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Junge Kunst aus dem Nahen Osten

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Junge Kunst aus dem Nahen Osten

Autor: Hannes Währer

Der Nahe Osten: In der öffentlichen Wahrnehmung oft Synonym für Krisen, Kriege und Katastrophen. Ein verengter Fokus, dem das Zentrum Paul Klee mit der Ausstellung «Traum und Wirklichkeit. Zeitgenössische Kunst aus dem Nahen Osten», ein Kaleidoskop aus Werken unterschiedlichster Machart und Thematik entgegensetzt. Der Begriff «Naher Osten» wird dabei offen verwendet, eher mit Bezug auf Religion und Kultur als politisch und geographisch.

Spektrum von Real-Fiction bis Surrealismus

Die Werke der Künstler aus der Region zwischen der Türkei und Afghanistan, Ägypten und dem Libanon sowie Arbeiten von Schweizer Kunstschaffenden mit Bezug zum «Orient» weichen dem aktuellen Zeitgeschehen nicht aus. Aber die oft vermittelte Katastrophenoptik wird durch die künstlerische Verfremdung im Spektrum von «Real-Fiction» bis zu surrealistisch anmutenden Werken aufgehoben.

Was sich vor den Augen der Betrachter entfaltet, sind Spots aus einem vielfältigen Lebensraum, wobei Klischees ebenso kritisch wie gekonnt angewandt werden. Beispielsweise im Video «White Horse» von Lida Abdul: Wie ein alter Volksbrauch wirkt die Szene, bei der die Frage aufkommt, weshalb ein alter Mann aus Afghanistan ein Pferd mit Kalkfarbe weiss anmalt. «Weil Touristen nun mal lieber weisse Pferde haben», antwortet der Greis lapidar auf die Frage. Das Video könne wie eine Allegorie auf den Kunstbetrieb des Nahen und Mittleren Osten gelesen werden, der zwischen der reichen Tradition, Folklore, Kulturkritik und stilistischer Selbstbehauptung oszilliere, erklärte der für die Ausstellung verantwortliche Kurator, Juri Steiner.

Berge staubsaugen

Die Situation von Frauen in traditionellen Rollenbildern stellt die palästinensisch-israelische Künstlerin Raeda Saadeh mit der Arbeit «Vacuum» dar. Das Video mit absurd-ironischem Charakter zeigt, wie Saadeh daran ist, einen weitläufigen Gebirgszug mit einem Staubsauger zu reinigen.

Ebenfalls sehenswert ist das Werk «Mirage» von Halil Altindere aus der Türkei. Der Kurator, Objektkünstler und Fotograf thematisiert dabei das globale Gut Wasser. Er zeigt eine Videomontage mit Bildern aus der trockensten Region der Türkei mit dem historischen Erbe der Stadt Hasankeyf, die durch das geplante Illisu-Staudammprojekt überflutet werden soll. Das Video zeigt teils mit schwarzem Humor den Übergang vom traditionellen Gebet um Regen zum modernen Damm.

Vom Boden bis zur Decke

Die gesamte Ausstellung ist nicht wie üblich auf «Augenhöhe» konzipiert, sie reicht vom Boden bis zur Decke. So lässt sich Beirut auf aussergewöhnliche und ungefährliche Art durchstreifen, indem man über das etwa 7 mal 8 Meter umfassende Model, «Beirut Caoutchouc» von Marwan Rechmaoui spaziert. In einem Raum gleich nebenan hängen unter der Decke zwölf Wandskulpturen des Künstlerpaars Karin Wälchli und Guido Reichlin, die drei Monate als «Artist in Residence» in Kairo verbracht haben.

Die Schere im Kopf

Interessant sind auch die Erfahrungen, die Michael von Graffenried, ebenfalls als «Artist in Residence» in Kairo, gemacht hat. Graffenrieds Fotografien erscheinen dem westlichen Betrachter aus politischer Perspektive durchwegs unverfänglich, da sie Alltagsszenen abbilden. In Kairo wurde der Druck der Werke von einer ersten Druckerei jedoch mit Hinweis auf die Zensur abgelehnt. Für Graffenried die berüchtigte «Schere im Kopf», welche aktiviert wird, noch bevor die Zensurbehörde überhaupt involviert ist. Auch die Galerie, welche die Werke auszustellen beabsichtigte, zog sich schliesslich zurück. Graffenried stellte seine Fotografien schliesslich auf dem Dach eines Hauses aus, das von Einwanderern, die der unteren Arbeiterschicht angehören, bewohnt wurde.

Gerade weil sowohl Künstler aus dem Nahen Osten als auch aus der Schweiz an der Ausstellung vertreten sind, eröffnet sich den Besuchern auch das Spektrum von Fremd- und Selbstwahrnehmung im Wechselspiel zwischen Orient und Okzident.

Atmosphärisch versuchten die Ausstellungsmacher bei der Anordnung der Werke einen Hauch von Bazar-Exotik zu erzeugen. Man weiss nie, was einen um die nächste Ecke erwartet. Und leider folgt auf den Höhenflug der Entdeckungsreise schnell die Landung: Um diese abzufedern, eignet sich die Februarausgabe des DU-Kulturmagazins, «Auf der Suche nach dem Orient», das in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee entstanden ist.

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