelle Jahr gestartet. «Die ersten Monate des Jahres 2022 sind nicht erfreulich», so das Urteil von David Blanc. Das Einkaufsverhalten habe sich im Vergleich zu Corona-Zeiten stark zum Negativen verändert.

zvg
Diese Umstellung hat auch Kevin Jenny bemerkt. «Während Covid konnten wir zwar keinen Partyservice mehr anbieten, dafür kamen die Kundinnen und Kunden vermehrt zu uns ins Geschäft.» Diese Entwicklung konnte sich jedoch nicht anhaltend durchsetzen – mittlerweile komme die Kundschaft wieder wesentlich seltener in den Laden, stellt Jenny fest. «Die Stammkundschaft ist aber geblieben.» Auch in der Murtner Metzgerei von Christian Pauli hat man diese Veränderung wahrgenommen. «Ich ging jedoch nie davon aus, dass es sich hier um eine langfristige Trendwende handelt», betont Pauli.

Sarah Neuhaus
Die Sache mit den Vegetariern
Das Metzgereigewerbe kämpfte aber schon vor der Pandemie mit diversen Herausforderungen. Dazu gehören der fehlende Nachwuchs und die wachsende Beliebtheit von fleischloser Ernährung. Vor wenigen Tagen erst sorgte das Gottlieb-Duttweiler-Institut für Schlagzeilen. Die Denkfabrik fordert eine Schweiz ohne Fleischkonsum bis 2050. Anstelle tierischer Produkte sollen Fleischersatz oder Fleisch aus dem Labor auf die Teller kommen. «Das gibt einem schon zu denken», sagt Kevin Jenny zu dieser Forderung. Für den Moment versuche er die Sache aber pragmatisch anzugehen. «Wir arbeiten neuerdings mit einem Soja-Produzenten aus Deutschfreiburg und versuchen so, auch fleischlose Alternativen anzubieten.»

Sarah Neuhaus
Kommentar (1)
Na ja es wäre interessant genau zu wissen warum es soweit gekommen ist. Ich habe in den letzten 4 Jahren bis am 1.4.2022 in einer der Besten Metzgerei gearbeitet. Das Geschäft läuft Super und keine Nachwuchssorgen. Das wegen den Veganern na ja.. Uns sind viele Kunden geblieben nach Corona. Wichtig ist halt Freundlichkeit im Laden und am Telefon. Das fehlt an ein paar Orten.
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