Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Alte Volkslieder gehören zum Kulturerbe der Region Gantrisch

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Johannes Josi und Daniel Jaun sammeln und bearbeiten im Rahmen eines Projekts des Naturparks Gantrisch alte Lieder aus der Region. Die Lieder gehören zum immateriellen Kulturerbe der Region.

Die Region Gantrisch zeichnet sich durch einen grossen Reichtum an Volksliedern aus. Die Lieder waren bis anhin in einigen alten Singbüchern zu finden. Vielen Menschen in der Region – insbesondere der jüngeren Generation – sind diese Volkslieder jedoch kein Begriff mehr. Damit dieses kulturelle Erbe nicht verloren geht, hat der Naturpark Gantrisch dem Musiker Daniel Jaun und dem langjährigen Chorleiter Johannes Josi den Auftrag gegeben, die alten Lieder neu zu sammeln und sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nun haben die zwei einen ersten Teil der Lieder digital erfasst und stellen sie der Allgemeinheit als PDF-Datei zur Verfügung. Ziel sei es, dass Interessierte die Lieder benutzen und sie auch bearbeiten können, sofern sie nicht urheberrechtlich geschützt sind. Dieses Angebot richte sich insbesondere an Chorleiter und Musiklehrerinnen, die diese Lieder auf ihre Bedürfnisse anpassen können. «Momentan arbeiten wir das alte Material auf, das sonst verloren ginge», sagt Daniel Jaun.

Grosse Fülle an Liedern

Die meisten Lieder, die sie bis anhin gesammelt hätten, seien aus dem Liederbüchlein von Albert Biggeli «Drum singe, wem Gesang gegeben». Der Schwarzenburger hat seinerzeit Lieder aus der Region gesammelt und sie in einem Singbuch zusammengetragen. Hinzu kommen andere alte Singbücher aus der Region, wie beispielsweise das bekannte Liederbuch «Im Röseligarte». «Wir haben rund zwanzig Bücher durchforstet», so Jaun. Die beiden haben so bisher nur aus dem Schwarzenburgerland vierzig Lieder zusammengetragen. «Wir waren selbst überrascht, wie viele solche Lieder es in unserer Region überhaupt gibt», sagt Johannes Josi. Hinzu kämen Lieder aus umliegenden Gebieten des Schwarzenburgerlandes, die sie nun in einem zweiten Schritt sammeln und zusammentragen würden. «Insbesondere das Sense-Oberland hat einen enormen Schatz an regionalen Liedern», so Josi.

Daniel Jaun und Johannes Josi haben rund zwanzig Liederbücher durchforstet.
Bild nj

Heimat- und Spottlieder

Für die Aufarbeitung des Liedguts haben die beiden eine Aufgabenteilung vorgenommen: Daniel Jaun übernahm den musikalischen Teil, während Johannes Josi sich um den sprachlichen Aspekt der Lieder kümmerte. «Ich habe versucht, die alten Lieder bezüglich Notation und Takt an die heutige Zeit anzupassen», sagt Jaun. In ihrer seinerzeit aufgeschriebenen Form seien einzelne Lieder heute nämlich nicht singbar. Zum Teil fehlen Noten, oder sie sind zu hoch gesetzt. «Wir haben versucht, diese Lieder so anzupassen, dass sie alle singen können.»

Das gilt im gleichen Mass für die Texte der Lieder: Hier hat Johannes Josi die Schreibweise so angepasst, dass sie jedermann singen kann, ohne den Dialekt und die Sprechweise der Region zu kennen. Josi habe sich dafür mit dem Sensler Mundartexperten Christian Schmutz getroffen, um die Texte anzupassen. «Wir haben uns dafür entschieden, die Liedtexte so zu schreiben, wie sie gesprochen werden», sagt Josi. Aus «Guggershorn» wurde so «Guggerschhorn», aus «Bahn» wurde «Baan».

Die Lieder stammen aus der Zeit, in der die Leute noch gerne miteinander gesungen haben. Sie sind meistens in Mundart verfasst und beziehen sich oft auf Ortschaften in der Region, wie Albligen, Guggisberg, Rüschegg oder Schwarzenburg. «Das älteste Lied ist sicher das alte Guggisberglied aus dem frühen 18. Jahrhundert», sagt Josi. Die anderen Lieder seien wohl zwischen 1860 und 1960 im Zuge der Singbewegung und als Wanderlieder entstanden. Die Lieder handeln oft von der Heimat, der Liebe, der Sehnsucht, von Bergen und Kühen, vom Alpsommer oder vom Hausiererwesen. Jaun: 

Es gibt aber auch einzelne Spottlieder, in denen man sich über andere Dörfer lustig macht.

Immaterielles Kulturerbe

Aus den Liedtexten erfahre man unter anderem, wie die Beziehungen unter den Dörfern in der Region waren. «Die Lieder sind auch ein geografisches Abbild der Region», sagt Jaun. Zudem würden die Lieder auch die Lebensumstände der damaligen Zeit dokumentieren. «Sie sind Ausdruck der damaligen Lebenswirklichkeit.» Die Lieder sind somit zeithistorische Dokumente, welche die Verhältnisse in der Region darstellen.

Gemäss Josi gibt es noch einen anderen triftigen Grund dafür, dass man die Lieder der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen sollte: «Sie sind Teil des immateriellen Kulturerbes nach der Definition der Unesco.» Das immaterielle Kulturerbe sind lebendige und über Generationen weitergegebene Traditionen und Praktiken – wie beispielsweise Volkslieder –, die einer Gemeinschaft ein Gefühl der Identität und der Kontinuität vermitteln.

Genau das sei mit dem regionalen Liedgut im Gantrisch der Fall, meint Josi. «Es ist nicht nur Folklore, diese Lieder prägen die Region und geben ihr eine Identität.» Man müsse auch bedenken, dass das Gantrischgebiet lange Zeit eine Randregion und eine vernachlässigte Gegend war. Das habe das Gebiet auch geprägt. Daher sei es so wichtig, das wertvolle kulturelle Erbe der Region zu bewahren und zu zeigen. «Kultur gibt es auch in den ländlichen Regionen und nicht nur in der Stadt.» Diese Kultur sei auch wertvoll und müsse daher gepflegt und erhalten werden.

Vor dem Vergessen retten

Jetzt sei noch der Zeitpunkt, um die Lieder retten zu können, bevor sie in Vergessenheit gerieten. Das würden wohl nicht nur Jaun und Josi bedauern. «Es sind sehr schöne Melodien und Texte, die einen berühren», sagt Jaun. Und Josi ergänzt: «Es wäre ein Traum von mir, wenn Lehrpersonen diese Lieder verwenden und mit den Schülerinnen und Schülern gemeinsam singen würden.» Denn heutzutage gebe es kaum mehr gemeinsames Liedgut in der Schule. Josi ergänzt:

Es ist auch wichtig, dass die Kinder das eigene Umfeld, die Geschichte und Kultur ihrer Region erfahren und erkennen.

Denn Kinder, die sich damit auseinandersetzten, würden sich wieder vermehrt mit ihrer Region und ihrer Ortschaft identifizieren und sich vielleicht auch für sie einsetzen.

Praktische Informationen

Zwei Vorstellungen im Schloss Schwarzenburg

Am 20. November präsentieren drei Musikformationen in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Schwarzenburg und dem Naturpark Gantrisch im Schloss Schwarzenburg erstmals eine Auswahl der gesammelten Lieder: Dabei sind das Ensemble Runzelstilzli, das Duo Macchia, bei dem Daniel Jaun Gitarre spielt, sowie das Guggisberger Vokalquartett um Johannes Josi.

Im Januar 2023 gibt es einen weiteren Anlass im Schloss Schwarzenburg, bei dem Interessierte das regionale Liedgut gemeinsam singen.

Die Lieder können auf der Website des Naturparks Gantrisch konsultiert und heruntergeladen werden: www.gantrisch.ch/regionales-liedgut

Kommentar (0)

Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.

Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.

Meistgelesen

Mehr zum Thema