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Der letzte Bahnhofchef von Montbovon

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Im 19. Jahrhundert gab es keine namhafte Fabrikindustria­lisierung an der Saane. Dafür entwickelte sich die Elektrizitätswirtschaft ab 1890 zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Die Elektrifizierung stand auch am Anfang der neuen Montreux-Berner-Oberland-Bahn, die innerhalb von vier Jahren in mehreren Teilabschnitten fertiggestellt wurde. 1905 war die Strecke Mon­treux–Gstaad–Zweisimmen fertig. Der erste Primärstromlieferant der MOB war das Wasserkraftwerk von Montbovon aus dem Jahr 1896. Etwa zur gleichen Zeit eröffneten die damaligen Chemins de fer Electriques de la Gruyère die Strecke von Châtel-Saint-Denis über Bulle und Greyerz nach Montbovon. Und so wurde der Bahnhof zu einem wichtigen Transitbahnhof – bis heute.

Bahnhof wird ferngesteuert

Das Jahr 2018 steht allerdings im Zeichen grosser Veränderungen. Die Modernisierung des Bahnhofs ist in vollem Gange, die Unterführung für die Passagiere ist fertiggestellt, die längsten Perrons des Kantons Freiburg auch, die Weichen- und Kreuzungsanlage ist verlegt. Jetzt müssen noch einige Tests gemacht werden. Im Dezember soll der neu gestaltete Bahnhof eingeweiht werden. Dann heisst es auch für Roland Menoud Abschied nehmen. Ihn, den letzten Bahnhofvorstand von Montbovon, braucht es nicht mehr. Denn die Züge werden direkt von der TPF-Kommandozentrale in Bulle dirigiert.

Im Rahmen der Serie über die Saane haben die FN den 60-jährigen Bähnler getroffen und mit ihm zurückgeschaut. Seit 45 Jahren arbeitet er schon als Bahnchef auf verschiedenen Bahnhöfen der heutigen TPF. Zehn Jahre lang machte er Vertretungen in 13  kleinen Bahnhöfen, 21 Jahre stand er dem Bahnhof von Sâles vor und seit elf Jahren ist er nun in Montbovon. «Ich habe den schönsten Beruf, den es gibt. Kurz vor dem Ende einer solchen Karriere, das hier aufzugeben, macht mir schon ein wenig Sorgen», sagt Menoud wehmütig. «Ich kann mir noch nicht so recht vorstellen, dass eine andere Aufgabe mich gleichermassen bereichern wird.» Hier seien sie wie eine Familie gewesen. Auch während der Bauarbeiten kommen und gehen die Arbeiter im Büro von Menoud ein und aus, immer haben sie einen guten Spruch parat.

Früher wurde noch Hand angelegt

Es ist dieser Kontakt zu den Menschen, den Menoud mag. 290 000 Reisende pro Jahr benutzen heute diesen Bahnhof. Das sind 800 Personen pro Tag. «Die Erneuerung des Bahnhofs war wirklich nötig. Vor allem die Unterführung für die Reisenden macht ihn sicherer.» Und dennoch: Roland Menoud ging in seiner Aufgabe als Mann für alles auf. «Die Leute fragten mich nach Verbindungen, Wanderwegen, Unterkünften, nach allem Erdenklichen.» Kein Tag war wie der andere. Mal musste Menoud spe­zielle Vorkehrungen für einen Spezialzug treffen, mal hatte ein Zug Verspätung. Auch wurden bis im letzten März die Weichen teilweise noch von Hand gestellt werden. Während heute die TPF-Linie Richtung Bulle und die MOB-Linie Richtung Montreux und Zweisimmen in erster Linie Touristen transportieren, gab es früher auch noch Güterverkehr. Menoud erinnert sich noch genau, wie sie bis vor zehn Jahren drei mal pro Woche Rahm von den Bauern aus der Umgebung verluden. Bis vor sieben Jahren kamen jeden Morgen 12 bis 13 Milchkessel dazu. Im Juni fuhren sie kistenweise Narzissen zum Verkauf zu den Kiosken.

Bis vor 20 Jahren schickten sowohl die TPF als auch die MOB jeden Tag einen Güterwagen auf Reisen. Sie hatten Waren für kleine Läden geladen, aber auch Holz. «Noch vor dreissig Jahren mussten in Bulle zwei bis drei Angestellte das Holz auf die Normalspur-Waggons umladen. Das waren manchmal bis zu 70 Ster Holz.» Das Umladen war nötig, weil die Bahn­linien ab Montbovon Richtung Mon­treux und Saanenland sogenannte Schmalspurlinien sind. Das heisst, die Gleise haben nur einen Abstand von einem Meter, während die normalen Gleise 1,37 Meter auseinander liegen. «Im steilen und engen Gelände braucht es Schmalspurlinien», erklärt Menoud. Die MOB arbeite derzeit allerdings an einer Linie Montreux–Interlaken ohne Umsteigen. Dank neuem Rollmaterial können die Züge in Zweisimmen dann automatisch von der Schmal- auf die Normalspur wechseln. Dafür weiten sie ihre Drehgestelle aus.

Die Zukunft ist gesichtslos

Wenn Roland Menoud den Bahnhof von Montbovon im Dezember verlassen wird, wird im Stationshäuschen keiner mehr die Einfahrt des Zuges live verkünden, gibt keiner mehr Auskunft, und es wird keiner mehr da sein, wenn man den letzten Zug verpasst hat, der einen bis nach Schönried im Privatauto fährt, wie das Menoud machte. Vielleicht werden die Touristen weiterhin das Ortsschild des Bahnhofs fotografieren, ansonsten wird es ein Ort sein, wo man umsteigt, anonym und gesichtslos.

In einer Sommerserie reisen die FN entlang der Saane von der Quelle bis zur Mündung: zu Fuss, mit dem Zug und mit dem Boot.

Zahlen und Fakten

Die Züge werden künftig nicht mehr vor Ort geleitet

Die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) und die Montreux-Oberland-Bahn (MOB) modernisieren derzeit den Bahnhof Montbovon für 35 Millionen Franken. Die Arbeiten sind bereits fortgeschritten. Neu verfügt die strategisch wichtige Schnittstelle zwischen der TPF-Bahnlinie nach Bulle und der MOB-Bahnlinie Montreux–Zweisimmen über die beiden längsten Bahnsteige des Kantons. Sie können die 200 Meter langen Züge des «Goldenpass Express» aufnehmen. Erneuert werden die Sicherheits- und Signalisationseinrichtungen sowie die Steuerung der Rollsysteme. Es gibt keinen Fahrdienstleiter mehr vor Ort. Die Züge werden von der Zentrale in Bulle aus gelenkt. Die Passagiere müssen zudem nicht mehr die Gleise überqueren. Es gibt eine Unterführung. Der Chalet-Bahnhof bleibt erhalten.

rsa

 

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