Auftragsbücher sind (noch) gut gefüllt
Freiburger Bauwirtschaft vor leichter Beruhigung
Seit gut anderthalb Jahren boomt die Bauwirtschaft gesamtschweizerisch und ebenfalls im Kanton Freiburg. Nun zeichnet sich auf hohem Niveau eine Sättigung ab. Darauf deutet die Entwicklung des Arbeitsvorrats hin.
Autor: Von WALTER BUCHS
In den ersten neun Monaten 2006 haben die Ausgaben im Bauhauptgewerbe im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2005 gesamtschweizerisch um rund vier Prozent zugenommen. Eine ähnliche Entwicklung ist im Kanton Freiburg feststellbar: Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat die Anzahl der bewilligten Bauten in den ersten zehn Monaten 2006 um 10,1 Prozent zugenommen. Mit 1,3 Mrd. Fr. ist der Umsatz, den sie auslösen werden, ebenfalls um 7,8 Prozent gestiegen, während die Zunahme der bewilligten Neuwohnungen noch 3,5 Prozent betrug. Dies geht aus dem Freiburger Konjunkturspiegel 2006/4 hervor.
Zenit erreicht
Wie die Erhebung des Schweizerischen Baumeisterverbandes (SBV) zeigt, lag der Arbeitsvorrat der Freiburger Bauunternehmen am vergangenen 1. Oktober um 2,3 Prozent unter dem Wert vom Herbst 2005 (siehe Tabelle). Im Vergleich zum 1. Oktober 2004 ist dieser Betrag aber immer noch vergleichsweise hoch. In den Westschweizer Kantonen ist der Arbeitsvorrat der Bauwirtschaft innert Jahresfrist praktisch stabil geblieben, während er gesamtschweizerisch einen Rückgang um sechs Prozent aufweist.Die Entwicklung im Kanton Freiburg ist eher als Stabilisierung denn als signifikanter Rückgang zu werten. Vergleicht man nämlich die Werte vom 1. Januar und 1. April des laufenden Jahres, so stellt man fest, dass die Aufträge sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bau stark anstiegen. Der leichte Rückgang, der sich jetzt ergeben hat, ist daher eher ein Ausdruck einer gewissen Sättigung denn einer Trendwende.
Umgekehrte Vorzeichen
Im Zuge der Sparprogramme der öffentlichen Hand sind die Ausgaben im öffentlichen Bau und damit auch der Arbeitsvorrat in den meisten Kantonen, darunter den Nachbaren Bern und Waadt, rückläufig. Im Kanton Freiburg nehmen diese Projekte aber weiter zu. Der Rückgang des Arbeitsvorrates ist somit im Gegensatz zum gesamtschweizerischen Trend ausschliesslich auf den privaten Bau zurückzuführen. Gesamthaft gesehen erwartet aber der SBV, dass das Baujahr 2007 vergleichbar zu 2006 sein wird.Dieser Befund entspricht ebenfalls den Erhebungen der Kantonalen Bauwirtschaftskonferenz (KBWK). Gemäss Umfrage von Ende Sommer hatten die befragten Freiburger Bauplaner, also die Architekten und Ingenieure, einen Arbeitsvorrat von 7,4 Monaten. Gesamtschweizerisch lag dieser Wert leicht über dem kantonalen (8,3).Zu Beginn des Jahres schätzten die Freiburger Architekten die nahe Zukunft optimistischer ein als die Ingenieure. Mitte Jahr waren es nun mehr Ingenieure als Architekten, die mit einer Zunahme der Aufträge rechneten. Dies ist auf die befriedigenden Perspektiven im Tiefbausektor zurückzuführen, einem Sektor, in dem etliche Projekte am Laufen oder im letzten Stadium der Planung sind.