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Mit der Politik quer im Land

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Mit der Politik quer im Land

8. März, der Tag der Frau: Marie Zosso-Zumwald blickt zurück

Über ihr Erbe konnte die Frau nicht verfügen. Zeitungsartikel über Emanzipation galten als ketzerisch und politisierende Frauen waren die grosse Gefahr: Marie Zosso-Zumwald, Mitbegründerin der SP-Sektion Schmitten, schaut zurück.

Von IRMGARD LEHMANN

Natürlich habe man sie geschnitten, sie als rebellisch und ketzerisch bezeichnet. Marie Zosso-Zumwald, die «Feministin» aus Schmitten, die verachtet und belächelt wurde. Doch trotz der Widerstände ist die gelernte Damenschneiderin mit Meisterprüfung und Mutter von zwei Töchtern ihren Weg gegangen. Zehn Jahre lang. Unermüdlich.

In den 70er-Jahren ist sie erstmals an die Öffentlichkeit getreten. Zusammen mit Gesinnungsgenossinnen hat sie die «Vereinigung für die Rechte der Frau» – Sektion Sense gegründet. Sie hat im Namen der CVP für den Gemeinderat und den Grossen Rat kandidiert. Musste aber feststellen, dass eine Frau in der CVP «nicht viel auszurichten hatte». Marie Zosso wechselte zur SP. Ein Schritt, der ihr damals sehr übel genommen wurde – ja gar «als Schandtat» galt. Die diplomierte Damenschneiderin – an der Bagerstrasse bildete sie Lehrtöchter aus – gründete die Sozialdemokratische Partei – Sektion Schmitten. «Ich war mir bewusst, dass ich persönlich erfolglos bleiben werde», bemerkt die 75-Jährige rückblickend. Damals hätten nur Akademikerinnen eine Chance gehabt.

Die Unmündigkeit der Frau

Marie Zosso war Wegbereiterin und hat die Zeichen der Zeit erkannt. Zur Erinnerung: 1971 erhielten die Frauen das Stimm- und Wahlrecht, die zehn ersten Frauen zogen in den Nationalrat ein und Lise Girardin (FDP Genf) wurde erste Ständerätin. Und 1980 wurde Marie-Theres Meuwly (CVP) als erste Frau in den Grossrat gewählt.

Doch nicht das Wahlrecht motivierte Marie Zosso in erster Linie zum Politisieren, sondern vielmehr ein Lehrer, der im Rahmen der Vorbereitung auf die Meisterprüfung Rechtslehre erteilte. «Als er uns erklärte, dass wir von unserem persönlichen Erbe – auch wenn dieses 100 000 Franken und mehr beträgt – keinen Rappen ohne die Zustimmung des Ehemannes abzweigen dürfen, hat mich das geärgert.»

«Mit welchem Recht wird die Unmündigkeit der Frau auf derartige Weise eingefordert?», habe sie sich gefragt.

Kein Platz in den FN

Doch Vorstösse von Seiten der Frauen provozierten in Deutschfreiburg Widerstand. Ein Beispiel: Frauenseiten, die in den Freiburger Nachrichten im Hinblick auf die nationalen und kantonalen Wahlen während 14 Tagen hätten erscheinen sollen, wurden nach drei Tagen eingestellt. «Chefredaktor Bruno Fasel war uns gut gesinnt – im Verwaltungsrat hingegen blies ein rauer Wind», erinnert sich Marie Zosso.

Die Schmittnerin hingegen liess sich nich kleinkreigen, denn als Mitglied des Schweizerischen Frauenrechtsverbandes verfolgte sie die Entwicklung in andern Kantonen und wusste auch, was international bezüglich Rechte der Frau vor sich ging.
Die Ausbildung der Frauen war ihr ein grosses Anliegen. Vor 40 Jahren in ländlichen Gegenden keine Selbstverständlichkeit. Berufliche Ausbildung der Frauen war nur wenigen vorbehalten. «Als junge Mutter holte ich Rat bei einer Säuglingsschwester im Dorf, denn Mütterberatung gabs keine.»

Frauenarbeit verpönt

Im Jahre 1976 schrieb Marie Zosso in den FN: «Die Hausfrauenrolle sollte keine Eltern hindern, auch ihre Töchter möglichst gut ausbilden zu lassen. Durch unser heutiges Gesellschaftssystem wird die Erziehung der Kinder und Jugendlichen weitgehend der Mutter überbunden. Aus diesem Grunde kann eine gute Ausbildung der Mädchen nur von Vorteil sein.»

Doch für ihr Engagement erntete die Frauenrechtlerin wenig Applaus. Frauenarbeit galt als Schande. Kein Wunder, dass man dem Frauenrechtsverband die Verantwortung für Scheidungen in die Schuhe schob. «Dass Berufsarbeit der Frauen die Scheidung fördere, war Gedankengut der Allgemeinheit», bemerkt Marie Zosso.

Doppelverdiener toleriert

Die letzten 20 Jahre ist es um Marie Zosso ruhig geworden, was aber nicht heissen will, dass sie die gesellschaftliche Entwicklung der Frau nicht weiterhin mit Interesse verfolgt. Sie freut sich für die Errungenschaften der Frau, die Ausbildung, die kein Thema mehr ist, die ausserhäusliche Kinderbetreuung, die auf gutem Wege ist, die Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit.

Und dass «Doppelverdienerinnen nicht mehr an den Pranger gestellt werden».

Marie Zosso warnt allerdings vor dem Pendel, der auf die andere Seite ausschlagen könnte und meint: «Alles auf den Staat abzuschieben wäre zu einfach.»

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