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Essen und Trauer

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Wort zum Sonntag

Sarah hat ein Kochbuch ihrer Mutter. Das Rezept für Baumkuchen steht unter der Überschrift «Kuchen, die einem helfen, sich zu erinnern». Um an die ermordete Familie zu erinnern, backt sie den Baumkuchen für ihre Tochter Elisabeth, die Engländerin sein will und nicht Jüdin. Als Elisabeth in ihr Stück Baumkuchen beisst, verspürt sie eine Welle der Trauer. Eine dicke Träne läuft Elisabeth die Wange herunter. Als sie ihre Tochter weinen sieht, glaubt Sarah, dass Elisabeth endlich verstanden hat und fühlt sich ein wenig getröstet.

Mit dieser Szene in ihrem Roman «Wie Mr. Rosenblum in England sein Glück fand», fängt Natascha Solomons einen Zusammenhang ein, der dem jüdischen und christlichen Erinnern eigen ist: den Zusammenhang zwischen Essen und Trauer.

In der Erzählung von Elija verfällt der Prophet in eine Traurigkeit, die grösser ist, als Trauer. «Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben.» (1 Könige 19,4) Elija ist traurig, weil man ihn töten will, und er trauert um Propheten, die getötet wurden. Doch ein Engel gab Elija Brot und Wasser und sprach: «Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, ass und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.» Dort begegnet Elija Gott.

Elija fühlt sich nicht getröstet durch das Essen, sondern klagt vor Gott: «Mit leidenschaftlichem Eifer bin ich für den Herrn, den Gott der Heere, eingetreten, weil die Israeliten deinen Bund verlassen, deine Altäre zerstört und deine Propheten mit dem Schwert getötet haben. Ich allein bin übrig geblieben und nun trachten sie auch mir nach dem Leben.» (1 Könige 19,10.14) Das Essen verleiht ihm Kraft, um Gottes Aufträge auszuführen. Gehorsam ist Gott wichtiger als Gefühle!

Essen und Trauer gehören zum Erinnern im Judentum und Christentum. Zum Pessach-Mahl isst man Bitterkräuter. Sie erinnern an das Leiden Israels unter der Sklaverei der Ägypter. Die Eucharistie erinnert an die Nacht vor Jesu Leiden. Das Brot des Abendmahls wird gebrochen und aus dem Kelch wird getrunken zum Gedächtnis an Jesus, der stirbt. Sich ermorden zu lassen, ist sein Auftrag. Am Ölberg erscheint im Lukasevangelium wie bei Elija ein Engel, der Jesus stärkt, aber nicht tröstet.

Gott hat die Menschen so geschaffen, dass sie essen müssen, um zu leben. Gott hat die Welt so geschaffen, dass geliebte Menschen sterben und Trauer zurücklassen. Doch Jesu Speise–die Eucharistie–stärkt über den Tod hinaus für die Ewigkeit (Johannes 6,51).

Der DominikanerHans Ulrich Steymansist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg (Schweiz) und lebt im Kloster St. Hyazinth in Freiburg.

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