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56-jährige Erfolgsstory wegen Raumplanung ins Abseits gestellt

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«Das Vieux Manoir schliesst seine Tore» – so titelten die Medien im Mai 2013, und ein Kapitel erfolgreicher Hotelier-Geschichte fand sein Ende. Die FN sprachen mit Erich Thomas, dem Direktor des Vieux Manoir während der Zeit von 1980 bis 2000.

Das Vieux Manoir in Merlach war ein Hotel und Restaurant mit Weltruf und ist bis heute in der Region Murten ein fester Begriff. Sagenumwoben, weil niemand genau wusste, welche Prominenz aus dem In- und Ausland gerade in den noblen Hallen verweilte. «Diskretion war immer das oberste Gebot in unserem Haus», erklärt Erich Thomas, Direktor des Vieux Manoir von 1980 bis 2000. Und auch heute will er sich nicht entlocken lassen, wer genau alles ein und ausging. Etwas genervt stellt er fest, dass den Journalisten seit 1980 keine besseren Fragen einfallen als diejenige nach den berühmten Gästen.

Vier Sterne reichen aus

Dabei weist Thomas einen beachtlichen Leistungsausweis in seiner 20-jährigen Schaffenszeit in Merlach aus. Seit der Übernahme im Jahr 1980 hat er das Hotel stetig aus- und umgebaut und zusammen mit seinem Team auf Weltniveau gebracht. Die Krönung dieser Anstrengungen erfolgte im Jahr 1999 als das Vieux Manoir im Gault Millau zum Hotel des Jahres gekürt wurde – und dies als erstes und einziges 4-Stern-Hotel.

Eine Aufnahme aus dem 1999, als das Hotel Vieux Manoir im Gault Millau zum Hotel des Jahres gewählt wurde. Gut sichtbar ist der Anbau des Turms, der seit 1984 als Wahrzeichen des Hotels gilt.
Bild Alain Wicht/a

Obwohl Erich Thomas während Jahren das Hotel sehr erfolgreich geführt hatte, wollte er nie auf einen zusätzlichen Stern aspirieren. «Ich wollte lieber das beste 4-Stern-Hotel bleiben, als bei den 5-Stern-Hotels im Mittelfeld zu spielen.» Ausserdem hätte die Aufstockung auf ein 5-Stern-Hotel noch bauliche und organisatorische Änderungen mit sich gebracht.

Die Auszeichnung von Gault Millau im Jahr 1999 führte zwar zu einem Umsatzaufschwung, viel mehr Befriedigung brachte Thomas aber die Welcome Trophy von «Relais et Château» aus dem 1992. Denn dieser Preis berücksichtige ausschliesslich die Bewertungen der Hotelgäste. «Das bedeutet mir viel mehr als diejenigen Preise, die durch die Presse oder eine Jury verliehen werden. Die Verleihung der Welcome Trophy fand in Venedig statt. Sie war wie eine Oskar-Veranstaltung und hat uns viel neue internationale Kundschaft beschert.»

Immer mit Ausnahmebewilligungen gebaut

Das Vieux Manoir hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich (siehe Kasten). Als Erich und Elisabeth Thomas das Hotel im 1980 übernahmen, erkannten sie sofort das Potenzial des Gebäudes und begannen mit ersten Umbauten. «Ich komme nur, wenn ich investieren kann», soll Thomas zu der damaligen Besitzerin Anneliese Leu gesagt haben. Sie sei begeistert gewesen und habe zugesagt. Im 1984 folgte der wohl auffälligste Anbau im Hotel: der Turm mit dem Turmzimmer. Bis heute gilt er als das Wahrzeichen des Vieux Manoir.

Weitere Um- und Ausbauten folgten, wie etwa der Westflügel, der Wintergarten sowie weitere Zimmer und Luxussuiten. «Ich habe immer mit Ausnahmebewilligungen gebaut», erklärt Thomas und zitiert den Gesetzesartikel: «Der Gemeinderat ist bemächtigt, Ausnahmebewilligungen zu erteilen.» Das Geheimnis seines Erfolgs sei gewesen, die Behörden immer gut über die diversen Bauvorhaben zu informieren. Dabei sei es wichtig, einen guten Kontakt zu halten, und zwar vom Gemeindeschreiber bis hin zum kantonalen Denkmalschützer. Während der 20-jährigen Tätigkeit im Vieux Manoir wurden rund 20 Millionen Franken investiert. «Wir hatten 20 gute Jahre.»

Keine glückliche Hand

Auf die Frage, was er empfinde, wenn er das Vieux Manoir heute sehe, reagiert Erich Thomas mit Wehmut: «Wenn ich es von innen sehe, zerreisst es mir das Herz.» Die neuen Besitzer hätten ihn 2010 anlässlich eines Umbaus zur Vorbesichtigung eingeladen. Ansonsten sei er kaum noch im Vieux Manoir anzutreffen.

Auf die Frage, wieso die Erfolgsgeschichte nach seinem Weggang nicht weitergeschrieben wurde, erwidert Thomas diplomatisch: «Ich denke, die neuen Besitzer hatten keine glückliche Hand bei den Entscheidungen. Ich etwa hätte es vermieden, zu schnell zu einem 5-Stern-Hotel aufzurüsten. Und auch bei den Personalentscheiden hatten sie wohl nicht viel Glück.» Weiter wollte sich Thomas nicht aus dem Fenster lehnen. Diskretion ist bis heute seine höchste Prämisse.

Bis auf weiteres geschlossen

Im 2013 gaben die Besitzer Judith und Martin Müller bekannt, das Hotel Vieux Manoir zu schliessen. Ausschlaggebend für diesen Entscheid waren, gemäss der Zeitschrift Hotellerie, die auf «unbestimmte Zeit ungelösten planungsrechtlichen Fragen». Zur Erinnerung: Die Besitzer wollten bereits kurz nach der Übernahme des Hotels einen Wellness- und Seminarbereich anbauen. Die Gemeinde Merlach stand diesem Vorhaben wohlwollend gegenüber und strebte eine Teilrevision der Ortsplanung an. Gegen dieses Vorhaben formierte sich aber Widerstand aus der Bevölkerung. Dies führte dann dazu, dass die Teilrevision abgebrochen wurde.

Hoffnungsschimmer

An der Gemeindeversammlung vom Mai dieses Jahres orientierte der Gemeinderat von Merlach, dass langsam wieder Bewegung in die Sache komme. Mit der Revision der Ortsplanung besteht die Möglichkeit, dass das Vieux Manoir doch wieder ausbauen könnte. Der Gemeinderat erklärte, in Kontakt mit den Eigentümern zu sein, um eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung zu suchen. Die Besitzer des Vieux Manoir wollten zu den aktuellen Entwicklungen keine Stellung nehmen.

Die beiden Objekte der Ausstellung «Menschenbilder» von Christina Wendt aus dem 2005 scheinen sich zu fragen, wann und wie das Hotel Vieux Manoir seine Türen wieder öffnen wird.
Bild Charly Rappo/a

Bewegte Geschichte

Vom Herrenhaus zum Hotel

Im 1906 kam der französische General Mallet an den Murtensee und baute ein Herrenhaus im Stil der Normandie. Erst im 1957 verwandelte es sich unter dem neuen Besitzer Hans Buol in ein Hotel. Bis Mitte der 60er-Jahre boomte das Hotel, da sich Merlach direkt an der Verkehrsachse von Bern nach Genf befand. Wegen der Landesausstellung in Genf (1964) wurde in Murten eine Umfahrungsstrasse gebaut und der Verkehr auf der südlichen Seite von Murten durchgeleitet. Buol befürchtete Umsatzeinbussen und wollte das Hotel verkaufen. Im 1975 nahm Anneliese Leu das Zepter in die Hand und begann erste Umbauten im Vieux Manoir. Zusammen mit dem Direktionspaar Erich und Elisabeth Thomas folgten ab 1980 die erfolgreichsten Jahre des Vieux Manoir. Kurz nachdem Erich Thomas (2000) die Direktion abgab, verkaufte Leu im 2004 an die heutigen Besitzer Judith und Martin Müller. Die neuen Besitzer wollten die Erfolgsgeschichte weiterschreiben, kamen aber nie so recht auf einen grünen Zweig. Im 2007 kam es zu über 200 Einsprachen gegen den Bau eines Trakts mit Wellnessbereich und Seminarräumen. Das Hotel hielt den Betrieb trotzdem aufrecht. Bis die Besitzer schliesslich im Jahr 2013 die endgültige Schliessung des Hotels Vieux Manoir bekanntgaben. Im 2014 sprach sich die Bevölkerung in einer Konsultativabstimmung mit 51,6 Prozent noch einmal gegen die Fortführung der Verhandlungen zur Anpassung des Zonenplans im Bereich des Hotels Vieux Manoir aus. Jetzt scheint wieder etwas Bewegung in die Causa «Ortsplanrevision» zu kommen.

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