Mitten in der Nacht wurden wir durch einen dröhnenden Flugzeuglärm aufgeschreckt. Der Lärm schwoll zunächst an und dann wieder ab (war es eine Kurve?), bis plötzlich ein gewaltiger Knall ertönte, gefolgt von Gepolter der herunterrollenden Trümmerteile. Dann war es totenstill. Von einem Brand war zumindest einige Minuten später nichts zu sehen.
Am folgenden Tag stiegen wir zur Absturzstelle auf und sammelten Erinnerungsstücke. Das erwähnte Schlauchboot war besonders auffällig, und über allem lag ein intensiver Ölgeruch. Eine Absperrung gab es nicht.
Als Pilot kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Ju88 von Deutschland aus führerlos bis in den Kleinen Mung geflogen kam. So etwas wie «Arretierung der Steuerung» gibt es nicht. Es ist vielmehr anzunehmen, dass sich die Besatzung aus navigatorischen oder technischen Gründen in die Schweiz verflogen hatte. Als die Benzintankanzeige gegen null ging, hat sie dannmeines Erachtens die Maschine wohl ausgetrimmt nach Süden, weg von den Lichtern des besiedelten Mittellandes, und ist mit dem Fallschirm ausgestiegen. Nach der Landung ist es den Piloten offensichtlich gelungen, die Fallschirme zu verstecken und sich in die Heimat zurückzuschlagen.
Es ist schon erstaunlich, dass die Schweizer Luftabwehr den Überflug nicht bemerkt haben soll, trotz empfindlicher Horch- und Peilgeräte, wie sie noch 1956 auf der Thuner Allmend herumstanden. Es verkehrten 1944 nicht viele Flugzeuge in der Nacht, und der Motorenlärm musste im halben Mittelland gehört worden sein.
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