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Ein Leben davor und eines danach

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Ich musste alles von null auf neu lernen», erzählt Pascal Cotting. Er sitzt am Wohnzimmertisch seines Hauses. Die Stühle hat er weggerückt, die braucht er nicht mehr. Seit einem Sturz von einem Dach vor gut dreieinhalb Jahren ist der ehemalige Dachspengler an den Rollstuhl gebunden. Das habe sein Leben in zwei Teile gespalten. Der Schnitt zeigt sich auch immer wieder im Gespräch. Um seiner Lebensgeschichte eine Chronologie zu geben, sagt er immer wieder «davor» und «danach». Danach war alles anders – und doch eroberte sich der 54-Jährige Schritt für Schritt Aktivitäten aus dem Davor zurück.

Unfall verändert sein Leben

Davor arbeitete Pascal Cotting während 34 Jahren als Dachspengler für dieselbe Firma. Trotz einigen Kapriolen auf den Dächern ist nie etwas passiert. Bis zum 26. August 2016.

«Ich warnte meinen Arbeitskollegen, dass das Dach vom Tau etwas rutschig sei», erinnert sich Pascal Cotting. Also stieg er aus einem Dachfenster, um sich zu sichern. In diesem Moment stürzte er. Als er die Arme ausstreckte, um sich noch an der Dachrinne festzuhalten, sah er nur noch Sterne. «Ich fiel vermutlich auf das Vordach und landete danach auf der Terrasse.» Nach dem Aufprall war er bei vollem Bewusstsein und spür­te seine Beine nicht mehr. Sofort kam er ins Inselspital und wurde rund acht Stunden lang operiert. Angekommen im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil, dämmerte Pascal Cotting langsam, was geschehen war. Er musste mit 51 Jahren von seinem bisherigen Leben Abschied nehmen.

Kraft und Unterstützung bekam und bekommt er noch immer von seiner Familie und seinen Freunden. Das helfe ihm enorm. Am meisten gerührt zeigt sich Pascal Cotting beim Gedanken an die Menschen aus dem Paraplegiker-Zentrum, die auf sich allein gestellt sind.

Die Trauer über sein Schicksal ist ihm, der innerhalb kurzer Zeit schon viel zurückgewann und Neues ausprobierte, anzumerken. «Ich werde jeden Tag daran erinnert, wenn ich die Beine aus dem Bett heben muss», beschreibt er die tägliche Konfrontation. Bis er am Morgen das Haus verlassen könne, habe er bereits einen kräfteraubenden Marathon hinter sich.

Sportliche Herausforderungen

Das zehrt an seinen Kräften, obschon er noch immer sehr sportlich ist. «Soeben habe ich einen Skikurs besucht», erzählt der sportliche Tentlinger. Auch gehe er gerne schwimmen oder sei mit seinem Handbike in der Region unterwegs. «Zu sehen, was machbar ist, gibt mir Hoffnung für die Zukunft.» Pascal Cotting bewegt sich wohl mehr als viele, die nicht querschnittgelähmt sind. Einmal in der Woche spielt er Badminton. Zudem trifft er sich wöchentlich mit Mitgliedern des Freiburger Rollstuhlverbands zu einem polysportiven Abend. Sie spielen Handball, Smallball, Unihockey oder Pingpong. «Beim Sport vergesse ich die Phantomschmerzen.»

Auch auf Ausflüge gehe er mit den Sportkollegen. Unter ihnen sind zwei Weltmeister im Wasserskifahren. «Es ist beeindruckend, ihnen zuzuschauen», sagt Pascal Cotting. Er wäre nicht er selber, würde er nur zuschauen und das Wasserskifahren nicht selbst ausprobieren. Nach einigen Versuchen habe er kleine Kurven gezogen, sagt er bescheiden.

Auch wenn sein Alltag noch heute gespickt ist mit sportlichen Aktivitäten, ist seine grösste Leidenschaft, das Fussballspielen, nicht mehr möglich. Das nagt an Pascal Cotting. In seiner Jugend in der Freiburger Neustadt gab es für ihn neben der Schule nur den Fussball, erzählt er. Mit 16 wechselte er bereits zu den Aktiven des FC Central und stieg dann in die erste Mannschaft auf. Nach dem Wechsel zum FC Châtel-St-Denis spielte er gar um den Aufstieg in die Challenge League. Pascal Cotting deutet auf eine Vitrine neben dem Esstisch. Ein Bild darin zeigt ihn als jungen Spieler bei einem Fallrückzieher. «Das Tor schoss ich damit nicht», erinnert er sich lachend, als wäre es gestern gewesen.

Er war auch Trainer der Junioren im Eliteteam des Teams Freiburg. Zu seinen Schützlingen zählten heute namhafte Spieler wie BSC-Young-Boys-Spieler Michel Aebischer oder RB-Leipzig-Goalie Yvon Mvogo. Aufgegeben hat Pascal Cotting den Fussball nicht. Er assistiert heute das Team Oberland B Promotion.

Das Haus als Anker

Pascal Cotting ist ein Mann voller Tatendrang. 1990 baute er zusammen mit seiner damaligen Freundin ein Haus in Tentlingen. «Wir sagten uns: Wenn wir nach den Bauarbeiten noch zusammen sind, heiraten wir, sonst verkaufen wir das Haus», erzählt er verschmitzt. Der Plan ging auf. Auf die Hochzeit folgten zwei Töchter. Das Haus ist für Pascal Cotting sehr wichtig. Dort hat nicht nur das Familienglück stattgefunden, sondern auch die schwierige Zeit nach dem Unfall. Im Treppenhaus gibt es heute einen Deckenlift. Die Terrasse hat er zusammen mit seiner Verwandtschaft erhöht, damit der Zugang in den Garten ebenerdig ist. Am Türrahmen zur Gästetoilette hat es Kratzspuren. «Ein künftiges Projekt wäre, die Tür breiter zu machen, damit meine Freunde im Rollstuhl auch ohne Probleme auf die Toilette können.» Er ist froh, dass er das Haus seinen Bedürfnissen anpassen konnte. Denn er hätte sich nicht vorstellen können, nach dem Unfall nicht mehr zurückzukönnen.

Blick nach vorne

Im Selbstmitleid versinkt Pascal Cotting nicht. «Ich hatte grosses Glück», sagt er und meint damit, dass er wieder einen Job gefunden hat. Ein ehemaliger Fussballkollege gab ihm die Chance, bei der Ackermann AG, seinem Bauunternehmen, die Arbeit im Büro zu erlernen. Das sei nicht leicht gewesen. Mit dem Computer zu arbeiten, sei eigentlich nicht sein Ding. «Ich bin halt ein Mensch, der für die Arbeit draussen auf dem Dach gemacht ist.» Er arbeitet morgens im Büro.

Für die Suva hielt er schon Vorträge zur Sensibilisierung für Gefahren bei der Arbeit. Auch wenn es ihm weniger angenehm sei, vor 200 Leuten zu sprechen, als früher vor 2000 Zuschauern Fussball zu spielen. «Ich möchte den Berufsleuten vermitteln, wie wichtig es ist, vorsichtig zu sein», sagt er. Er selbst habe nie gedacht, dass ihm einmal etwas passieren könnte. Möglicherweise wird er für seinen Arbeitgeber einen Kurs besuchen, um dann die Sicherheit für das Bauunternehmen zu planen. Im Vergleich zu früher schmiede er keine grossen Zukunftspläne mehr. «Ich nehme einen Tag nach dem anderen.»

Pascal Cotting vergleicht beim Erzählen seiner Lebensgeschichte immer wieder das Davor und das Danach. «Ich glaube, dass ich meine Situation wohl nie richtig werde akzeptieren können.»

In einer losen Serie stellen die «Freiburger Nachrichten» verschiedenste Menschen aus ihrem Einzugsgebiet vor. Die Artikelserie funktioniert wie eine Stafette: Es ist der jeweils Porträtierte, der das nachfolgende Porträt bestimmt.

 

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