Autor: Marc Kipfer
Murten Dominic Zuber ist ausser sich: «Da hat Murten in der Vorsaison einmal so viele Gäste, und dann weiss ein Stadtpolizist nichts Besseres, als gleich reihenweise Bussen zu verteilen», regt sich der Geschäftsführer des Hotels Murten auf.
In seinem und mehreren anderen Murtner Hotels logierten von Mittwoch auf Donnerstag über 500 Holländer, die derzeit mit ihren Oldtimer-Autos auf der «Tulpen-Rallye» durch Europa fahren. Am Tag nach dem Etappenhalt steckten schon morgens um halb sieben mehrere Dutzend Parkbussen an den Oldtimern. «Die Holländer waren sehr verärgert und überlegen sich nun gut, ob sie nächstes Jahr wieder nach Murten kommen», sagt Zuber. Dabei sei es harte Arbeit gewesen, die Rallye nach Murten zu holen.
Nicht wild parkiert
In einem offenen Brief an die Stadt Murten und an die Medien rechnet Zuber vor, was ihn so in Rage bringt: Wenn jeder dieser Besucher für Übernachtung und Essen durchschnittlich 200 Franken ausgegeben habe, mache das für Murten 100 000 Franken Umsatz – an einem einzigen Tag.
Für die rund 220 Autos der Teilnehmer hatte das Hotel Murten eigens Parkplätze hinter dem Schulhaus gemietet, wie Zuber erklärt. Einige Fahrer, die spät eingetroffen seien, hätten dann halt anderswo parkiert – zwar nicht auf einem Parkfeld, aber ohne eine Durchfahrt zu behindern. «Von wildem Parkieren kann nicht die Rede sein», sagt Zuber.
Andreas Fink, Präsident der Standortentwicklung Murtenseeregion, beobachtete die Situation auf dem Weg zur Arbeit und liess die Bussenzettel einsammeln. Auch die Stadt handelte: Sie annullierte die Bussen noch am selben Morgen.
Stadtpräsidentin Christiane Feldmann übte am Freitag auf Anfrage harsche Kritik am Verhalten der Polizei. Unregelmässige Kontrollen am frühen Morgen seien zwar sinnvoll, doch dies sei der falsche Tag gewesen, betont sie. Denn die Polizei habe von diesem Grossanlass gewusst. «Ich erwarte schon, dass Polizisten bei ihrer Arbeit denken», hält Feldmann fest. Sie will nun mit der Stadtpolizei ein Gespräch führen.
Ironischer Kommentar
Die Holländer haben den Vorfall bereits im Internet kommentiert. In ihrem Blog «Tulpennotes» steht in frei übersetztem Niederländisch: «Die Strassen sind in der Schweiz schlechter angeschrieben als in Frankreich. Vielleicht kann ja die Schweiz dieses Problem bis nächstes Jahr beheben – mit dem Geld der in Murten ausgeteilten Parkeerbonnen».