Kürzlich wurde in den FN über den Dauerbrenner des Poststellenabbaus und dessen Auswirkungen auf die Gemeinden berichtet. Nicht erwähnt dabei ist der Umgang der Post mit ihren direkten Kunden, insbesondere den Hausbesitzerinnen und -besitzern. Diese werden derzeit systematisch aufgefordert, ihren Briefkasten direkt an der Strasse aufzustellen. Der Verwaltungsrat der Post hat nämlich beschlossen, aus Effizienzgründen keine Zustellung mehr vorzunehmen, wenn der Briefkasten gemessene drei Meter vom Strassenrand entfernt steht. In einer paragrafenreitenden Argumentation bezieht sich die Post auf die Postverordnung, die solches vorschreibe – und vergisst dabei wohl, dass man Gesetzesartikel auch weniger engstirnig auslegen kann. Hinzu kommt, dass nun extra Personen angestellt werden, um die Briefkästen ausfindig zu machen, die angeblich den Bedingungen nicht gerecht werden. Diese überrumpeln die «fehlbaren» Hausbesitzer und überreden sie dazu, eine Erklärung zu unterschreiben, wonach sie in den nächsten Monaten den Briefkasten umstellen – ansonsten, so die Drohung, die Zustellung verweigert würde.
Hat die Führungsetage der Post unter der Leitung des ehemaligen Freiburger Staatsrates und Ständerates Urs Schwaller (CVP) vergessen, wie die Realität der Kunden in ländlichen Gebieten aussieht und was «Service public» bedeutet? Wenn der Pösteler nicht mehr zum Haus kommt und die Poststellen aus den Dörfern verschwinden, ist es kein Wunder, wenn die Briefzustellung zurückgeht. So ist es wirklich nicht mehr attraktiv, die Dienstleistungen der Post in Anspruch zu nehmen.
Die Strategie des Verwaltungsrates ist immer weniger nachvollziehbar. Während in der Vergangenheit die Gewerkschaften und linke Kreise zu den ersten Kritikern des Poststellenabbaus gehörten, verlangt nun sogar die zuständige nationalrätliche Kommission einen Marschhalt. Der Verwaltungsrat der Post dürfte gut beraten sein, diesen Warnschuss ernst zu nehmen und sich nochmals gründlich zu überlegen, was «Service public» eigentlich bedeutet.