Estavayer-Le-Lac Eine 21-jährige eritreische Asylbewerberin ist gestern Morgen von einem Balkon im dritten Stock eines Asylzentrums in Estavayer-le-Lac gesprungen und rund neun Meter in die Tiefe gestürzt. Das Amt für Bevölkerung und Migration wollte die Asylbewerberin per Flugzeug nach Italien ausschaffen und forderte dazu die Hilfe der Kantonspolizei an. Als diese die Eritreerin um 4.40 Uhr abholen wollte, ist es den Polizisten nicht gelungen, die Frau am Springen zu hindern. Die Rega brachte die schwer Verletzte ins Universitätsspital Lausanne.
Die Organisation SOS Rassismus kritisiert in einer Mitteilung die Vorgehensweise des Amts für Bevölkerung und Migration. Angesichts ihres sehr schlechten Gesundheitszustandes und der hohen Selbstmordgefährdung sei die nächtliche Intervention «schockierend und untragbar». Die Bewohner des Zentrums seien vom Vorfall traumatisiert.
Patrick Pochon, Vorsteher des Amts für Bevölkerung und Migration, liess auf Anfrage der FN den Vorwurf nicht gelten. «Das ist ein typischer Dublin-Fall.» Die Schweiz habe keine Wahl; wenn die Frau über Italien eingereist sei, entscheide nur dieses Land über ihr Schicksal. Das Amt habe alles daran gesetzt, dass die Abschiebung so human wie möglich ablaufe. Die frühe Uhrzeit der Intervention begründete Pochon mit der Abflugzeit des Flugzeugs.hs/chs