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Noch nichts dazu gelernt

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Noch nichts dazu gelernt

19-jähriger Akteur vom Bahnhof-Totschlag erneut vor Gericht

Er war im März 2003 einer der Hauptakteure beim Totschlag vor dem Bahnhof Freiburg. Nun hat er wieder gestohlen, geprügelt und mit dem Tod gedroht. Aber auf sein Urteil muss er noch warten – wegen eines psychiatrischen Gutachtens.

Von CHRISTIAN SCHMUTZ

Im Oktober wird Jimmy* 20 Jahre alt. Er hat viel vor sich – und wenig Konstruktives hinter sich. «Ich weiss, dass sich mein Leben seit sechs Jahren im Kreis dreht», sagte er kleinlaut vor dem Bezirksgericht Saane. «Aber heute sehe ich die Dinge anders. Jetzt will ich mich in der Gesellschaft integrieren.»

Fürchtete sich in Freiburg

Gerichtspräsident Nicolas Ayer hatte Mühe, die Beteuerungen des jungen Mannes zu glauben. Jimmy war am 8. März 2003 mit seiner aggressiven Art Mitanführer einer Freiburger Bande. So war er einer der Hauptbeteiligten des Totschlags vor dem Bahnhof Freiburg, als Jimmys Freund einen Schwarzafrikaner erstach, welcher schlichten wollte.

Jimmy war damals noch minderjährig und wurde deshalb nicht mit den anderen Bandenmitgliedern verurteilt. Der Jugendrichter verurteilte ihn zu acht Monaten Gefängnis. Diese waren bedingt auf zwei Jahre, falls er einen Vormund und eine Psychotherapie akzeptiere. Therapieren lassen wollte sich Jimmy aber nicht. Er sei nicht krank. Gefängnis, psychiatrische Klinik, Erziehungsanstalt, Heim – auf nichts schien er anzusprechen. Er wollte nach der Totschlag-Geschichte einfach so rasch wie möglich weg aus Freiburg, weil er sich hier gefürchtet habe.
Er reiste ins Wallis und versuchte Fuss zu fassen. Aber von da hörte sein Vormund nur noch über die Polizei von ihm: SBB-Kontrolleure spitalreif geschlagen, weil sie ihn kontrollieren wollten, in einem Restaurant einem Gast im Streit ein Trinkglas in Richtung Kopf geschleudert und ihm mit dem Tode gedroht sowie Bargeld und ein Auto gestohlen.

Jimmy kehrte nach Freiburg zurück und kam in eine richtige Diebstahl- und Einbruchswut. Sein ehemaliges Primarschulhaus in Villars-sur-Glâne, die dortige Bibliothek, eine Bäckerei, eine Tanzschule, die Jugendzentren in Villars und Courtepin und ein Ingenieurbüro bekamen nächtlichen Besuch. Die Primarschule und eine Arztpraxis in Murten folgten, ebenso wie Rathaus und Verkehrsbüro Romont sowie ein Kollegium und ein Forschungsinstitut in Neuenburg. Die Beute wurde vor allem in Haschisch und Marihuana umgesetzt. Schliesslich machte Jimmy seinem Ruf als Gewalttätiger alle Ehre, als er beim Verhör in der Kriminalpolizei Freiburg den Raum demolierte.

Neues psychiatrisches Gutachten

Jimmys Verteidiger Jean-Marie Favre verlangte vom Gericht vor einer Verurteilung ein psychiatrisches Gutachten, um die strafrechtliche Verantwortlichkeit herauszufinden. Jimmy sei ein intelligenter Bursche, der jedoch schon als 14-Jähriger ins Zentralgefängnis gesteckt worden sei. «Bei ihm wurde bisher alles falsch gemacht», sagte Favre. Fabien Gasser, Substitut der Staatsanwaltschaft, glaubte hingegen nicht an den Nutzen dieses zusätzlichen Gutachtens.

Das Gericht bewilligte es, weshalb das Urteil verschoben wurde. Jimmy bleibt aber im Gefängnis und kann dort weiterreifen.

*Name geändert

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