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«Im richtigen Moment scheint alles zu stimmen»

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Bei ihren bisherigen zwei Olympia-Teilnahmen segelte Nathalie Brugger alleine. In der Kategorie Laser Radial belegte die 30-Jährige aus Ependes 2008 in Peking den sechsten, 2012 in London den 14. Rang. In Rio nun geht sie zusammen mit dem 33-jährigen argentinisch-schweizerischen Doppelbürger Matias Bühler in der neuen Kategorie Nacra 17 an den Start. Obwohl die beiden in den letzten Monaten und Jahren schon oft in Rio waren und ihre Wettkämpfe erst am 10. August beginnen, flogen sie zur Akklimatisierung bereits am Montag nach Brasilien. Zuvor trafen die FN Nathalie Brugger in Freiburg zum Gespräch.

 

 Nathalie Brugger, wie fühlen Sie sich so kurz vor dem Grossereignis, auf das Sie so lange hingearbeitet haben?

Ich bin ziemlich gelassen. Wir waren im Juni und Juli bereits dreieinhalb Wochen in Rio, haben dort unser Material ausgesucht und uns noch einmal intensiv mit dem Wasser vor Ort beschäftigt. Wir haben auch einige Testwettkämpfe absolviert–und waren sehr zufrieden mit unseren Resultaten. Wir konnten also mit einem guten Gefühl zurückreisen. Und dieses gute Gefühl ist immer noch da. Wir sind bereit.

 

 Für Sie sind es bereits die dritten Olympischen Spiele. Was haben Sie aus den Erfahrungen von Peking und London gelernt?

Ich habe meinen Körper besser kennengelernt, gelernt, ihn zu respektieren, nicht immer Vollgas zu geben und Ruhetage einzuplanen. Die Eröffnungszeremonie beispielsweise ist mental und letztlich auch körperlich anstrengend. Deswegen haben wir danach drei Tage Trainingspause eingeplant. Auch im mentalen Bereich habe ich dazugelernt. Ich denke, dass ich besser mit dem grossen Druck umgehen kann, der bei Olympischen Spielen herrscht. 2008 war alles neu, und niemand hatte mich auf der Rechnung. Damals konnte ich noch relativ befreit segeln. 2012 hatte ich dann allerdings Mühe, mit dem Druck umzugehen. Seither habe ich daran gearbeitet und fühle mich nun bereit. Zudem befinden wir uns eher in der Rolle der Herausforderer, das hilft.

 

 Was haben Sie getan, um im mentalen Bereich stärker zu werden?

Ich habe mit einer Mentaltrainerin zusammengearbeitet. Zum Training gehört unter anderem Yoga.

 

 Es sind Ihre ersten Olympischen Spiele, bei denen Sie nicht alleine, sondern mit einem Partner antreten. Was ändert sich dadurch?

Man kann sich in schwierigen Momenten gegenseitig unterstützen. Es ist schön, das im Hinterkopf zu haben. Es nimmt ein wenig Druck vom Einzelnen. Wenn sich jemand auf dem Boot mal nicht ganz so gut fühlt oder zu gestresst ist, kann der andere beruhigend und aufmunternd einwirken.

 

 Es dürfte schwierig sein, ständig mit demselben Menschen unterwegs zu sein. Was tun Sie, um sich nicht gegenseitig auf die Nerven zu gehen?

Es ist tatsächlich nicht leicht. Wir mussten lernen miteinander umzugehen, wir kannten uns zu Beginn ja überhaupt nicht. Deshalb haben wir schnell einmal Grenzen gesetzt. Matias ist wie ein Arbeitskollege von mir. Wir versuchen, während des Tages zusammenzuarbeiten, am Abend dann jedoch unsere eigenen Wege zu gehen. Schliesslich verbringen wir rund 250 Tage pro Jahr miteinander, und es ist ja nicht mein Freund, es ist ein Kollege. Wir haben die Abgrenzung ganz gut hingekriegt. Wir gehören vielleicht nicht zu den Teams mit der engsten Verbindung zueinander, aber wir arbeiten sehr gut zusammen.

 

 Sie arbeiten seit November 2012 zusammen. Wie haben Sie sich gefunden?

Er gehörte zum Trainerstab von Swiss Sailing. Er ist ein guter Steuermann, davon gibt es in der Schweiz nun einmal nicht viele, deshalb war es irgendwie logisch, dass wir uns gefunden haben. Ich wollte jemanden mit Erfahrung. Es gibt viele Junge, die sich zwar in ein olympisches Abenteuer stürzen möchten, aber nicht wissen, was das genau bedeutet. Matias war 2008 als Trainer der Argentinier in Peking und 2012 mit dem Schweizer Windsurfer Richard Stauffer in London.

 

 Wie sprechen Sie zusammen?

Englisch. Matias spricht zwar auch noch Deutsch, allerdings mit einem sehr starken spanischen Akzent. Englisch spricht er besser–genau wie ich übrigens auch. Hinzu kommt, dass unser Coach Australier ist.

 

 Wieso haben Sie sich vor vier Jahren dazu entschlossen, die Kategorie zu wechseln?

Die Olympischen Spiele in London waren doch eine ziemliche Enttäuschung für mich. Ausserdem war ich oft am Rücken verletzt, was damit zu tun hatte, dass in der Laser-Bootsklasse der Rücken stark belastet wird. Es ist zudem eine Kategorie, in der es zu viel Kontakt zwischen den Booten kommt. Es gab immer mehr Junge, die extrem verbissen und aggressiv fuhren. Mir fehlte am Ende dieser Biss etwas, so dass ich eine neue Herausforderung suchte. In der neuen Kategorie habe ich den Spass wiedergefunden.

 Man könnte auf die Idee kommen, dass sie in die neu eingeführte Kategorie gewechselt sind, um Ihre Chancen auf eine gute Platzierung in Rio zu erhöhen…

Nein, es gab ja immer schon ähnliche Katamarane. Beim Nacra 17 sind viele sehr erfahrene Leute mit dabei. Wir hatten zuvor nicht einen Katamaran navigiert, benötigten deshalb zu Beginn viel Übung, um uns auf das Niveau der anderen zu hieven. In Sachen Technik und Strategie gibt es beträchtliche Unterschiede.

 

 Welche Ziele haben Sie sich für Rio gesteckt?

Als wir 2013 zusammen angefangen haben, war ein Podestplatz unser Fernziel. Im ersten Jahr waren wir dann auch gleich WM-Dritte. Seither war es für uns jedoch ein ständiges Auf und Ab. Manchmal haben wir uns deshalb gefragt, ob es vielleicht ein zu ambitioniertes Ziel ist. Letztlich sind wir zum Schluss gekommen, dass zwischen fünf und acht Teams die Medaillen unter sich ausmachen werden–und wir gehören dazu. Wie werden alles in die Waagschale werfen, um eine Medaille zu holen. Dazu benötigen wir allerdings auch ein wenig Glück, denn das Gewässer in Rio ist unberechenbar.

 

 Eine Medaille wäre aber trotz allem eine Überraschung, oder?

Ja und nein. Unsere Kategorie ist wirklich sehr offen, und ich denke, dass niemand so recht voraussagen kann, wer am Ende auf dem Podest steht.

Bereits 2012 war Ihr Ziel eine Medaille. Als 14. verfehlten Sie dieses klar. Was gibt Ihnen Zuversicht, dass es dieses Mal klappt?

2012 hatte ich zu viele Probleme: Verletzungen, persönliche Dinge, ein Trainerwechsel–zu viele Sorgen, als dass es hätte funktionieren können. Tief in mir drin wusste ich bereits vor dem Start, dass es nicht gut gehen würde. Diesmal haben wir uns sehr gut vorbereitet und haben alles getan, um unsere Chancen zu maximieren.

 

 Gibt es trotz Zuversicht auch gewisse Sorgen?

Es kann viel passieren. Unsere Boote sind sehr fragil. Leider können sie bereits kaputt gehen, wenn sie auf ein grösseres Objekt im Wasser prallen. In Rio ist das Wasser wirklich dreckig, und es hat viel Abfall darin. Unsere Boote sind rund ein Meter unter Wasser und sind mit bis zu 50 km/h recht schnell unterwegs, es kann deshalb schnell einmal gefährlich werden, wenn man gegen irgendein hartes Objekt fährt. Ein anderes potenzielles Problem ist die Gesundheit. Die letzten beiden Male, als wir in Rio waren, sind wir allerdings nicht mehr krank geworden. Wir haben wohl die richtigen Impfungen gemacht und uns die ersten Male sämtliche Antikörper geholt. Bei einem unserer ersten Aufenthalte war ich so krank geworden, dass ich unmöglich hätte segeln können.

 

 Wie oft waren Sie in Rio?

Seit 2014 waren wir sieben oder acht Mal dort–insgesamt rund 100 Tage.

Wie zufrieden sind Sie mit den Resultaten der letzten Monate?

Die letzten Monate waren durchzogen. Wir haben sehr gut begonnen, als wir im Januar beim Weltcup in Miami Rang drei belegten. Im Anschluss durchlebten wir eine schwierige Zeit mit zahlreichen kleinen Verletzungen. Matias brach sich den Daumen, später zerrte ich mir den Bizeps. Deshalb holten wir keine Top-Resultate mehr. Aber jetzt sind sämtliche Verletzungen vollständig auskuriert. Im richtigen Moment scheint alles zu stimmen.

 

 Sie dürften den Olympischen Spielen nicht mehr ganz so entgegenfiebern wie jemand, der zum ersten Mal dabei ist. Trotzdem: Gibt es Dinge abseits Ihrer Einsätze, auf die Sie sich besonders freuen?

Ich habe versucht, dieses Gefühl, «Wow, ich gehe an die Olympischen Spiele», zu behalten. Es bleibt etwas Aussergewöhnliches, von dem viele Sportler träumen. Man arbeitet vier Jahre lang auf ein Ereignis hin, das einige Tage dauert. Deshalb bleibt es etwas Unglaubliches. Ich hoffe, dass ich mir nach unseren Wettkämpfen andere Sportarten ansehen kann. In London hatte ich mir Basketball und Rhythmische Sportgymnastik angeschaut–und war begeistert davon. In Rio würde ich mir gerne Beachvolleyball anschauen. Ich mag den Sport, und die Spiele finden an der Copacabana statt. Das klingt cool und authentisch.

 

 Es gibt Sportlerinnen und Sportler, die ihre Teilnahme wegen des Zika-Virus abgesagt haben. Bereitet das Virus auch Ihnen Sorgen?

Nein, in Brasilien hatte fast jeder das Virus, es ist eine Grippe wie andere auch. Die Sportler, die das als Grund für einen Verzicht angeben, haben wohl eher nach einer Ausrede gesucht. Ich finde es traurig, dass diese Athleten es nicht toll finden, ihr Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten.

 

Zukunft: «Vielleicht eher Lust, mein Wissen den Jungen weiterzugeben»

Viele Seglerinnen und Segler denken jeweils in Vier-Jahres-Zyklen. So auch Nathalie Brugger. Was aber kommt nach den Olympischen Spielen in Rio? Setzt die 30-Jährige ihre Profikarriere fort? «Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht. Ich habe mir für die Zeit nach Rio sechs Monate gegeben, um mein Leben zu geniessen, alles zu tun, auf das ich nun lange Zeit verzichten musste: in die Ferien gehen, mit Freunden feiern.» Erst danach will Brugger über ihre Zukunft entscheiden. «Es ist auch noch nicht ganz klar, welche Bootskategorien für Tokio 2020 ausgewählt werden. Das hat ebenfalls einen Einfluss auf meinen Entscheid.»

Gut möglich aber, dass die Spiele in Rio für Brugger den Abschluss ihrer Profikarriere bedeuten. «Vielleicht habe ich eher Lust, mein Wissen den Jungen weiterzugeben. Es gibt viele Talente in der Schweiz. Man muss auch erkennen können, wann es Zeit ist, den Stab weiterzureichen.» Dass sie im Segelsport bleiben möchte, ist für Brugger, die über einen Master in Sportwissenschaft verfügt, klar.

Kosten- und reiseintensiv

Das Ende der Profikarriere wäre gleichbedeutend mit ein bisschen mehr Normalität im Leben von Nathalie Brugger. Momentan wohnt sie zwar in Freiburg, mehr als zwei bis drei Monate verbringt sie dort aber nicht. Die restliche Zeit ist sie unterwegs. Das kostet: Das Budget des Zweierteams beträgt 240 000 Franken pro Jahr. Durch Gelder der Sporthilfe, von Swiss Olympic, Clubs oder Privatsponsoren können Matias Bühler und Nathalie Brugger diese Kosten decken – hinzu kommt ein kleines Plus, um auch noch Geld zum Leben übrigzuhaben. «Aber es ist nicht leicht. Ich bin finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Man muss den Segelsport schon sehr lieben, um auf eine Profikarriere zu setzen.» fm

Nacra 17: In Rio erstmals olympisch

Die Nacra (North American Catamaran Racing Association) ist eine Bootsklasse von Rennkatamaranen. Innerhalb der Nacra-Klasse gibt es verschiedene Typen. Die 1985 ersten entwickelten Modelle waren insofern revolutionär, weil die Rümpfe der Katamarane tränenförmig waren. Der Nacra 17 mit einer Länge von 5,25 m und einer Masthöhe von 9 m wurde 2011 für das leistungsorientierte Segeln konstruiert. Der internationale Segelverband setzte diese Bootsklasse für Rio 2016 erstmals auf die Liste. Der Wettkampf wird als Mixed ausgetragen, mit je einem männlichen und weiblichen Besatzungsmitglied.

In Rio, wo sowohl in der Bucht Guanabara Bay als auch auf dem offenen Meer gesegelt wird, finden zwischen dem 10. und 15. August viermal drei Durchgänge statt. Die zehn besten Boote qualifizieren sich für das Medal Race vom 16. August. fm

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