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Ein Treffen ohne Berührungsängste

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Autor: Imelda Ruffieux

Desmond, 22-jährig, aus Ghana, sitzt in einer Sitzecke des Asylzentrums Wünnewil zwei Jugendlichen gegenüber. Geduldig beantwortet er ihre auf Englisch gestellten Fragen. Einige müssen sie wiederholen oder mit anderen Worten umschreiben, weil das Englisch der Schüler anders klingt als jenes, das er spricht. Doch sie finden sich und die beiden Jugendlichen können nach und nach die Antworten auf der langen Frageliste eintragen: Wie lange ist Desmond da, wie ist er in die Schweiz gekommen, was erhofft er sich hier, wie gefällt es ihm in Wünnewil, und so weiter.

Togolesisches Französisch

Auf einer anderen Polstergruppe kämpfen zwei Mädchen mit den gleichen Problemen, aber in einer anderen Sprache. Der 30-jährige Pierre aus Togo spricht ein Französisch, das für die Schülerinnen schwer verständlich ist – dies, obwohl eine von ihnen eigentlich französischer Muttersprache ist. Er sei seit drei Monaten in der Schweiz, erzählt Pierre. Er könne nicht viel über das Land sagen, habe aber hin und wieder den Eindruck gewonnen, nicht willkommen zu sein. «Die Leute scheinen Angst vor mir zu haben, vielleicht wegen der Hautfarbe», erklärt er den Mädchen.

An den Tischen gleich daneben sitzen weitere Schüler. Jede Gruppe hat einen oder zwei Asylbewerber in Beschlag genommen und sie spielen zusammen: Uno, Scrabble oder ein selbst gebasteltes Kartenspiel mit Begriffen und Bildern, ideal, um Deutsch zu lernen. Die Stimmung ist ausgelassen: Die Jugendlichen geben sich Mühe, erklären, wenn nötig mit Händen und Füssen, und die Asylbewerber machen mit und versuchen, dem Gespräch zu folgen.

Die Szenen an den Tischen und die Gespräche in den Sitzecken werden von anderen Jugendlichen gefilmt. «Eigentlich hat das Ganze als Videoprojekt angefangen», erklärt Lehrer Erich Perler. Als dann bekannt geworden sei, dass in direkter Nachbarschaft ein Asylzentrum eröffnet werde, habe er angeregt, dies zum Thema des Projekts zu machen. «Die Schüler waren sofort dabei», sagt er. So wurden zwei Projekte daraus: die Kontakte mit den Asylbewerbern bei bisher zwei Besuchen und Videomaterial, das diese Treffen festhält. Geografie, Französisch, Englisch und Deutsch und ein wenig Sozialkunde – die Zeit, welche die Jugendlichen in der Zivilschutzanlage verbringen, ist gelebter, fächerübergreifender Unterricht. «Es ist vorgesehen, dass die Schulklasse die Informationen an die ganze Schule weitergibt, zum Beispiel über Plakatwände», erklärt Erich Perler.

Inzwischen ist das Interview mit Desmond zu Ende. «Es war ein gutes Gespräch», sagt Schüler Manuel Fund. Er habe erfahren, dass die Eltern des asylsuchenden Mannes tot seien. «Er hat es hier offensichtlich besser als in seiner Heimat», fasst er das Gespräch zusammen. «In Afrika herrschen schlimme Zustände. Wir haben hier Ernährung im Überfluss und jederzeit medizinische Versorgung», sagt er und ergänzt, dass er kein SVP-Freund sei. «Wenn es dort allen besser ginge, kämen nicht so viele in die Schweiz. Da müsste man ansetzen», sagt der 15-Jährige.

Auch Desmond ist zufrieden. Er habe sich über das Interesse der Kinder gefreut, sagt er. «Ich erzähle gerne aus meinem Leben.» Er sei glücklich hier, fühle sich sicher und gut aufgehoben. «Ich bekomme zu essen, wenn ich Hunger habe, und Medikamente, wenn ich krank bin.» Er würde gerne in der Schweiz bleiben, die Sprache lernen und arbeiten.

Desmond aus Ghana im Gespräch mit den zwei Jugendlichen aus der Klasse 9B1.Bild Charles Ellena

Erste Bilanz:«Präsent, aber nicht auffällig»

Im Asylzentrum von Wünnewil mit 50 Plätzen sind derzeit 33 Personen aus 17 Nationen untergebracht, bisher nur Männer. «Es läuft gut», sagt Zentrumsleiter Michel Jungo. So sieht es auch Doris Bucheli-Betschart, Gemeindepräsidentin von Wünnewil-Flamatt. «Wir sind froh, dass der Start gut verlaufen ist», sagt sie auf Anfrage. Probleme und Reklamationen habe es bisher keine gegeben. «Die Hotline wurde kaum benutzt.» Man sehe die Leute im Dorf, beim Spazieren, auf dem Sportplatz oder unterwegs Richtung Bahnhof. «Sie sind präsent, fallen aber nicht auf.» Wenn, dann gebe es nur Positives zu berichten: So hat der FC Wünnewil einen der Asylbewerber mitspielen lassen, der bei einem Spiel prompt ein wichtiges Tor schiessen konnte. «Wir hoffen, dass es so weitergeht», sagt Bucheli. Eine Kontaktgruppe plant Anlässe, zum Beispiel einen Tag der offenen Türen. im

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