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Ganz schön heilig …

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Wort zum Sonntag

Autor: Hildegard Schmittfull

Ganz schön heilig …

Unter dem Motto «Ganz schön heilig …» machte sich im November des letzten Jahres das Bistum St. Gallen auf den Weg, um jubiläumsgemäss seiner Heiligen in den kommenden Jahren zu gedenken. Als ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, fand ich ihn spritzig und erheiternd, und ich dachte mitnichten zuerst an die Bistumsheiligen. Ich verstand ihn viel mehr als Provokation, mir bewusst zu werden, wer beziehungsweise was ich eigentlich bin.

Ähnlich provoziert uns der Text aus Lev 19,1-2.17-18, in dem Gott zu Mose spricht: «Rede zur ganzen Gemeinde: Seid heilig, denn ich, euer Gott bin heilig.» Auch Paulus spricht uns im 1. Korintherbrief eine grosse Würde zu, indem er unseren Leib als «Tempel des Heiligen Geistes» bezeichnet, in dem Gott wohnt.

Doch der absolute Superlativ kommt uns im Text des morgigen Sonntagsevangeliums des Evangelisten Matthäus entgegen (5,48), in dem Jesus seinen Zuhörern in der Bergpredigt zuruft: «Seid also vollkommen, wie es auch euer himmlischer Vater ist.»

Versteht ein heutiger Mensch, wovon da die Rede ist? Vielleicht nicht. Wer kann schon heilig und vollkommen sein wie Gott? Und doch! In allen Religionen ist gewusst, dass das Kostbarste in uns göttlicher Natur ist. Mystiker und Mystikerinnen haben kontemplative Wege entfaltet, Wege der Wandlung, die uns befähigen, unser «wahres Wesen» zu erfahren.

Die orthodoxe Tradition spricht von «Theosis» und meint damit, dass die tiefste Berufung von uns Menschen die «Vergöttlichung» ist – ein anderer Begriff für Heiligung. Paulus verdeutlicht dies im Brief an die Thessalonicher (1 Thess 4,3): «Das ist der Wille Gottes, eure Heiligung.» Heiligung ist ganz konkret das heilende Tun Gottes in all unserem brüchigen Sein. Es geht um die Heiligkeit im Sinne der wahren Heiligung der Seele und des Körpers, um ein Gesundwerden einschliesslich unserer Beziehungen, um die Gesundung der Gesellschaft und der Menschheit, um das Heilwerden der ganzen Schöpfung.

«Ganz schön heilig zu sein» verändert uns. Alle drei Lesungen dieses Sonntags stehen im Kontext von ethischen Massgaben. Heiligkeit setzt Verbundenheit voraus, zuallererst mit Gott und in ihm mit allem. Heiligkeit befähigt uns zur Liebe, einer Liebe, die uns gebietet, niemals einen Menschen in der Tiefe unseres Herzens endgültig abzuschneiden, die, wie Jesus uns lehrt, in der Feindesliebe gipfelt. Mit den Augen des Herzens kann ich sehen: Wenn ich meinen Bruder hasse, meine Schwester verurteile, dann trifft der Hass und das Urteil mich selbst.

Einer, der die Augen des Herzens offen hatte, war Nelson Mandela. Er schrieb über seinen Gefängnisaufenthalt: «Alle Menschen, sogar die völlig abgebrüht erscheinenden, haben einen anständigen Kern. Und wenn jemand ihr Herz rührt, dann können sie sich ändern. Selbst in den schlimmsten Zeiten im Gefängnis, als meine Kameraden und ich an unsere Grenzen getrieben wurden, sah ich einen Schimmer von Humanität bei einem der Wärter, vielleicht nur für eine Sekunde, doch das war genug, um mich wieder sicher zu machen und um mich weiterleben zu lassen.»

Hildegard Schmittfull ist Theologin und Kontemplationslehrerin und lebt in Teufen AR.

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