Autor: Carole Schneuwly
Alle drei wollen ihre politischen, beruflichen und privaten Erfahrungen in den Dienst des Bezirks und seiner Bevölkerung stellen. Alle drei wollen die Anliegen von Stadt und Land berücksichtigen. Alle drei sind für die interkommunale Zusammenarbeit. Und alle drei geben sich sportbegeistert und wollen sich für neue Sportinfrastrukturen einsetzen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Am Dienstagabend wurden im Espace Nuithonie in Villars-sur-Glâne sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen den drei Männern deutlich, die am 1. Juni zum neuen Oberamtmann des Saanebezirks gewählt werden möchten: Hubert Dafflon (CVP), Carl-Alex Ridoré (SP) und Denis Boivin (FDP) gaben anlässlich einer von der Tageszeitung La Liberté organisierten Podiumsdiskussion Einblicke in ihre Programme und Prioritäten und stellten sich den Fragen des zahlreich aufmarschierten Publikums.
Alle sagen Ja zur Agglo
Nicht nur für die drei Kandidaten für die Nachfolge von Nicolas Deiss wird der Abstimmungssonntag vom 1. Juni wegweisend sein, sondern auch für ein Projekt, das die Zukunft des Bezirks entscheidend prägen wird: die Agglomeration Freiburg. Diese stand im Mittelpunkt des ersten Teils des Abends.
Alle drei Kandidaten sprachen sich für die Agglomeration aus, wenn auch mit einigen Nuancen.
Carl-Alex Ridoré bezeichnete sich als «entschiedenen Verfechter der Agglomeration». Am 1. Juni gehe es um nicht weniger als um die Positionierung Freiburgs für die Zukunft. Noch vor einem Jahr habe er im Hinblick auf die Abstimmung Zweifel gehabt. Heute aber sei er der festen Überzeugung, dass das Volk Ja sagen werde zur Agglomeration.
Der Geist hinter dem Projekt
Für Hubert Dafflon ist die Gründung der Agglomeration «ein Schritt in die richtige Richtung». Was wirklich zähle, sei aber der Geist hinter diesem Projekt: «Wichtig ist die Überzeugung, dass wir eine gemeinsame Raumplanung brauchen», betonte der Vorsteher des kantonalen Bau- und Raumplanungsamtes. Entscheidend sei so gesehen der gemeinsame Richtplan zuhanden des Bundes.
Auch Denis Boivin wird am 1. Juni ein Ja zur Agglomeration in die Urne legen. Für ihn sei die Agglo aber keineswegs eine Heirat der zehn Perimetergemeinden, sondern eher ein «verbessertes Konkubinat». Besonders für die fünf Zentrumsgemeinden Freiburg, Villars-sur-Glâne, Givisiez, Granges-Paccot und Corminboeuf gehe die Agglomeration zu wenig weit. Hier brauche es eine Fusion, so der Mann, der mit einem überparteilichen Komitee die Initiative «Fusion 2011» lanciert hat.
Braucht es einen Juristen?
Auch im mehrheitlich französischsprachigen Saanebezirk sagt ein Oberamtmannskandidat nicht Nein zu den Stimmen der deutschsprachigen Bevölkerung. Alle drei Kandidaten richteten einige deutsche Worte an das Publikum. Auf die Frage nach der Zweisprachigkeit des Bezirks äusserten sich Ridoré und Boivin jedoch eher zurückhaltend. Einzig Hubert Dafflon bekannte sich klar zur Zweisprachigkeit: «Ich unterstütze alles, was die Sprachminderheit stärkt», sagte der Romand, der als Zollbeamter lange in der Deutschschweiz und im Tessin gelebt und gearbeitet hat.
Jurist oder nicht
Viel wird in Zusammenhang mit den Oberamtmannswahlen über die berufliche Qualifikation der Anwärter diskutiert. Für die beiden Juristen Ridoré und Boivin ist klar: Ein Oberamtmann brauche zwingend eine juristische Ausbildung, schliesslich sei er ein Magistrat, der wichtige Entscheide zu treffen und dafür die Verantwortung zu tragen habe. Ridoré warf zusätzlich seine Erfahrungen als Mediator in die Waagschale, Boivin jene als Anwalt und als Finanzexperte.
Dafflon, der einzige Nicht-Jurist unter den Kandidaten, hielt dem entgegen, dass auf dem Oberamt des Saanebezirks bereits drei gute Juristen arbeiteten und dass es keinen vierten brauche. Als Oberamtmann brauche man vor allem gesunden Menschenverstand und ein Gespür für die Anliegen der Menschen. Beides habe er unter anderem als Syndic von Grolley und als Direktor des Verkehrsverbundes Cutaf unter Beweis gestellt.