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Bischöfe als Brückenbauer zwischen der Basis und der Weltkirche in Rom

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Die Schweizerische Bischofskonferenz (SBK), die dieses Jahr ihren 150. Geburtstag feiert, müsste seiner Ansicht nach mehr Kompetenzen haben gegenüber den Vorgaben der Weltkirche. Dies sagt der emeritierte Freiburger Theologe Leo Karrer. Es dauert eine Weile, bis er sich erinnert, wann er sich zum letzten Mal über eine Intervention der SBK gefreut hat. Vor der Abstimmung über die Anti-Minarett-Initiative, weil die Bischöfe sich damals mit ihrer Nein-Parole für die Religionsfreiheit einsetzten, sagt er schliesslich. Gefreut hat sich der Theologe auch über das jüngste Engagement des Einsiedler Abtes Martin Werlen gegen die Sonntagsarbeit. Und er nehme die Aufrufe, Botschaften und Stellungnahmen zu gesellschaftlichen Fragen wahr.

Das Problem sei, dass er die Konferenz «immer weniger» als Gremium erlebe, erklärt Karrer, sondern als Gruppe von einzelnen Mitgliedern. Von einer Bischofskonferenz könne man allerdings auch nicht viel erwarten. «Die Bischöfe selber sagen ja schnell, ein Bischof habe kirchenrechtlich gesehen nur in seinem Bistum Kompetenzen.» Das Gremium sei «formal schwächer» als das, was an Problemen in der Kirche anstehe, kritisiert der Theologe die mangelnden Kompetenzen der SBK.

Diese müsste als Kollegium grössere Kompetenzen haben gegenüber den Vorgaben der Weltkirche, insbesondere «mehr Kompetenzen für die Gestaltung von Pastoralfragen auf ihrem Territorium», sagt Karrer. Etwa in Bezug auf die Laienpredigt in der Eucharistie oder die Sakramentenpastoral.

Wider den Zentralismus

So habe er sich darüber geärgert, dass die Schweizer Bischöfe 2009 «unter dem Druck von Rom» die kollektive Absolution abschafften, wie sie in der Schweiz in den vergangenen Jahrzehnten im Rahmen von Versöhnungsfeiern praktiziert wurde. In neuen Richtlinien schränkten die Bischöfe die kollektive Lossprechung von den Sünden auf den Fall drohender Todesgefahr ein und betonten gleichzeitig die Bedeutung der Einzelbeichte.

Alles habe sich geändert in der römisch-katholischen Kirche, sei moderner und professioneller geworden, erklärt der Theologe. Das Personalprofil, das Seelsorgeverständnis, die Sakramentenpastoral. «Nur nicht das Kirchenrecht, das vorkonziliäre, klerikale, patriarchale Recht mit überzentralisierten Strukturen. Und das reibt sich nun. Die Modernität im eigenen Haus und die altmodische Struktur der Kirche», so Karrers Umschreibung für die aktuelle Konfliktsituation einer Kirche im Umbruch.

Verweigerung löst Zorn aus

Die Aufgabe der Bischöfe sei, zu vermitteln und zwischen dem, was an der Basis gewachsen sei und nach Reformen rufe, und der Zentrale der Weltkirche in Rom Brücken zu bauen. Dazu müssten sich die Schweizer Oberhirten verstärkt als Konferenz mit den Anliegen der Basis solidarisieren, fordert Karrer. Dies täten sie derzeit zu zurückhaltend. Nicht die Probleme der Kirche seien das Problem, sondern deren «Tabuisierung» und die Verweigerung des Dialogs durch Rom, sagt Karrer. «Das macht die Menschen wütend.»

Der Pastoraltheologe plädiert für eine grössere Freiheit der Ortskirche innerhalb eines vorgegebenen Rahmens. Sie müsste auch bei Bischofsernennungen grössere Kompetenzen haben. «Es ist gegen die urchristliche Tradition, dass Rom alleine bestimmt», so Karrer. Eine Volkswahl des SBK-Präsidenten lehnt er ab. Er kann sich aber vorstellen, dass der höchste Schweizer Katholik durch einen noch zu gründenden Seelsorgerat gewählt werden könnte.

Zur Person

Leo Karrer (75)

Der in der Ostschweiz aufgewachsene Leo Karrer ist emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Universität Freiburg. Studiert hat er Philosophie, Theologie und Psychologie. Er kam 1982 nach Freiburg und lehrte an der Uni bis 2008. Karrer gilt als Vordenker für die Laientheologie in Europa.fca

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