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Das Berggebiet umfassend fördern

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Anfang der 1970-er Jahre begannen die Bestrebungen, die Gemeinden des Sensebezirks in einer Organisation zu vereinen. Ihre Hauptaufgabe sollte es sein, ein regionales Entwicklungskonzept auf die Beine zu stellen, mit dem Ziel, eine harmonische Weiterentwicklung des Bezirks anzustreben. Zugleich hatte der Bund für die Unterstützung des Berggebiets eine neue Art von Subventionen geschaffen: Die Investitionshilfedarlehen. Mit diesen Geldern sollten im Berggebiet neue Infrastrukturen geschaffen werden, um gezielt die Existenzbedingungen zu verbessern.

Die Region Sense – wie der 1975 gegründete Gemeindeverband genannt wurde – sollte der Motor für eine nachhaltige Entwicklung des Sensebezirks sein und bei der Verteilung der Gelder von Bund und Kanton mitentscheiden. Zu viele Einzelinteressen So weit so gut. Es gab viele Ideen und viele Ansprüche, in welchem Bereich denn nun was zuerst gemacht werden müsste. «Es herrschte eine anarchische Entwicklung im Berggebiet. Es ging irgendwie einfach nicht vorwärts», erinnert sich Anton Brülhart. Der Forstingenieur und nachmalige Kantonsoberförster war zu der Zeit neu dem Forstkreis 2 (Sense Oberland) zugeteilt und vom damaligen Oberamtmann Willi Neuhaus in die neu geschaffene Kommission Land- und Forstwirtschaft eingesetzt worden. «In der Alpwirtschaft lag vieles im Argen. Es gab eine dringende Notwendigkeit für Bodenverbesserungen, die Zugänge für die Bewirtschaftung der Wälder waren praktisch nicht vorhanden.

Auch die Armee mit ihren Schiessplätzen im Schwarzseetal hatte Ansprüche.» Vor allem im Bereich Tourismus habe es wilde Initiativen gegeben, sagt er mit dem Hinweis auf die Ferienhaussiedlung in Falli-Hölli. «Es herrschte eine Art Goldgräberstimmung. Alles sollte möglich sein, um möglichst schnell möglichst viel zu verdienen.» Es habe dringend etwas gebraucht, um dem etwas entgegenzuwirken, damit nicht alles überbaut werde. «Es haperte auf der ganzen Linie. Ich hatte grosse Bedenken, dass unser wunderbares Berggebiet vor die Hunde geht.»

Eine neue Struktur

Ihm schwebte die Idee einer neuen Struktur vor, die koordinierte Abläufe und ein professionelles Vorgehen ermöglichen sollte. Diese Vision war ihm während eines Aufenthalts in Afrika gekommen, weil ihn auch dort das ungewisse Schicksal des Sense Oberlandes einfach nicht aus dem Kopf wollte. IBS ist geboren Er schlug deshalb ein umfassendes Projekt vor, dass sozusagen Ordnung in das Chaos bringen sollte und dabei die Bereiche Wasserbau, Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Landschaftsschutz, Militär, Raumplanung und Tourismus berücksichtigt. «Die Idee wurde in der Kommission gut aufgenommen. Das Interesse, etwas Gutes daraus zu machen, war vorhanden.» Der Begriff «Integrale Berglandsanierung» tauchte in der Folge erstmals in einem Schlussbericht dieser Kommission der Region Sense auf. Das Projekt wurde von den Sensler Gemeinden (inklusive Cerniat, Jaun und Charmey) genehmigt und stiess auch bei den Bundesämtern auf Zustimmung. Es dauerte zehn Jahre, bis das Projekt bereit für eine Umsetzung war. Wichtigste Grundlage für die Schaffung dieser neuen Struktur war das Aufnehmen des Ist-Zustandes.

Denn nicht nur die verschiedenen Nutzungsinteressen standen im Raum, auch die natürlichen Gegebenheiten mussten analysiert werden, etwa die Tatsache, dass ein Grossteil des Gebiets aus Flysch mit stark erodierenden Bächen und rutschgefährdeten Hängen besteht.

Neue Methode entwickelt

Ein Studienkollege von Anton Brülhart war damals in der eidgenössischen Anstalt für das forstliche Versuchswesen für den Bereich Wald und Raumplanung verantwortlich. Fritz Pfister und sein Team entwickelten in der Folge eine wissenschaftliche Methode, um die Möglichkeiten der Raumplanung in einem Berggebiet aufzuzeigen. «Die zentrale Frage lautete: Wie können wir alle Bereiche umfassen, alle Nutzungen, Gefahren und geologische Voraussetzungen einbeziehen und zwar so, dass wir zu einer generellen Übersicht kommen», sagt Fritz Pfister. «Nur mit einer Gesamtsicht konnten Prioritäten in den Massnahmen festgelegt und auch aufgezeigt werden, was geschieht, wenn diese nicht umgesetzt werden.» Die Methode war aufwändig, arbeitsintensiv und vor allem wurde sie von Grund auf neu entwickelt: Ein Gebiet von rund 120 Quadratkilometern wurde mit einem Hektarenraster aufgeschlüsselt.

Unzählige Karten zeigten auf, welche Eigenschaften jeder Hektar der Fläche aufweist: Bachgefälle, Hangneigung, Geologie, Lawinengefahren, Bodennutzung, Erschliessung, Höhendifferenz, Waldeigentum, usw. – eine Arbeit, die mehrere Jahre dauerte. «Mit der heutigen digitalen Technik könnte man das viel leichter machen. Damals war das aber die einzig mögliche Vorgehensweise.» Die in seiner Anstalt entwickelte Methodik ist als Pionierarbeit in die Geschichte eingegangen und wurde später gar in Deutschland angewandt, erinnert sich Fritz Pfister.

Ein langer Weg

Nach der Erarbeitung der technischen Grundlagen musste ein Weg gefunden werden, um die geplanten Massnahmen umzusetzen. Dabei ging es nicht um wenig: Das auf 30 Jahre ausgelegte Budget sah ein Investitionsvolumen von 85 Millionen Franken vor. «Von der Übersicht bis zur Realisierung konkreter Projekte war noch ein weiter Weg», sagt Anton Brülhart. «Wir fragten uns, wie wir die betroffenen Personen und Institutionen über die Massnahmen in den verschiedensten Bereichen informieren können: Landbesitzer, kantonale Ämter, Gemeinden, Weg-, Bachverbauund Alpgenossenschaften usw.» Die Lösung war schliesslich, dass das ganze Gebiet in vier Integralgenossenschaften eingeteilt werden sollte. Das war die Geburtsstunden der Mehrzweckgenossenschaften (MZG) Schwyberg-Ättenberg, Muscherental, Seetal-Süd (heute Schwarzsee) und Höllbach-Ärgera. «Neu waren diese Genossenschaften für alle Sanierungsthemen zuständig und ihr Verantwortungsbereich war flächendeckend. Das heisst, es gab im Gegensatz zu vorher kein ‘No Man’-Land mehr.» Es sei schon ein wenig Überzeugungsarbeit nötig gewesen, sagt der ehemalige Kantonsförster.

Der damalige Plaffeier Ammann Heinrich Piller habe zwischen den Betroffenen unermüdlich den Vermittler gespielt. Die Strukturen waren einfach gehalten, die Kostenverteiler nach einem logischen Prinzip aufgebaut, das alle akzeptieren konnten.

Bei der Region Sense

Der nächste Entscheid war, die Mehrzweckgenossenschaften nicht ganz alleine stehen zu lassen. «Es lag nahe, sie in die Region Sense einzubinden.» So wurde eine Kommission für Integrale Berglandsanierung gegründet, welche die strategische Führung der Mehrweckgenossenschaften übernahm. Sie stellte zusammen mit dem Projektleiter die Gewähr, dass in allen Mehrzweckgenossenschaften einheitliche Verfahren angewandt werden. Es wurde ein Projektleiter angestellt und auch eine technische Kommission eingerichtet. «Das war nötig, um die staatlichen Ämter wie zum Beispiel Forst- oder Meliorationsamt mit den betroffenen Eigentümern auf eine gemeinsame Linie zu bringen», führt Anton Brülhart aus. Dank dieser Kommission gebe einen strukturierten Kontakt zu den staatlichen Stellen. «Es herrscht Transparenz. Das erleichtert doch die administrativen Wege, zum Beispiel, um die Bewilligung für ein Projekt zu erhalten und die Finanzierung sicherzustellen.» Der letzte Schritt wurde 1992 vollzogen: Um die Präsidenten der Mehrzweckgenossenschaften zu entlasten, wurden die Kasse und das Sekretariat für alle Körperschaften zentralisiert. Die gemeinsame Verwaltung ist nun im Gemeindebüro von Zumholz angesiedelt, wo Gemeindeschreiberin Nadine Julmy als Geschäftsstellenleiterin (45 Prozent) waltet.

Die ersten Arbeiten

Als erstes seien Erschliessungswege gebaut Bachverbauungen und Hangsanierungen ausgeführt worden, sagt Anton Brülhart. «Die Projekte für den Bau von Alp- und Forstwegen waren der Aufhänger. Deren Notwendigkeit hat die Leute überzeugt.» Dank der sehr präzisen wissenschaftlichen Grundlagen konnten habe man in den Diskussionen um verschiedene Ansprüche sachliche Argumente vorlegen können. Die nicht bestreitbaren, objektiven Werte des Hektarenkatasters seien von den betroffenen Kreisen anerkannt worden. «Unsere Erhebungen waren für alle nachvollziehbar», sagt Fritz Pfister. «Da wir bei unserer Arbeit auch die Nutzungsabsichten eingezogen haben, konnten wir zum Beispiel darlegen, welche Gebiete Vorrang für Alp- und Forstwirtschaft haben sollten und welche sich wegen Rutschgefahr nicht für die touristische Weiterentwicklung eignen.»

Was wäre wenn…?

«Heute würde dort eine Hütte stehen, dort ein Weg hinführen, wenn es das Integrale Berglandprojekt nicht gäbe», ist Anton Brülhart überzeugt. «Es gäbe touristische Leichen, weil sich einige Promotoren verspekuliert hätten.» Niemand mehr zweifle an der Güte der Integralen Berglandsanierung. «Es profitieren alle, die im Berggebiet etwas erreichen wollen.» Für die Gemeinden sei es eine Erleichterung, dass die notwendigen Arbeiten durch die Mehrzweckgenossenschaften koordiniert werden. Der ehemalige Kantonsoberförster wünscht sich, dass das Konzept überprüft und à jour gebracht wird. «So ein Projekt ist nicht für die Ewigkeit. Es ist ein Prozess, der in allen Aspekten überdacht werden sollte.» Eine gründliche und intensive Neuerarbeitung ist seiner Meinung nach nötig.

Pilotprojekt: Nur im Sense Oberland

Als Pilotprojekt gestartet, sollte die Integrale Berglandsanierung nach den Erfahrungen im Sense Oberland eigentlich auf alle anderen Berggebiete der Schweiz übertragen werden. Fritz Pfister und Anton Brülhart führen dies vor allem auf die Strukturen in den verschiedenen Bundesämtern und den mangelnden Willen, zusammenzuarbeiten, zurück. Auch auf Ebene Kanton ist das IBS-Programm bis heute auf einen Standort beschränkt – auch hier scheiterten spätere Bemühungen an der mangelnden Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden. Umso bedeutender ist der Erfolg im Sense Oberland: «Das Konzept kam wohl im richtigen Moment und wurde von den richtigen Leuten als wichtig erkannt. Wir waren Idealisten, die bereit waren, sich Hände und Pelz nasszumachen.», sagt dazu Anton Brülhart. «Es war nicht einfach, aber es war gut, dass wir es durchgezogen haben.» Fritz Pfister ist gar überzeugt, dass das Projekt in nächster Zukunft schweizweit wieder aktuell wird. «Wir vergessen oft, wie viel Berggebiet die Schweiz hat. Wir kommen gar nicht drum herum, früher oder später auf die Idee einer umfassenden Raumplanung zurückzugreifen, damit das Berggebiet nicht ganz verschwindet.»

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