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Zwölf Stunden an der Belastungsgrenze

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Um 23 Uhr wird Nicole Bürgisser am Dienstagabend bei Kälte und Wind in Zermatt stehen und wissen, dass ihr zwölf harte Stunden bevorstehen. Sehr harte Stunden. Zwölf Stunden, in denen sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit stossen wird, sich Hochs und Tiefs sowohl im mentalen als auch im körperlichen Bereich abwechseln werden. In denen sie auf Skiern eine 53 Kilometer und 4000 Höhenmeter lange Strecke von Zermatt nach Verbier zurücklegen wird, Seile hochklettern, auf den 3724 Meter hohen Tête Blanche und den 3336 Meter hohen Rosablanche steigen und dabei auch noch stets damit rechnen muss, «unvorhergesehene Situationen unter extremen Bedingungen in äusserst unwirtlichem Gelände selbstständig zu meistern», wie die Veranstalter in ihrem Anforderungsprofil an die Teilnehmer selbst schreiben.

Suche nach Herausforderung

 Man könnte auf die Idee kommen, Mitleid mit Nicole Bürgisser zu haben. Doch das wäre fehl am Platz. Vielmehr kann die junge Senslerin sogar von Glück reden, überhaupt starten zu dürfen. Genau gesagt benötigte sie dazu Losglück. Der Skitouren-Sport boomt, die Startplätze für die Patrouille des Glaciers sind begrenzt. Und begehrt. 1800 Dreier-Patrouillen, also 5400 Bergsportler, werden nächste Woche beim «härtesten Teamwettkampf der Welt», wie die Veranstalter das Rennen nennen, starten. An 1440 weitere Athleten mussten die Organisatoren eine Absage verschicken.

 Warum aber sind so viele Leute bereit, diese fast schon unmenschlichen Strapazen auf sich zu nehmen? «Ich bin eine Person, die immer die Herausforderung sucht», sagt Nicole Bürgisser. «Es ist der Wille, diese Herausforderung zu meistern, der mich antreibt. Die Emotionen, das Gefühl im Körper, wenn wir das Ziel erreichen werden und stolz auf uns sein können.» Für Bürgisser und ihre Patrouillen-Partner Marc Berger und Thomas Rindlisbacher ist die Patrouille des Glaciers in erster Linie ein Kampf gegen sich selbst, nicht gegen die übrigen Teilnehmer. «Die Klassierung spielt für uns keine Rolle. Wir möchten die Strecke in rund zwölf Stunden absolvieren, aber in erster Linie vor allem irgendwie durchkommen. Und zwar so, dass wir noch gesund sind.»

82 000 Höhenmeter als Vorbereitung

Der Kampf gegen sich selbst ist hart genug. Um ihn überhaupt austragen zu können, braucht es viel Vorbereitung. In ihrer Freizeit blieb für die 31-Jährige, die an der OS Düdingen Sport unterrichtet, in den letzen fünf Monaten wenig Platz für anderes. 400 Stunden war sie im Gelände, seit sie im Dezember intensiv zu trainieren begonnen hat. 82 000 Höhenmeter hat Bürgisser in dieser Zeit zurückgelegt. Um die vier Mal pro Woche war sie in den Bergen. Zwei Mal an Werktagen, zwei Mal für grössere Touren am Wochenende. Oft im Gantrischgebiet oder in Schwarzsee. Vier oder fünf Mal aber auch auf Bergen, die zwischen 3000 und 4000 Meter hoch sind. In dieser Höhe wird die Luft dünner, das Atmen fällt schwerer. Darauf will man vorbereitet sein.

Nicole Bürgisser fühlt sich bereit. Den Swiss-Ski-Marathon in Kandersteg, der über 30 Kilometer und 2845 Höhenmeter führt, hat sie Ende März als Probewettkampf relativ problemlos überstanden. Und doch ist immer noch ein gewisser Respekt vor ihrer Premiere an der Patrouille vorhanden. «Letzte Woche bin ich plötzlich ein bisschen nervös geworden. Am Ende wird sicher Durchhaltevermögen nötig sein.»

 Gegenseitige Hilfe

Mentale Stärke ist dabei unabdingbar. «Es gibt immer schlechtere und bessere Phasen. In den schlechteren Phasen versuche ich mich immer daran hochzuziehen, dass wieder bessere, erholsamere Passagen kommen werden», sagt Bürgisser. Denn bei allen Strapazen biete eine Skitour immer wieder auch schöne Momente. «Wenn am Morgen die Sonne aufgeht, es hell wird und wir die Berglandschaft betrachten können, wird das sicherlich wunderschön.»

In den weniger prickelnden Momenten wird der Wettkampf auch zum Teamwettbewerb. «Es ist wichtig, dass man sich hilft. Jeder hat einmal eine Krise. Für mich ist es wichtig, in einem Team zu sein, in dem deswegen niemand auf den anderen wütend ist.» Verständnisvolle Kameraden sind in Momenten der Schwäche sicher eine grosse Hilfe. Es gibt aber auch ganz konkrete Möglichkeiten, einem schwächelnden Athleten zu helfen. «In solchen Momenten nimmt man dem anderen halt einmal vorübergehend das Gepäck ab oder trägt seine Skier. Einige ziehen ihre Teamkollegen manchmal sogar mit einem Bändchen hinterher.»

 Ein Bier als Belohnung

Angst vor solchen Situationen hat Bürgisser nicht. Überhaupt ist die Nervosität mittlerweile der Euphorie gewichen. «Ich bin froh, dass es losgeht. Der Winter ist schon fast vorbei. In den letzten Tagen verspürte ich fast schon mehr Lust auf Jogging. Wir sind körperlich und mental alle müde. Es wird Zeit, dieses Unterfangen abzuschliessen. Und darauf freue ich mich nun so richtig.»

 Abgeschlossen wird das Unterfangen erst am Mittwoch, wenn das Sensler Trio so gegen 11 Uhr in Verbier das Ziel erreichen wird. Bürgisser hat auch schon eine Idee, wie sie sich in diesem Moment für die Strapazen belohnen wird. «Ich habe in den letzten fünf Monaten keinen Alkohol getrunken. Vielleicht werde ich mir ein Panaché oder ein Bier genehmigen.»

Nicole Bürgisser: Eine sportverrückte Person mit zahlreichen weiteren Zielen

N icole Bürgisser hat den Skitouren-Sport vor zehn Jahren im Rahmen des Sportangebots der Universität für sich entdeckt. In den vergangenen zwei Jahren war sie dann immer häufiger in den Bergen anzutreffen. «Es ist für mich die perfekte Erholung vom Alltag. Man ist in der Natur, sieht schöne Berge und leistet gleichzeitig noch etwas.» Im Skiclub Enzian Schmitten steht die 31-Jährige ab und zu als Tourenleiterin im Einsatz.

Skitouren sind jedoch bei weitem nicht die einzige sportliche Betätigung der Sportlehrerin. Sie hat bereits an einem Halb-Ironman teilgenommen und in einem Zweierteam den Gigathlon absolviert.

«Eigentlich komme ich aus dem Laufsport.» Für das LAT Sense startet Bürgisser immer wieder einmal an Rennen in der Region. Letztes Jahr zum Beispiel gewann sie den Bösinger Waldlauf. Auch eine Teilnahme am Murtenlauf hat sie sich zum Ziel gesetzt. «Vielleicht sogar dieses Jahr. Bisher habe ich mich noch nie angemeldet, weil ich nur mitmachen will, wenn ich denke, eine richtig starke Zeit laufen zu können.»

Der Berglauf Sierre – Zinal als nächstes Ziel

An sportlichen Zielen mangelt es Bürgisser auch sonst nicht. In ihrem Kopf hat sich bereits die Idee festgesetzt, den Berglauf Sierre – Zinal zu bestreiten. «Nicht dieses Jahr, aber vielleicht nächstes Jahr.» Der 31 Kilometer lange Berglauf gehört wie die Patrouille des Glaciers zu den härtesten Wettkämpfen der Schweiz.

Statt im Winter will Bürgisser nächstes Jahr also lieber im Sommer in den Walliser Bergen unterwegs sein. Dass sie ein zweites Mal an der Patrouille des Glaciers teilnehmen wird, denkt sie momentan jedenfalls nicht. «Zumindest nicht über die volle Distanz. Vielleicht irgendwann einmal über die kurze Distanz. Aber dass ich noch einmal diesen enormen Aufwand auf mich nehme, kann ich mir nicht vorstellen. Lieber nehme ich einmal an einem Skitouren-Wettkampf in der Region Teil, zum Beispiel der Gastlosen-Trophäe.» fm

Ausrüstung: Ein 20-Liter-Rucksack muss reichen

D ie Ausrüstung ist bei einer Skitour von entscheidender Bedeutung. Zusätzliche Kleider, Schaufel, Pickel, Sicherheitsmaterial oder Seile sind unabdingbar. Doch jedes zusätzliche Kilogramm am Rücken erschwert natürlich das Leben. In den letzten Jahren haben die Sportartikelhersteller grosse Fortschritte gemacht. Die Gegenstände sind immer leichter geworden. «Aber sie sind teuer, weil es keine Massenproduktionen sind. Ich bin deshalb froh, dass uns ein Sportgeschäft die Artikel zur Verfügung stellt», sagt Nicole Bürgisser. Sie wird einen 20-Liter-Rucksack von Zermatt nach Verbier schleppen. Das Gewicht schätzt sie auf rund fünf Kilogramm. fm

Patrouille des Glaciers: Der Zweite Weltkrieg als Geburtsstunde

D ie Patrouille des Glaciers ist grundsätzlich ein militärischer Skitouren-Wettkampf, der von der Schweizer Armee organisiert wird. Allerdings dürfen auch zivile Patrouillen teilnehmen. Von den 1800 Trios sind dieses Jahr 820 militärische Patrouillen. Auch neben der Piste stehen viele Angehörige der Armee im Einsatz. Nicht weniger als 1500 Soldaten sind für Organisation und Durchführung vonnöten. Ein enormer Aufwand.

Grossereignis in Romandie

Erstmals stattgefunden hat der Wettkampf 1943. Der Anlass geht also auf die Grenzbesetzung während des Zweiten Weltkriegs zurück. Unter anderem sollte die Einsatzfähigkeit der Truppen mit dem Rennen getestet und gesteigert werden. Nachdem wegen eines schweren Unfalls 1949 die Zeit für die Patrouille des Glaciers abgelaufen zu sein schien, wurde der Wettkampf 1984 neu lanciert. Die 19. Austragung von kommender Woche wird deshalb mitunter auch als 30-Jahr-Jubiläum bezeichnet.

Der Wettkampf findet eigentlich alle zwei Jahre statt. 2012 verunmöglichte das schlechte Wetter jedoch die Durchführung. In der Romandie ist die Patrouille des Glaciers ein Grossereignis. In Deutschfreiburg beispielsweise ist das Interesse hingegen ungleich geringer. Die Anzahl der Teilnehmer lässt sich an zwei Händen abzählen. fm

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