Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Freiburg ist konservativer unterwegs»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Die Grünen sind im Aufwind, die SVP stagniert, und die CVP ist seit Jahren im Sinkflug: Wird sich dieser nationale Trend bei den eidgenössischen Wahlen vom 20. Oktober auch im Kanton Freiburg bestätigen? «Der Kanton Freiburg ist konservativer unterwegs als die sonstige Schweiz», sagt Nicolas Hayoz. So hätten die Grünen gerade im Sense- und im Greyerzbezirk kaum eine Chance, sagt der Freiburger Politologe. «Entscheidend wird daher sein, ob sich im Herbst das Land oder die städtische Agglomeration durchsetzt.»

Linke Allianz

Der Freiburger Politologe rechnet trotzdem damit, dass die Grünen auch in Freiburg von der Debatte rund um den Klimawandel profitieren und ihre Wählerschaft mobilisieren können. «Zudem kandidiert Gerhard Andrey auch für den Ständerat, das gibt ihm eine grosse Präsenz und den Grünen mehr Stimmen.» Um einen Nationalratssitz zu gewinnen, braucht eine Freiburger Partei jedoch einen Wähleranteil von rund 14 Prozent. Bei den Nationalratswahlen von 2015 kamen die Grünen auf 5,3 Prozent; sie müssten also kräftig zulegen, um einen Sitz zu holen. Dank der Listenverbindungen unter den linken Parteien sei dies aber möglich, so Hayoz. «Die starke Verbindung mit der SP könnte es den Grünen ermöglichen, einen Sitz zu holen – so dass die Linke insgesamt ihren dritten Sitz zurückholt.» Denn bei den letzten Wahlen im Jahr 2015 hat die SP ihren dritten Sitz an die SVP verloren.

Die SP wird nach Ansicht von Hayoz stagnieren – also wieder rund 24 Prozent Wähleranteil holen. Der SP fehle eine Lokomotive: Die bisherigen Nationalrätinnen Valérie Piller Carrard und Ursula Schneider Schüttel seien keine. «Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass Schneider Schüttel erneut abgewählt wird.» Nicht, weil die SP einen Sitz verlieren würde, sondern wegen interner Konkurrenz. «Auf der SP-Liste ist Pierre Mauron, der Grossrat aus dem Greyerzbezirk, das Zugpferd.» Hayoz sagt denn auch: «Sowohl die Grünen als auch die SP können es sich nicht leisten, alleine in die Wahlen zu steigen.» Eine Listenverbindung aber, auch mit Mitte links – CSP, könne der Linken den dritten Sitz zurückbringen. Noch ist offen, ob es zur Listenverbindung kommt.

Der sichere Sitz der FDP

Holt die Linke einen Sitz mehr, muss eine bürgerliche Partei einen abgeben. Die FDP hat im Kanton Freiburg mit einem stabilen Wähleranteil von rund 14 Prozent und ihrem langjährigen Nationalrat ihren Sitz auf sicher – würde Jacques Bourgeois abgewählt, wäre das eine sehr grosse Überraschung. «Ich gehe davon aus, dass die FDP weiterhin im Aufwind ist», sagt Hayoz. Auch wenn das Bekenntnis von Präsidentin Petra Gössi zu mehr Klimaschutz parteiintern für Spannungen sorge, komme das bei der Basis – also bei der Wählerschaft – gut an. Gleichzeitig wird die FDP aber nicht so viel zulegen können, dass sie gleich einen zweiten Sitz holen könnte.

Bleiben die SVP und die CVP. Sie haben beide je zwei Sitze inne. «Eine dieser Parteien wird einen Sitz verlieren», sagt Nicolas Hayoz. Er geht davon aus, dass beide Parteien an Wählerstimmen verlieren werden, obwohl der Kanton Freiburg konservativer wählt als der Rest der Schweiz. Und noch eine andere Freiburger Besonderheit macht Hayoz aus: In der Schweiz dominiere ein dreipoliges System aus einer starken FDP, einer starken SVP und einer starken SP – wie das der Politologe ­Claude Longchamp beobachtet habe. «In Freiburg kommt die CVP dazu, so dass das System vierpolig ist.» Die CVP verliert aber auch hier seit Jahrzehnten an Stimmen – so sackte ihr Wähleranteil von knapp 36 Prozent im Jahr 1995 auf 24,2 Prozent im 2015 ab. Damit liegt die Freiburger CVP immer noch über dem Schweizer Schnitt.

Der CVP fehlen die Zugpferde

Die CVP spannt für die kommenden Wahlen mit der Grünliberalen Partei zusammen. «Zusammen holen die beiden maximal 25 Prozent», sagt ­Hayoz. Die GLP profitiere vom grünen Aufwind kaum. «Darum stellt sich die Frage: Kann die CVP ihren zweiten Sitz halten?» Umso mehr, als Dominique de Buman wegen einer parteiinternen Amtszeitbeschränkung nach 16 Jahren im Bundeshaus nicht mehr zu einer fünften Legislatur antritt. «CVP-Nationalrätin Christine Bulliard Marbach ist ein sicherer Wert, aber kein grosses Zugpferd.» Dem zweiten Sensler Kandidaten und Grossrat Bruno Boschung gibt der Politologe keine grosse Chancen, obwohl er in Deutschfreiburg populär ist. «Die Welschen werden ihm in einem viel geringeren Ausmasse ihre Stimme geben.»

Die rechtsnationale Basis

Und die SVP? «Dass sie vor vier Jahren einen zweiten Sitz gewonnen hat, war ein Glücksfall», sagt Hayoz. «Nur wenige Stimmen gaben damals den Ausschlag.» Schweizweit verliere die SVP an Stimmen – dies, weil ihr Kernthema Mi­gra­tion nicht im Vordergrund steht und die Partei die Debatte um den Klimawandel als Scheindebatte bezeichnet. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass im urbanen Raum die grünen Themen nicht durchschlagen werden», so Hayoz.

Trotzdem: Im rechtsnationalen Lager hole die SVP weiterhin Stimmen auf hohem Niveau, so dass sie wohl trotz Klimadebatte stark bleiben könne. Gleichzeitig sei der neue Nationalrat Pierre-André Page nicht vom gleichen Kaliber wie beispielsweise Jean-François Rime, der seit sechzehn Jahren für die SVP im Nationalrat sitzt und Präsident der Wirtschaftskommission ist. «Die Linke könnte ihren Sitz daher auf Kosten der SVP zurückholen», so Hayoz. «Aber auch die CVP hat einen Wackelsitz.» Entscheidend werde sein, welche Partei stärker mobilisieren könne.

«Dünne Personaldecke»

Ganz allgemein kritisiert ­Nicolas Hayoz, dass die Freiburger Parteien zu wenig junge Leute auf ihren Hauptlisten führen. «Und bei der SVP fehlen die Frauen völlig.» Es fehlten «die neuen, jungen Köpfe, die eine Erneuerung bringen». ­Rime trete zu seiner fünften Legislatur an: «Schon fast ein Dinosaurier.» Und auch Bourgeois sei «schon ein Altgedienter». So wie die bisherigen Ständeräte Beat Vonlanthen (CVP) und Christian Levrat (SP). «Die Personaldecke in den Freiburger Parteien ist dünn, und die Jungen schaffen es nicht, die Alten unter Druck zu setzen und zu verdrängen.» Aber auch Zugpferde zögen irgendwann nicht mehr. «Amtszeit- und Altersbeschränkungen sind daher nützlich, sofern sie denn wie im Fall de Buman respektiert werden.»

«Den Freiburger Parteien fehlen die neuen, jungen Köpfe, die eine Erneuerung bringen.»

Nicolas Hayoz

Freiburger Politologe

Zahlen und Fakten

2015 gewann die SVP einen zweiten Sitz

Bei den Nationalratswahlen 2015 verlor die Freiburger Linke ihren dritten Sitz; dies vor allem, weil die Mitte links – CSP einbrach und mit einem Wähleranteil von 1,8 Prozent auf ein historisches Tief fiel. Vier Jahre zuvor hatte die CSP noch 5,5 Prozent Wähleranteil geholt; bis 2011 war sie sogar noch im Nationalrat präsent. Die linke Allianz aus SP, CSP, Grünen und EVP kam 2015 zusammen noch auf einen Wähleranteil von 32  Prozent; 2011 waren es noch 5,8  Prozentpunkte mehr gewesen. Der linke Sitz ging an die SVP: Diese wurde mit einem Wähleranteil von 25,9 Prozent (plus 4,5  Prozentpunkte) stärkste Partei. Die SP war mit 24,2 Prozent zweistärkste Partei (-2,5). Die CVP kam auf 22,7 Prozente (+2,4) und konnte so ihre beiden Sitze halten. Sicher unterwegs war auch die FDP, die mit ihrem Wähleranteil von 14,2 Prozent (+1,4) viertstärkste Partei des Kantons Freiburg war. Die weiteren Wähleranteile: Grüne 5,3 Prozent (+0,2); GLP 3,2 (-0,3); BDP 1,3 (-0,6); EDU 0,8 (+0,1); EVP 0,7 (unverändert).

njb

 

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema