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«Alle ziehen am gleichen Strick»

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Wenige Alp- oder Forstwege, schlecht unterhaltene Alphütten und -weiden, Hangrutschungen, Wildbäche mit hohem Gefahrenpotenzial, wilde Ideen für Ferienhaussiedlungen, Aktivitäten der Armee und kaum Überlegungen zum Natur- und Landschaftsschutz: Etwa so präsentierte sich das voralpine Gebiet im Sense-Oberland Anfang der 1970er-Jahre. «Es war sehr problematisch, was ich damals angetroffen habe. Ein allgemeines Chaos. Jeder hat für sich geschaut», sagt Anton Brülhart. Der pensionierte Forst­ingenieur und ehemalige Kantonsoberförster war zu der Zeit neu als Kreisoberförster im Sense-Oberland im Amt. Er hat am Donnerstag an einer Tagung in Schwarzsee geschildert, wie das Projekt Integrale Berglandsanierung vor bald 35  Jahren angefangen hat. Anton Brülhart ist der «Vater» dieser Idee, die schweizweit als fortschrittliches Pilotprojekt gilt und noch heute Vorzeigecharakter hat.

Alles in einen Korb werfen

Seine Vision war ebenso einfach auf dem Papier wie kompliziert in der Umsetzung: «Alles in einen Korb werfen, alle Fragen, Probleme, Interessen und Ansprüche seitens Wasserbau, Land- und Forstwirtschaft, Landschaftsschutz, Militär, Raumplanung und Tourismus», fasste er zusammen. «Die Idee war da, doch ich hatte anfangs keine Ahnung, wie man sie umsetzen könnte.» Es dauerte zehn Jahre, bis ein umsetzungsreifes Projekt vorlag, zumal für die Planung zuerst ein umfangreiches Inventar des Ist-Zustands aufgenommen werden musste. Zusätzlich erschwert wurde der Prozess dadurch, dass das Einzugsgebiet auch Gebiete der Gemeinden Jaun, La Roche und Val de Charmey umfasste.

85 Millionen Franken investiert

1986 wurde die Integrale Berglandsanierung unter die Patenschaft des Gemeindeverbands Region Sense gestellt und als Spezialprojekt vom Staatsrat genehmigt. In den letzten 35 Jahren sind unzählige Vorhaben realisiert worden, insgesamt sind im IBS-Perimeter rund 85 Millionen Franken investiert worden. Allein in den ersten vier Jahren waren es 13 Millionen Franken.

Anfangs konzentrierten sich die Investitionen vor allem auf Zufahrten und Erschliessungen. Es wurden aber auch Bäche verbaut, Hänge stabilisiert, Entwässerungsgräben erstellt, Waldstücke zusammengelegt, Flächen aufgeforstet, Schutzwälder verjüngt, Alphütten renoviert, Bodenverbesserungsmassnahmen umgesetzt und so weiter. Ziel war es, alle nötigen Arbeiten koordiniert anzugehen. «Damit dies überhaupt möglich war, mussten neue Strukturen geschaffen werden», erklärte Anton Brülhart.

Vier solidarische Strukturen

Sein Vorschlag war, das 110  Quadratkilometer grosse Gebiet in vier Mehrzweckgenossenschaften aufzuteilen: eine für das Muscherntal, eine für den Plasselbschlund, eine für das Gebiet Schwyberg/Ättenberg und eine für das Schwarzseetal (siehe blauer Kasten). In diesen Körperschaften waren alle Grundeigentümer vertreten, sie konnten Ideen einbringen, Projekte vorschlagen und diese solidarisch finanzieren. Da auch alle involvierten Ämter des Kantons im Boot waren, konnten die administrativen Wege für Vorgesuche, Baugesuche und Subventionsanträge verkürzt werden.

An der Tagung vom Donnerstag erinnerte sich Daniel Kaeser an die Anfangszeit. Er war 1988 als Projektleiter zum IBS gestossen, als Projektkoordinator und auch als Geburtshelfer für die Genossenschaften. Es sei viel Überzeugungsarbeit notwendig gewesen. «Wir mussten erklären, was eigentlich geplant war», sagt er. Oft sei die Frage gestellt worden, wie es nach der Gründung der Genossenschaften weitergehe. «Wir haben gesagt, dass es weitergeht – auch wenn wir noch nicht genau wussten wie.» Er habe es als sehr spannend empfunden, den dicken Konzeptbericht vom Papier in die Praxis umzusetzen.

«Wir haben Programme erstellt, die wir nach Notwendigkeit, Vernunft, Machbarkeit und vor allem aufgrund der Finanzierungsmöglichkeiten geordnet haben.» Als besondere Errungenschaft erwähnte er, dass bei der Integralen Berglandsanierung ein Natur- und Landschaftskonzept erarbeitet worden sei, «vollkommen freiwillig», wie er betonte.

Immer mehr zu tun

Der Solidaritätsgedanke von damals habe noch heute Bestand, bestätigte Anton Ruf­fieux, Präsident der Integralen Berglandsanierung. «Alle ziehen am gleichen Strick.» In allen vier Körperschaften laufen derzeit mehrere Projekte (siehe Kasten). «Es werden nicht weniger, sondern mehr Projekte», führte er aus. Zugenommen hätten etwa die Arbeiten im Zusammenhang mit Unwetterschäden. «Früher hatten wir nur ab und zu einen Vorfall, jetzt praktisch jedes Jahr.»

Die Art der Projekte habe sich auch in anderer Hinsicht verlagert: Heute gehe es da­rum, die vor 30 Jahren erstellten Infrastrukturen zu unterhalten und zu erneuern. Mehr Gewicht hat die Sicherstellung der Wasserversorgung auf den Alpen erhalten. In diesem Bereich sind mehrere Projekte am Laufen. Dazu gehört etwa die Verbesserung der Wasser- und Stromversorgung im Brecca­schlund, ein Paradebeispiel dafür, dass das IBS-Konzept auch heute noch gut funktioniert (siehe Kasten).

Modell bleibt senslerisch

Weil die Integrale Berglandsanierung im Sense-Oberland so gut lief, gab es Bestrebungen, das Konzept auch auf andere Gebiete im Kanton zu übertragen, etwa den Vivisbach- und den Greyzerzbezirk. Dies gelang jedoch nur in kleinem Rahmen, einzig die Grundeigentümer an den Flanken des Käsebergs haben sich zu einer Art IBS-Region zusammengeschlossen.

Umso mehr weiss man im Bezirk die Pionierarbeit von damals zu schätzen. «Die Integrale Berglandsanierung ist ein Glücksfall für den Sensebezirk», betonte Oberamtmann Manfred Raemy. Der Schwarzsee könne vor allem deshalb als kantonaler Tourismusschwerpunkt auftrumpfen, weil die Landschaft so gut gepflegt sei.

Genossenschaften

40 Projekte sind im IBS-Gebiet am Laufen

«Die Arbeit geht uns nicht aus», sagte Anton Ruf­fieux, Präsident der Integralen Berglandsanierung, an der Tagung in Schwarzsee. Derzeit sind in den Mehrzweckgenossenschaften Ärgera-Höllbach, Muscherntal, Schwyberg-Ättenberg und Schwarzsee rund 40 Projekte mit Kosten von 22 Millionen Franken in der Planungs-, Ausführungs- oder Abrechnungsphase.

Am intensivsten ist es in der MZG Schwarzsee, wo 13 Projekte mit Kosten von 11,5 Millionen Franken laufen, darunter das grosse Wasser- und Stromversorgungsprojekt in der Brecca. An ihm sind vier Alpgenossenschaften und sieben Privateigentümer beteiligt. Es geht um Wasser für 1100 Tiere, 15 Alpen, teils mit Käseproduktion und Buvetten. Wie Projektleiter Marcel Thalmann vom Amt für Wald und Natur ausführte, hat das Projekt zum Ziel, alle Alpen mit durchschnittlich 30 bis 34 Litern Wasser pro Minute zu versorgen. Basis dafür sind die Quellen Oberi Rippa und Schneeweid. Um die Grund- und Notversorgung sicherzustellen, braucht es Leitungen (13 Kilometer), Zisternen, Tanks ein Reservoir und Pumpen.

Das alles kostet rund fünf Millionen Franken, wobei für die Grundeigentümer nach Abzug von Subventionen von Bund und Kanton ein Betrag von 1,77 Millionen Franken verbleibt. Weil die Brecca eine geschützte Landschaft ist, hat auch der Bund ein gewichtiges Wort mitzureden. Marcel Thalmann hofft, dass das Projekt im April öffentlich aufgelegt werden kann. Erst dann gibt es einen Grundsatzentscheid der Eigentümer für oder gegen die Umsetzung. Die Arbeiten sollen gemäss Plan diesen Herbst starten und etappenweise bis 2024 umgesetzt werden. «Es ist ein wegweisendes Projekt für andere Bergtäler», so Marcel Thalmann.

Zahlen und Fakten

Vier Genossenschaften

• Mehrzweckgenossenschaft Ärgera-Höllbach: 37 km2 Fläche, 90 Mitglieder, 16 km Wege;

• Mehrzweckgenossenschaft Muscherntal: 24 km2 Fläche; 47 Mitglieder, 20 km Wege;

• Mehrzweckgenossenschaft Schwarzsee: 26 km2 Fläche, 74 Mitglieder, 17 km Wege;

• Mehrzweckgenossenschaft Schwyberg-Ättenberg: 27 km2 Fläche, 142 Mitglieder und 180 Drittbeteiligte, 42 km Wege.

 

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