Erleidet jemand einen Herzstillstand, so dauert es oft zu lange, bis die Ambulanz vor Ort ist, um noch Leben zu retten: Mit jeder Minute ohne Reanimierungsmassnahmen sinkt die Überlebenschance. Freiburg setzt deshalb ab Januar im ganzen Kantonsgebiet auf sogenannte First Responder. Das sind Laienretter, die über eine Grundausbildung in Reanimation verfügen. Die Notrufzentrale 144 kann via App jene First Responder informieren, die sich in der Nähe eines Patienten mit einem Herzstillstand befinden (die FN berichteten).
Ziel: 3000 First Responder
Im Oktober hatten die Freiburger Gesundheitsdirektion, die Notrufzentrale 144 und der Verein Freiburg Herz über das Konzept informiert. Sie riefen die Bevölkerung dazu auf, sich zu melden, wenn jemand als First Responder tätig sein möchte. Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre äusserte damals das Ziel, in einigen Jahren auf ein Netz von 3000 bis 5000 First Respondern zählen zu können.
300 Leute interessieren sich
Wie die Sprecherin der Gesundheitsdirektion, Claudia Lauper, auf Anfrage sagt, haben sich bisher 200 Interessierte beim Verein Freiburg Herz und 100 bei der Notrufzentrale 144 gemeldet. Sie werden sich via App definitiv registrieren müssen. Da diese App bei der Notrufzentrale jedoch noch nicht installiert ist, wird die Registrierung erst noch erfolgen. Claudia Lauper will deshalb nicht Stellung dazu nehmen, ob die 300 Interessierten den Erwartungen der Gesundheitsdirektion entsprechen. Die Direktion werde eine erste Bilanz ziehen, einige Monate nachdem die First Responder ihre Arbeit aufgenommen hätten.
Lauper hält zudem fest, dass zu den 300 Interessierten, die sich bisher gemeldet haben, weitere hinzukommen werden: Die Samaritervereine haben eine Zusammenarbeit zugesichert, und auch Feuerwehrleute sind interessiert. Zudem sind die Polizistinnen und Polizisten des Kantons bereits als First Responder tätig. In Jaun und im Sensebezirk gibt es ebenfalls bereits ein First-Responder-Netzwerke. Diese werden mit der App ausgerüstet und ins kantonale Netzwerk integriert.
Aufbau braucht Zeit
Freiburg hat sein First-Responder-Konzept nach dem Vorbild des Kantons Tessin aufgebaut. Dort stehen 2700 First-Responder im Einsatz. «Ich bin überzeugt, dass wir mindestens dieselbe Zahl erreichen werden», sagt Christophe Roulin, Präsident von Freiburg Herz. Es sei jedoch klar, dass der Aufbau des Netzwerkes eine gewisse Zeit benötige.
Da die definitive Registrierung via App noch nicht erfolgt ist, ist unklar, ob die Interessierten die Grundausbildung bereits absolviert haben. «Um sich registrieren zu können, ist die Ausbildung Pflicht», betont Roulin. Der Verein koordiniert die Ausbildung der First Responder deshalb mit verschiedenen Anbietern, wie etwa mit der Ambulanz Sense. Die Ausbildung dauert einen halben Tag.
Ebenfalls unklar ist, aus welchen Regionen die interessierten Ersthelfer stammen. Für Roulin spielt der Wohnort jedoch keine grosse Rolle: Es würden keine lokalen Gruppen gebildet, denn oft würden Wohn- und Arbeitsort nicht übereinstimmen. Ausschlaggebend sei der Ort, an dem sich ein First Responder zur Zeit eines Vorfalls befinde, sagt Christophe Roulin.
Von nun an werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notrufzentrale für den Umgang mit dem App-System ausgebildet. Anschliessend kann die Arbeit mit den First Respondern beginnen.
Voraussetzungen
Einsatz auf freiwilliger Basis
Wer sich als First Responder engagieren möchte, meldet sich beim Verein Freiburg Herz. Die Bedingungen, um First Responder zu werden, sind folgende: vollendetes 18. Lebensjahr; Besitz eines Smartphones; gültige Grundausbildung in Reanimation (BLS-AED); Unterzeichnung einer First-Responder-Charta; gültige Hepatitis-B- und Tetanus-Impfungen; Besuch der Einführung, die von der Stiftung Freiburg Herz in Zusammenarbeit mit der Notrufzentrale 144 angeboten wird. First Responder arbeiten auf freiwilliger Basis, sie erhalten also keinen Lohn. Sie bekommen jedoch eine offizielle Weste mit dem Erkennungszeichen «First Responder». Die First Responder werden ausschliesslich bei Verdacht auf Herzstillstand und Atemstillstand zum Einsatz gerufen – und nur, wenn sie sich näher am Vorfallort befinden als die Ambulanz.