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«Es ist erschreckend»

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Die Familie Trachsel aus Ulmiz erlebte in den letzten Wochen schwierige Zeiten: Die 65-jährige Heidy Trachsel erkrankte an Covid-19. Inzwischen ist die Mutter von drei Kindern und vierfache Grossmutter im Berner Reha-Zentrum Heiligenschwendi. Sie ist noch immer auf die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen.

Alles habe mit Heiserkeit und Husten begonnen, erzählen die beiden Töchter Jolanda Trachsel-Galafate aus Ulmiz und Iris Trachsel Jäger aus Gempenach. «Als ich sie besuchte, war sie aber trotz Erkältung im Garten am Jäten, ich kenne sie nicht anders», erzählt Jolanda Trachsel. «Unsere Mutter war immer auf den Beinen und arbeitete ohne Probleme zehn bis zwölf Stunden – sie war ihr Leben lang nie ernsthaft krank. Ausser bei der Geburt von uns drei Kindern war sie nie im Spital.»

Als nach einigen Tagen des Hustens Fieber dazukam, dieses auf über 39 Grad anstieg und über Tage nicht mehr wegging, machten sich ihre Kinder und ihr Ehemann zunehmend Sorgen. «Am fünften Tag Fieber fuhr ich mit ihr in den Notfall nach Tafers», erzählt Jolanda Trachsel. Dort habe man Heidy Trachsel Blut abgenommen und am Finger den Sauerstoffgehalt gemessen. Der Befund der Ärzte: eine beginnende Lungenentzündung.

«Der Husten war schlimm»

Heidy Trachsel erhielt Antibiotika. «Der Sauerstoffgehalt lag bei 94 Prozent. Bei diesem Wert gingen die Ärzte offenbar nicht von einer Covid-19-Erkrankung aus.» Doch Heidy Trachsel ging es trotz der Einnahme von Antibiotika immer schlechter. Am 27. März entschied sich Jolanda Trachsel in Absprache mit der ganzen Familie, mit ihrer Mutter in ein Corona-Testzentrum nach Täuffelen zu fahren. Das Ergebnis sollte nach 36 Stunden vorliegen. Die Familie hatte sich inzwischen so organisiert, dass nur der Ehemann von Heidy Trachsel, Urs Trachsel, und Jolanda Trachsel persönlichen Kontakt mit der 65-Jährigen hatten. «Ich bin jeden Tag mehrere Male zu ihr gegangen, habe geschaut, dass sie etwas trinkt. Essen wollte sie nichts. Der Husten war schlimm. Geschützt habe ich mich mit Mundschutz und Handschuhen.»

Sie habe an diesem Wochenende, besonders am Sonntag, viele Telefonate mit Notfallaufnahmen gemacht, erzählt Jolanda Trachsel, «ich fragte mich, was ich denn jetzt machen sollte. Meiner Mutter ging es sehr schlecht, wir brachten das Fieber nicht mehr runter. Ohne Testergebnis wollte sie aber nicht nochmals auf einen Notfall. In der Nacht auf Montag hat sie kaum geschlafen, das Atmen viel ihr immer schwerer.»

Am Montagmorgen lag das Resultat vor: Heidy Trachsel hatte das Virus. «Es war eine Erleichterung zu wissen, was ist.» Jolanda Trachsel fuhr mit ihrer Mutter ins Kantonsspital nach Freiburg. «Ich war nicht nervös und ging auch gar nicht davon aus, dass sie länger im Spital würde bleiben müssen. Ich hatte den Ernst der Lage noch nicht erkannt. Meine Mutter sass neben mir, sprach zwar wenig, aber sie sprach mit mir, und sie ging selbstständig in die Notaufnahme.» Dort angekommen, sei ihr ihre Mutter praktisch weggerissen worden.

Keine Symptome, kein Test

Wichtig war Jolanda Trachsel, zu erfahren, ob sie und ihr Vater ebenfalls vom Virus befallen waren oder nicht. Doch in Freiburg habe es geheissen, dass nur Personen getestet würden, die Symptome aufwiesen. «Ich wurde zwar untersucht und befragt, hatte jedoch keinerlei Symptome, auch mein Vater nicht. Ohne Symptome also kein Test, das mussten wir akzeptieren.» Jolanda Trachsel erkundigte sich, wo ihre Mutter nun sei und wie es ihr gehe. Der Arzt habe gesagt, dass sie vorerst im Spital bleiben müsse und der Sauerstoffgehalt inzwischen bei 72 Prozent liege. Da seien ihr die Tränen nur noch heruntergeflossen, erzählt Jolanda Trachsel. Sie sei aber froh gewesen, dass ihre Mutter nun im Spital in Freiburg betreut wurde.

Am Mittag habe ihre Mutter ein SMS in den Familien-Chat geschickt: «Ich bin auf der Intensivstation und bekomme Sauerstoff», habe es darin geheissen. Am Nachmittag erhielt Jolanda Trachsel die Information, dass Heidy Trachsel in den künstlichen Tiefschlaf versetzt worden sei und künstlich beatmet werden müsse.

«Du musst jetzt stark sein, du musst kämpfen, Mami, wir lieben dich», habe sie ihrer Mutter am Telefon noch sagen können. «Die Ärztin sagte mir, dass sie uns keine falschen Hoffnungen machen wolle und wir mit 10 bis 14 Tagen rechnen müssten, in denen unsere Mutter im künstlichen Koma liegen würde. Ob sie überleben würde, konnten die Ärzte zu diesem Zeitpunkt nicht sagen.»

Quarantäne und Hilfe

Der Kantonsarzt ordnete für den 69-jährigen Urs Trachsel und für die Familie von Jolanda Trachsel Quarantäne an. Iris Trachsel machte sich einmal täglich zum Vater auf, um auf Distanz zu sehen, ob es ihm gut ging. «Die Hilfe von Freunden und Nachbarn in der Zeit war überwältigend – wir sind unheimlich dankbar», fügt Jolanda Trachsel hinzu.

Die Familie Trachsel bestimmte Jolanda Trachsel als Kontaktperson für das Spital. Sie wurde einmal täglich über den Gesundheitszustand von Heidy Trachsel informiert. «Das war nervenaufreibend. Ich wusste nie, wann sie anrufen. Oft habe ich von mir aus telefoniert», sagt Jolanda Trachsel. Am dritten Tag habe das Spitalpersonal einen Video-Call organisiert. «Das tat sehr gut, auch wenn Mami im künstlichen Koma lag und an all diesen Schläuchen und Kabeln hing. Wir konnten sie sehen und zu ihr sprechen.» Sie hätten auch sehen können, dass ihre Mutter gut umsorgt war, und machten danach regelmässig Video-Calls. «Dafür sind wir dem Kantonsspital extrem dankbar.» Auch hätten sie das Glück gehabt, dass ein Assistenzarzt «Bärndütsch» gesprochen habe. «Das machte es schon einfacher für uns. Auch wenn wir gut Französisch sprechen, die Muttersprache ist in solchen Situationen angenehmer», sagt Iris Trachsel.

Um den Schlaf gebracht

Die Ärzte konnten keine Prognose stellen, und die Angst um die Mutter ging nicht spurlos an der Familie vorbei: «Wir konnten nicht mehr schlafen, die Gedanken kamen nicht zur Ruhe.» Vom Hausarzt erhielt Iris Trachsel Schlaftabletten. «Die Angst war immens, so konnte ich zumindest schlafen.»

Ausser der Lunge habe sich kein anderes Organ quergestellt, doch es habe auch keine Verbesserung des Zustands gegeben. Am siebten Tag seien sie informiert worden, dass Heidy Trachsel auf den Bauch gedreht werde. «In der Bauchlage können die Lungen besser belüftet werden», sagt Jolanda Trachsel. Doch die Bauchlage könne nicht über längere Zeit beibehalten werden. Und sobald Heidy Trachsel wieder auf den Rücken gewendet worden sei, seien die Werte wieder gesunken. Es seien die schlimmsten Tage gewesen. Am zehnten Tag seien die Werte stabil geblieben. «Als ich an dem Tag abends um neun Uhr mit meiner Schwester, meinem Bruder und meinem Vater telefonierte und ihnen mitteilen konnte, dass die Sauerstoffwerte auf dem Rücken stabil sind und klar war, dass unsere Mutter überleben würde, haben wir alle nur noch geweint.»

14 Tage lag Heidy Trachsel im künstlichen Koma. Am Ostersonntag durfte sie erwachen. Ihre Familie konnte ihr per Video-Call zuwinken, und sie winkte zurück. Acht weitere Tage verbrachte Heidy Trachsel auf der Intensivstation, bevor sie auf die normale Station wechseln konnte.

Heidy Trachsel werde nun weiter aufgebaut. Schon der Gang zur Toilette bringe sie komplett ausser Atem und raube ihr viel Kraft. «Es ist erschreckend», sagt Iris Trachsel, «unsere Mutter war immer zehn bis zwölf Stunden auf den Beinen und ging mit ihren vier Grosskindern problemlos allein einen Tag an den Neuenburgersee zum Baden.»

Eine starke Persönlichkeit

Neu sei ihre Mutter auch nahe am Wasser gebaut: «Sie zeigt vermehrt auch ihre feine Seite und bedankt sich viel.» Die Liebe zur Familie sei immer da gewesen, «sie ist ein Familienmensch». Doch nun fielen viel öfter Wörter wie «Schätzeli» oder: «Ich habe dich lieb.» Seit Heidy Trachsel nicht mehr im künstlichen Koma liege, telefoniere sie täglich mit ihrer 90-jährigen Mutter, mit der sie sich vor der Erkrankung täglich getroffen habe.

«Ich bin froh, dass ich aus dem Spital raus bin und wieder Berndeutsch sprechen kann.»

Heidy Trachsel

Covid-19-Patientin

Heidy Trachsel ist eine starke Persönlichkeit: «Sie ist der Kapitän und sagt, wie sie es will», so ihre Tochter Iris Trachsel. «Sie hat einen starken Willen – und ihr Durchsetzungswille kommt ihr jetzt zugute.» So habe sich Heidy Trachsel mit der Familie für die Reha in Heiligenschwendi eingesetzt.

Neben der Angst um die Mutter sei das Schlimmste für die Familie gewesen, dass sie sie nicht besuchen konnte. Video-Calls seien halt nicht dasselbe. «Auf der Intensivstation sehen sie halt schon aus wie Marsmenschen mit den ganzen Schutzkleidern und -masken. Und es piepst die ganze Zeit, das macht schon Angst.»

35 Tage verbrachte Heidy Trachsel insgesamt im Kantonsspital Freiburg. Nun ist sie für mindestens drei Wochen in der Reha. Ob sie jemals wieder ohne Sauerstoffzufuhr leben könne, sei unklar. Jolanda und Iris Trachsel zeigen sich dankbar dafür, dass in der Schweiz so gute medizinische Hilfe geleistet werde. Sie hätten mit vielen Leuten Diskussionen gehabt rund um den Lockdown: «Wir sind nicht sicher, ob solch strikte Massnahmen wirklich notwendig waren, aber wir dürfen dankbar sein, in einem Land zu leben, in dem zu uns geschaut wird.» Dass ihre Kinder bald wieder zur Schule gehen können, finden sie gut: «Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben, weiter Abstand halten und langsam einen Weg zurück in die Normalität finden.»

Wo sich ihre Mutter angesteckt habe, bleibe völlig unklar: «Wir haben alles abtelefoniert und haben keine Ahnung, wo sie sich angesteckt hat. Es fand sich kein anderer Fall.»

Arztbericht auf Französisch

Noch sind in Heiligenschwendi keine Besuche erlaubt. Die Familie Trachsel hofft, dass sich das bald ändert. Während des Gesprächs ruft Heidy Trachsel per Video-Call an: «Die Fahrt nach Heiligenschwendi war sehr schön», erzählt die 65-Jährige fröhlich. Sie sieht gut aus. «Ich bin froh, dass ich aus dem Spital raus bin und wieder Berndeutsch sprechen kann. Sogar der Arztbericht ist komplett auf Französisch. Hier ist es schon viel schöner als im Spital. Aber das Wichtigste ist, dass ich lebe.»

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