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Die Bären – etwas vom Eindrücklichsten

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Ab heute ist im Naturhistorischen Museum Freiburg die Ausstellung «Aqua» über Michel Roggos Süsswasserprojekt zu sehen. Die Ausstellung und ein gleichnamiges Buch markieren den Abschluss des Projektes, das vor sieben Jahren seinen Anfang nahm. Es führte den Fotografen an vierzig Orte auf der ganzen Welt, wo er magische Stimmungen unter und über der Wasseroberfläche einfing. Im Interview mit den FN erzählt Roggo, wo es ihm am besten gefiel und welche Menschen er nie vergessen wird, sinniert über das Leben und den Tod und sagt, warum er immer wieder nach Freiburg zurückkehrt.

 

Michel Roggo, sieben Jahre arbeiteten Sie an Ihrem «Freshwater Project». Eine Ausstellung und ein Buch markieren jetzt den Schlusspunkt. Im Vorwort zum Buch schreiben Sie, Sie seien während dieser sieben Jahre zu «einem anderen Menschen und einem anderen Fotografen» geworden. Inwiefern?

Im Herbst 2014, ich steckte mitten im Projekt, erkrankte meine Frau und verstarb. Eine solche Erfahrung verändert und relativiert alles. Ruhm hatte mich auch früher nicht interessiert, ich arbeitete immer aus Freude. Das hat sich verstärkt. Meine Bilder sind ruhiger geworden. Ich suche weniger das Spektakuläre, sondern das Einfache und Klare; überraschende, neue Bilder aus einer Welt, die man kaum kennt. Ich finde, dass meine Bilder mehr Kraft bekommen haben.

Hat sich auch Ihre Arbeitsweise verändert?

Ich bin im Laufe der Jahre gelassener geworden, plane viel weniger als früher. Ich bin wie ein Musiker, der improvisiert. Ich reise an einen Ort und weiss, dass ich immer etwas fotografieren kann, auch wenn es nicht das ist, was ich mir vorgestellt habe. Im Pantanal etwa war ich vor drei Jahren einmal und im letzten Jahr noch einmal. Der zweite Besuch war viel kürzer, aber ich habe bessere, klarere Bilder gemacht. Natürlich gibt es technische Fortschritte, aber ich glaube, dass auch mein Auge dazugelernt hat.

Nach sieben Jahren und fünfzig Reisen an vierzig Orte ist das Projekt beendet. Wie fühlt sich das an?

Ich fühle eine Genugtuung, aber auch eine Leere. Ich bin froh, jetzt einen Schlussstrich ziehen und das Ganze verarbeiten zu können. Fünfzig Reisen in sieben Jahren: Das war einfach zu viel. Ich konnte die Eindrücke nicht mehr verarbeiten. Manchmal wusste ich morgens beim Aufwachen oder während einer Autofahrt auf irgendeiner Strasse nicht mehr, wo ich war. Auch dass meine Frau nicht mehr da ist, spielt eine Rolle. Früher kam ich nach Hause und erzählte ihr, was ich erlebt hatte. Sie war eine gute Zuhörerin und hatte immer ein kritisches Auge auf meine Arbeit. Sie war es übrigens auch, die mir sagte, ich solle nicht nur Unterwasser-Aufnahmen machen, sondern auch das Darumherum zeigen. Ich war zuerst nicht mit ihr einverstanden, aber sie hatte natürlich völlig recht!

Werden Sie es denn jetzt ruhiger angehen lassen?

Zuerst einmal werde ich mit einem Freund nach Slowenien reisen: zum Fischen, gut Essen und Geniessen – und ohne Fotoapparat! Danach stehen Veranstaltungen zum «Freshwater Project» auf dem Programm. Im Sommer geht es dann in die Northern Rockies, im September nach Kolumbien … Ich habe noch viele Ideen und auch die notwendige Energie!

«Wir haben eine panische Angst vor allem, das wir nicht kontrollieren können – und verlieren dabei die Freude am Leben.»

Michel Roggo

Fotograf

Sie sind 65 Jahre alt – aber offensichtlich weit entfernt von einem geruhsamen Rentner-Dasein …

Es wäre für mich die grösste Strafe, wenn ich nicht mehr rausgehen und fotografieren dürfte. Es ist das, was ich liebe, und ich kann mittlerweile gut davon leben. Dass ich jetzt dazu noch die AHV bekomme, erlaubt es mir, alles ein bisschen lockerer zu nehmen und mehr zu geniessen.

Sie schnorcheln in wilden Flüssen, klettern in finstere Höhlen, stapfen durch Eis und Schnee: Die meisten Leute würden das nicht unbedingt als Genuss bezeichnen …

Ich schon! Manchmal benutze ich das Fotografieren fast als Ausrede, um all das erleben zu dürfen. Doch so abenteuerlich das alles klingt, ich bin so vorsichtig wie möglich – auch wenn ich weiss, dass man nicht alles voraussehen kann. Ich passe auf, dass mir nichts passiert, aber wenn etwas passiert, dann ist es eben so. Auch das habe ich im Laufe der Jahre gelernt, nicht zuletzt von den vielen Menschen, denen ich begegnet bin. Wenn in einem abgelegenen Dorf im Busch einer schwer krank wird, dann stirbt er eben. Wir hingegen haben eine panische Angst vor allem, das wir nicht kontrollieren können – und verlieren dabei die Freude am Leben.

Ist diese Gelassenheit Teil Ihres Erfolgsrezepts?

Wenn man Ideen hat, darf man nicht zu viel überlegen. Man sollte nicht ständig fragen: «Aber was ist, wenn …?», sondern einfach machen. Als ich vor dreissig Jahren meinen Lehrerberuf an den Nagel hängte, um Fotograf zu werden, war das auch so. Zehn, fünfzehn Jahre lang war es finanziell schwierig, und dennoch war es eine gute Zeit. Auch beim «Freshwater Project» habe ich nie darüber nachgedacht, wie ich es finanzieren würde. Hätte ich das getan, hätte ich nie damit angefangen. Ich mag die Unsicherheit, und ich mag es, in aller Ruhe Lösungen zu suchen, wenn es Probleme gibt. Ich habe das Glück, dass mir der Herrgott nicht nur ein gutes Auge geschenkt hat, sondern auch diese typische Sensler Eigenschaft der ruhigen Beharrlichkeit.

Hier geht’s zum genialen Video zum Projekt.

Sie haben auf Ihren Reisen unzählige Menschen getroffen. An welche Begegnungen erinnern Sie sich speziell?

An viele! Da war zum Beispiel die Fischerfamilie im Donaudelta, deren ruhiges, einfaches Leben ich teilen durfte. Oder der Penan-Führer auf Borneo mit dem eigenwilligen Humor und den Witzen über Kopfjäger. Oder mein Begleiter in Australien, der mir sagte, wenn ich kein Gegengift dabei habe, solle ich es im Falle eines Schlangenbisses einfach machen wie die Aborigines: mich zwei Tage lang bewegungslos auf den Boden legen, danach sei die Gefahr gebannt.

Und wenn Sie an die vierzig Orte zurückdenken, die Sie für das «Freshwater Project» besucht haben: Welche waren Ihnen die liebsten?

Einer der schönsten Orte war fotografisch ein Flop: Auf Borneo fand ich überhaupt keine Unterwasser-Pflanzen. Dafür hat mich die Fülle des Lebens auf der Insel fast in Trance versetzt: die Düfte, die Geräusche, die Feuchtigkeit. In der Unterwasser-Welt des Pantanals fand ich hingegen einen aquatischen Garten Eden, voller Pflanzen und Tiere. Genauso schön ist die Gegenwelt der Eiswüsten Grönlands: diese unglaubliche Leere und Ruhe, alles in Weiss und Grau. Und dann waren da natürlich noch die Bären am Kurilensee in Kamtschatka, etwas vom Eindrücklichsten überhaupt. Ich glaube, ich habe fünf Tage nicht geschlafen; die Fotos von den Bären gehören zu den schwierigsten, aber auch zu den besten.

Haben Sie in all den Jahren auch Enttäuschungen erlebt?

Null, null, null – nein, keine einzige.

Wenn Sie das Projekt heute Revue passieren lassen: Gibt es einen gemeinsamen Nenner?

Ich hatte das grosse Privileg, an unglaublichen, zum Teil kaum bekannten Orten zu fotografieren. Dabei war ich immer wieder überrascht von der enormen Vielfalt. Gleichzeitig stellte ich fest, dass fast alle diese Gebiete unter einem enormen ökologischen Druck stehen. Dabei muss man gar nicht weit suchen: Die Sense, die ich seit meiner Kindheit kenne, ist der schönste Fluss nördlich der Alpen, und sie ist in einem sehr guten Zustand. Aber sie verändert sich, und zwar in kurzer Zeit, auch wenn man auf den ersten Blick nichts davon sieht: Als Bub habe ich in der Sense oft Forellen gefischt. Heute gibt es dort fast keine Forellen mehr, weil das Wasser immer wärmer wird und die Forellen das nicht überleben. Oder als ich Anfang dieses Jahres in der Antarktis war, sagte mir ein Führer, er habe gerade das erste Mal Schmelzwasser auf dem Gletscher gesehen. Solche Sachen machen nachdenklich. Ich hoffe, meine Bilder tragen dazu bei, dass sich die Menschen der Schönheit dieser Gegenden bewusst werden und so eher bereit sind, sie zu schützen.

Sie waren an den schönsten Orten der Welt, und kehren doch immer wieder gern nach Freiburg zurück …

Ich möchte auch nirgendwo sonst leben. Einen alten Baum pflanzt man nicht um. Heimat ist dort, wo die Menschen sind, die einem wichtig sind. Und natürlich die Kathedrale, der Nikolausumzug und das Fondue …

Ausstellung

950 Fotografien auf Bildschirmen

Mit der Ausstellung «Aqua» betritt das Naturhistorische Museum Freiburg Neuland: Erstmals zeigt es eine Fotoausstellung, die fast ausschliesslich aus digitalen Projektionen besteht (siehe auch FN vom Donnerstag). Die Ausstellung hat fünf thematische Teile mit jeweils einem grossen und einem kleinen Bildschirm. Auf den grossen Bildschirmen laufen ausgewählte, herausragende Fotos in einer festgelegten Folge ab. Auf den kleinen Bildschirmen können die Besucher selber anklicken, welche Bilder sie sehen wollen. Insgesamt sind rund 950 Fotografien zu sehen. Dazu kommen etwa ein Dutzend Making-of-Videos, die einen Einblick in Michel Roggos abenteuerliche Reisen geben. In einem sechsten Teil zeigt Roggos russische Fotografenkollegin Olga Kamenskaya Bilder, die sie unter dem kristallklaren Wasser des Baikalsees realisiert hat. Parallel zur Ausstellung ist beim Verlag Werd & Weber das Buch «Aqua» erschienen, mit 280 Seiten, 360 Fotos und Texten auf Deutsch, Französisch und Englisch.

cs

 

Naturhistorisches Museum, Freiburg. Bis zum 28. Januar 2018. Täglich 14 bis 18 Uhr. Eintritt frei. Das Buch «Aqua» kostet 39 Franken und ist im Museum und im Buchhandel erhältlich.

 

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